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Der Menschenbischof

Joachim Reinelt war fast ein Vierteljahrhundert Bischof. Seelsorger ist er immer noch.

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© Thomas Türpe

Von Thilo Alexe

Sein Wahlspruch lautet „Jesus in medio“. Jesus ist dabei, oder wie es im Matthäusevangelium heißt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Joachim Reinelt ist es gewohnt, dass Christen in der Minderheit sind. Abgeschreckt hat ihn das nie, Jesus ist ja dabei. Heute feiert der langjährige Bischof des Bistums Dresden-Meißen seinen 80. Geburtstag.

Vor vier Jahren wechselte der katholische Geistliche in den Ruhestand – was aber nicht Rückzug bedeutet. Reinelt ist aktiv als Seelsorger, er vertritt Priester, leitet Gottesdienste und übernimmt für das Bistum repräsentative Termine. „Es geht mir ausgezeichnet“, sagt er. „Ich freue mich, mit unseren Gemeinden zu feiern, dass ich so lange Dienst tun konnte.“

Der gebürtige Schlesier, der nach der Vertreibung seiner Familie in Radeberg aufwuchs, empfing 1961 im Bautzener Dom die Priesterweihe. Reinelt arbeitete als Seelsorger unter anderem in Gera, Freiberg und Ebersbach, 1966 wurde er Kaplan an der Dresdner Hofkirche. 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Dresden-Meißen. Im Jahr darauf fiel die Mauer, was auch Reinelts Arbeit immens veränderte. Bei seinem Abschied als Bischof sagte er, nach der Wende hätten etliche Verängstigte bei ihm Unterstützung gesucht. „Es gab viele, die in dem neuen Wettbewerb nicht mehr mitkamen.“

Reinelt gelang es, tragfähige kirchliche Strukturen zu etablieren. Und das in einem Land, in dem etwa drei Viertel der Menschen nicht konfessionell gebunden sind. In seiner Amtszeit gelang der Bau kirchlicher Schulen und Kindergärten, Altenheime und Beratungsstellen etwa für Suchtkranke und Wohnungslose.

Altministerpräsident Kurt Biedenkopf bescheinigte Reinelt bei dessen altersbedingtem Rücktritt eine „ernste Fröhlichkeit“. Er sei ein Menschen- und kein Schreibtischbischof gewesen. Zwei Nachfolger hat Reinelt bislang erlebt, Heiner Koch, der nach Berlin wechselte, und Heinrich Timmerevers. Beide feiern heute ab 18 Uhr mit Reinelt die Heilige Messe in der Dresdner Kathedrale. Nicht nur Musiker der Staatskapelle wirken mit. Angesagt hat sich eine Bläserkapelle aus Freiberg. Ihr Gründer heißt Joachim Reinelt.