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Der Hochzeitsbutler

Die Liebe brachte Holger Topf in die Lößnitz. Und auf eine ganz besondere berufliche Idee.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Beim Blick auf die Taschenuhr lächelt Holger Topf ein wenig. So als wollte er sagen, die Zeit ist zwar knapp, aber ausreichend für unser Programm. Zuversicht ausstrahlen, Aufregung vermeiden – auch das gehört zu den Aufgaben eines Butlers. Oder sollte es besser heißen, eines persönlichen Assistenten. Denn so wirkt der junge Mann in seinem eleganten grauen Anzug eher. Die weißen Handschuhe signalisieren, dass es sich um eine ganz besondere Assistenz handelt, die der Neuradebeuler anbietet.

Holger Topf schmunzelt wieder. Manchmal trifft er auf etwas ältere Vorstellungen von seinem Beruf. Der Butler ist der, der serviert und die Kartoffeln von A nach B trägt, der zum 50. Mal die Zeitung bügelt oder den Anzug aufdampft. Ein kleiner Teil seines Alltags. Neben der Aufsicht über das Hauspersonal, dem Organisieren von Empfängen und Inventar, dem Chauffieren. Manchmal kommen Kochen und Einkauf dazu. Als Allrounder will Topf dafür sorgen, dass seine Herrschaften, die Dienstherren, mehr Lebensqualität genießen können, weil sie von vielen Aufgaben entlastet werden. Nicht nur im Haushalt.

Das hat den aus dem Spreewald Stammenden schon in frühen Jahren interessiert. Den gelernten Zahntechniker zieht es schnell zu Gastronomie und Hotel. Im Schloss Lübbenau lernt er die Arbeit in Restaurant und Bankettbereich kennen. Und findet so zu seinem heutigen Beruf. Rüstzeug holt er sich auf der Butlerschule, arbeitet zehn Jahre in großen Privathäusern. Mehr würde er dazu nie sagen. Absolute Diskretion als oberstes Gebot.

Was einen Butler noch auszeichnet? Das Gespür für die Situation. Wann wird Tee ohne anzuklopfen serviert? Wann ist wortlose Kommunikation angebracht? Wie wird Knigge korrekt angewandt? Etikette und gutes Benehmen nennt Topf in einem Atemzug mit ethischen und moralischen Werten, spricht von gegenseitigem Umgang in Respekt und Würde.

Nicht nur im Dienst. Auch privat wirkt der 35-Jährige freundlich, aufmerksam, unaufdringlich interessiert. Persönliches allerdings erzählt er nur auf Nachfrage. Dass er 2012 wegen seiner Radebeuler Freundin hierher gekommen ist. Dass er den Kleinstadtcharakter mit der gewissen Abgeschiedenheit ebenso schätzt wie die Nähe zum Dresdner Trubel. Und dass es ihm der Lößnitzdackel angetan hat. Den hört er morgens um 7 Uhr pfeifen und freut sich darüber. Weil sich für ihn damit Nostalgie und Tradition verbinden bei der Vorstellung, wie einst die Herrschaft und ihr Butler mit dem Zug durch die Welt reisten. Das passt einfach, sagt Holger Topf.

Der junge schlanke Mann mit dem akkurat gekämmten Haar liebt seinen Beruf. Spricht geradezu begeistert davon. Dabei hat er sich vor vier Jahren neuen Aufgaben gestellt, betreibt nun selbstständig den Butler.Quality.Service. Er gibt Etikette-Kurse, schult Firmenmitarbeiter im Umgang mit Kunden, erklärt Kleiderordnung und Tischmanieren. Versorgt mit seinen Diensten regelmäßig Privathäuser, vor allem in Dresden, hat auch Stammkunden in Österreich und der Schweiz. Begleitet Auftraggeber auf Reisen. Wird zu Feierlichkeiten in Haushalten gerufen, oft zusammen mit Kollegen.

Nun hat er ein Projekt gestartet, das ihm besonders am Herzen liegt: „Der Hochzeitsbutler“. Geboren ist der Gedanke in der Coswiger Villa Teresa, im Vorfeld der Hochzeitsmesse 2015. Warum nicht das Brautpaar und seine Gäste an ihrem ganz besonderen Tag auch besonders unterstützen, sagte sich Holger Topf. Deshalb will er sich um Management und Koordination des Festablaufs kümmern. Nicht als Konkurrenz zu den Hochzeitsplanern, sondern als Ergänzung. Erste Interessenten gibt es bereits für all das, was der Hochzeitsbutler dem Paar Gutes tun kann. Von den Absprachen zum Programm bis zu einem besonderen Arrangement im Übernachtungszimmer der frisch Vermählten mit Willkommensbrief und Pralinen.

Das Projekt läuft jetzt an, sagt Holger Topf. Vielleicht gehört er selbst mal zu denen, die so etwas nutzen wollen. Dann einen Kollegen zu finden, der die Arbeit übernimmt, dürfte schwierig sein. Mit seinem Angebot ist der Hochzeitsbutler noch recht einmalig. Zumindest in Sachsen.