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Der gefährliche Bahnübergang

Erst stürzten etliche Radfahrer. Dann stand ein provisorisches Warnschild im Dippser Ortsteil Ulberndorf an der B 170. Jetzt gibt es eine radikale Lösung.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Der Übergang der Bahnstrecke in Ulberndorf über die B 170 hat sich nach dem Wiederaufbau der Weißeritztalbahn im August 2016 als Falle für Radfahrer entpuppt. Die Gleise queren dort im spitzen Winkel die Bundesstraße. Mehrfach waren Radfahrer, die dort bergab in Richtung Dippoldiswalde fuhren, ins Gleis geraten und gestürzt, manche so schwer, dass sie hinterher einen Arzt brauchten. Damit das nicht wieder passiert, ist die Unfallstelle jetzt in Richtung Dippoldiswalde für Radfahrer gesperrt.

Der Bahnübergang in Ulberndorf hat sich nach dem Wiederaufbau der Strecke der Weißeritztalbahn als Falle für Radfahrer entpuppt. Da die Schienen im spitzen Winkel die Straße queren, sind immer wieder Radfahrer in die Gleise geraten und gestürzt. Nun steht
Der Bahnübergang in Ulberndorf hat sich nach dem Wiederaufbau der Strecke der Weißeritztalbahn als Falle für Radfahrer entpuppt. Da die Schienen im spitzen Winkel die Straße queren, sind immer wieder Radfahrer in die Gleise geraten und gestürzt. Nun steht © Egbert Kamprath
© Koerner, Heidemarie

Der Bahnbau ist an der Stelle schneller vorangekommen als die Verkehrsregelungen. Diese sind erst im Nachhinein angepasst worden, als die ersten Unfälle schon passiert waren. Allein in den ersten Wochen im August 2016, als das Gleis in der Straße lag, aber noch gar keine Züge fuhren, ist schon ein halbes Dutzend Radfahrer im Gleis hängengeblieben und gestürzt, wie Anwohner berichten. Ulberndorfer beobachteten die Unfälle und warnten. Feuerwehrchef Carsten Börner, der auch in der Nähe des Übergangs wohnt, informierte den Stadtrat über das Geschehen. Ebenso Ulberndorfs Ortsvorsteher Sten Scannewin (Freie Wähler).

Den Winter über waren dann wenig Radler unterwegs, also passierte auch nicht viel. Doch im Frühjahr 2017 nahm die Zahl der Unfälle wieder zu.

Das selbst entworfene Warnschild

Also startete die Stadtverwaltung Dippoldiswalde eine Sofortmaßnahme und stellte im vergangenen Frühjahr eine große, selbst entworfene Warntafel auf. Das zeigte Wirkung. Seit sie steht, sind keine Unfälle mehr bekannt geworden. Carsten Börner bestätigt das. Ebenso Dippoldiswaldes Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) nach einem Blick in die Unfallstatistik.

Doch das war eine improvisierte Lösung. Die Straßenverkehrsordnung sieht so eine selbst gebastelte Warntafel nicht vor. Also musste eine Dauerlösung her. Eine Möglichkeit scheidet aus: Die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft sieht keinen Anlass, an dem Ulberndorfer Bahnübergang baulich etwas zu verändern, wie Betriebsleiter Mirko Froß sagt. Der Übergang sei nach den Plänen gebaut worden, die 2008 für den Neubau von Bundesstraße und Eisenbahnstrecke ausgearbeitet wurden. Diese entsprechen den fachlichen Vorschriften und sind so genehmigt worden.

„Es war nicht vorgesehen, dass hier Fußgänger oder Radfahrer die Schienen überqueren. Der Radweg führt hinten entlang“, sagt Froß. „Den auszuschildern, ist Aufgabe der Stadt.“ Daher hat das Dippoldiswalder Verkehrsamt parallel zum Aufstellen der provisorischen Tafel an einer Lösung gearbeitet, die mit dem Gesetz übereinstimmt und die mögliche Gefahren konsequent ausschließt. Es geht darum, die Radfahrer von dem gefährlichen Übergang ganz fernzuhalten.

Gefährlich ist es nur bergab

Durch Ulberndorf führt der Radweg von Dippoldiswalde nach Kipsdorf. Der verläuft auf Seitenstraßen parallel zur Bundesstraße. Dort war er früher aber nur zurückhaltend mit einem kleinen weiß-grünen Hinweisschild markiert. Ortsfremde haben das leicht übersehen. So sind sie mit dem Fahrrad auf der Bundesstraße geblieben und auf den Bahnübergang geraten. Die Lösung, die jetzt im Februar in Kraft getreten ist, hat eine längere Vorbereitung erfordert. Es gab mehrere Begehungen vor Ort mit dem Verkehrsamt der Stadt und der Straßenmeisterei.

Jetzt ist die B 170 auf einem Abschnitt von rund 500 Metern zwischen der Einmündung des Bergwegs und dem Bahnübergang für Radfahrer in Richtung Dippoldiswalde komplett gesperrt, nach allen Regeln der Straßenverkehrsordnung mit zwei entsprechenden Schildern markiert. Die erste Sperrscheibe steht an der Einmündung der Bergstraße. Das ist der entscheidende Punkt, denn dort müssen die Radler in den Bergweg einbiegen, um die Gefahrenstelle zu umfahren. Das ist jetzt auch deutlich mit einem gelben Umleitungsschild ausgeschildert. Der Radweg überquert dort zwar auch die Gleise, aber im rechten Winkel, und das ist ungefährlich. Weiter führt die Umleitungsstrecke dann über den Schulweg und die Alte Straße, die parallel zur Bundesstraße verlaufen. Nach dem Bahnübergang gelangen die Radler wieder zurück auf die B 170. Von dort geht es auf einem Radweg neben der Bundesstraße weiter, der gut sichtbar mit rotem Pflaster ausgelegt ist.

In der Gegenrichtung von Dippoldiswalde Richtung Schmiedeberg sind seit dem Wiederaufbau der Bahnstrecke keine Unfälle bekannt geworden. Das hat mehrere Gründe. Es geht leicht bergauf, sodass die Radfahrer in der Regel langsamer unterwegs sind. Außerdem ist der Winkel der Bahnschienen nicht ganz so spitz wie auf der gegenüberliegenden Seite. Außerdem macht die Bundesstraße an dem Bahnübergang auch eine leichte Kurve. Wenn die Radfahrer der folgen, geraten sie bergab leichter ins Gleis, bergauf verlaufen die Lenkbewegungen genau anders, sodass die Gefahr geringer ist. Daher sah das städtische Verkehrsamt keinen Anlass, die Bundesstraße auch in Richtung Schmiedeberg für Radler zu sperren.