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Der „Gärtner des Maharadschas“

Ein Junge aus armer Familie wird in der Ferne berühmt. In Bangalore ist Gustav Hermann Krumbiegel ein Star, sein Geburtshaus aus Blumen nachgebaut. Nun kommt er auch in Sachsen zu Ehren.

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Dresden.Späte Ehre in der Heimat: Jahrzehnte nach seinem Tod macht das Dresdner Schloss Pillnitz mit einem der bedeutendsten Landschaftsgestalter des 19. Jahrhunderts aus Sachsen bekannt. Unter dem Titel „Der Gärtner des Maharadschas - Ein Sachse bezaubert Indien“ feiert die Staatliche Schlösserverwaltung nach Angaben vom Donnerstag ein Themenjahr bis November.

Eine Büste des ehemaligen Pillnitzer Gärtnerlehrlings, Gustav Hermann Krumbiegel (1865-1956) steht in der Sonderausstellung.
Eine Büste des ehemaligen Pillnitzer Gärtnerlehrlings, Gustav Hermann Krumbiegel (1865-1956) steht in der Sonderausstellung. © dpa
Eine Elefantenstatue steht im Kuppelsaal von Schloss Pillnitz.
Eine Elefantenstatue steht im Kuppelsaal von Schloss Pillnitz. © dpa

Zum 150. Geburtstag wird damit auch in der Heimat ein Gartenkünstler geehrt, der in den Königlichen Gärten Pillnitz das grüne Handwerk lernte, sein Können in London bereicherte und in der Region Bangalore (Indien) zur Blüte trieb: Gustav Hermann Krumbiegel.

Ab Samstag stellt eine Ausstellung die seltene Karriere eines Jungen aus armer Familie dar, der in der Ferne ein Star wurde und Zuhause ein Unbekannter blieb. Rund 60 Dokumente, Urkunden, Bilder, Modelle und Gegenstände zeichnen Krumbiegels Leben und Werk nach. „Er war hier nie aktiv, es gibt keine Dokumente“, erklärte Kuratorin Anja Eppert die späte Entdeckung. Alles deute darauf hin, dass er nach der Lehre in der Ferne ein neues Leben anfangen wollte.

Krumbiegel wurde am 18. Dezember 1865 in Lohmen (Sächsische Schweiz) geboren und machte eine Gärtnerausbildung in Pillnitz. Über Schwerin und Hamburg kam er nach London, wo er 1888 als einer der wenigen Ausländer eine Anstellung in den Royal Botanic Gardens Kew erhielt - „der Traum eines Gärtners jener Zeit“, sagte Eppert, die Krumbiegels Spuren an Wirkungsstätten und in Archiven verfolgt hat. Dort vertiefte er sein Wissen in Botanik, Chemie und Physik.

„Krummie“, so sein Spitzname, galt als Spezialist für die Vermehrung tropischer Pflanzen und war 1893 Mitbegründer der Kew Guild, einer nach wie vor existierenden Vereinigung aller Gärtner und Mitarbeiter der Kew Gardens. Kurz danach zog es den 27-Jährigen fort nach Indien, wo er die Parks an sommerlichen Rückzugsorten der Maharadschas und Briten, Palastgärten in Bangalore und Mysore betreute und Versuche mit zahlreichen Nutzpflanzen wie Mango, Äpfel und Wein machte.

„Bangalores Ruf als Garden City gründet auf den von Krumbiegel konzipierten Maßnahmen zur Begrünung der Stadt“, sagte der dortige deutsche Generalkonsul Jörn Rohde. Sein Lebenswerk werde bis häufig als Vorbild für moderne Urbanität zitiert. Von Krumbiegels Ruhm künden im Neuen Palais die lebensgroße Nachbildung eines Elefanten der jährlichen Blumenschau in Bangalore und eine Büste, ein Geschenk aus Mysore.

Krumbiegel setzte sich auch für Bildung und Gesundheit der ländlichen Bevölkerung ein und warb für den Gartenbau. 1884 ernannte Maharadscha Krishnaraja Wodeyar IV. ihn zum Berater in Fragen der Gärten und Gestaltung. Der Mann aus dem Elbsandsteingebirge wirkte bis in die 1930er Jahre in Indien, wo er mit 91 Jahren starb und beigesetzt wurde.

„Für uns war es eine unerwartete Entdeckung“, sagte der Direktor der Schlösserlandverwaltung, Christian Striefler. Die Ausstellung sei dabei nur „die Vorspeise für ein opulentes Mahl“. Im Sommer werde sich Pillnitz in einen indischen Garten verwandeln mit Teppichbeeten, Blumentreppen und -skulpturen. „Farbenfroh und prachtvoll.“ (dpa)