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Der Forschungsplan zur Kopfhaut

Nordamerikanische Ureinwohner und das Radebeuler Karl-May-Museum streiten um ein Skalp: Nun hat das Museum einen Plan, wie gemeinsam dessen Herkunft erforscht werden soll.

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© ZB

Radebeul. 1.100 Dollar, eine Flasche Whiskey und eine Flasche Brandy soll er gekostet haben - der Skalp, um den das Radebeuler Karl-May-Museum seit Monaten mit nordamerikanischen Indianern streitet. Der Artist Patty Frank, aus dessen Sammlung das Museum 1928 entstand, soll ihn im Jahr 1904 dem Ojibwa-Stamm ordentlich abgekauft haben - zumindest der Legende nach. Wie er wirklich nach Sachsen kam, soll nun erforscht werden - gemeinsam mit den Ureinwohnern.

„Bis Ende August erhalten die Indianer Post von uns“, sagte der Kustos des Museums, Hans Grunert, der Nachrichtenagentur dpa. Der Vorstand habe diese Woche einem Plan zur Erforschung der Herkunft des umstrittenen Haarteils zugestimmt. Sowohl in Radebeul als auch in den USA soll in den nächsten Monaten Provenienz-Forschung betrieben werden. Auch Forschungsgelder sollen dafür beantragt werden.

Im März hatten Indianer des Stammes in einem Brief einen Haarschopf zurückgefordert, der sich seit mehr als 80 Jahren im Besitz des Museums befindet. Dort hatte man zunächst erklärt, den betroffenen Skalp wegen unklarer Herkunft behalten zu wollen. Nun soll die Herausgabe aber von den Ergebnissen der Forschung abhängig gemacht werden. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt - selbst die „New York Times“ hatte berichtet.

Über den genauen Inhalt des Briefs mit dem Forschungsplan sagte das Museum nichts. „Darüber wollen wir zuerst mit den Indianern reden“, erklärte Grunert. Es handele sich schließlich um ein gemeinsames Forschungsprojekt. Drei Monate sei an dem Plan gearbeitet worden. Im Juni hatten sich beide Seiten darauf auf dem Karl-May-Fest geeinigt und einen „Letter of understanding“ unterzeichnet. Seither gebe es einen „regelmäßigen und freundlichen Austausch“.

Insgesamt besitzt das Radebeuler Museum mehr als ein Dutzend Skalpe, die allerdings nicht mehr in der Ausstellung zu sehen sind. „Wir zeigen nur noch Attrappen“, so Grunert. (dpa)