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Der Barkas-Fledderer ist gefasst

Fingerabdrücke überführen jetzt den Täter, der eines der wertvollsten Autos aus dem DDR-Museum zerlegte.

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© André Wirsig

Von Peter Redlich

Der Anblick ist eher ein trauriger. Inmitten von ausgeschlachteten Fahrzeugen der DDR-Geschichte steht auch ein Barkas, stolz wie ein Leithirsch unter all den halben Trabi-Wracks. Standort für den Barkas ist die IFA-Werkstatt an der Leipziger Straße in Dresden, am Eingang zum Alten Schlachthof. Und das Fahrzeug mit den großen Werbeaufschriften vom Radebeuler DDR-Museum ist dort abgestellt, weil es vor fast genau zwei Jahren völlig gefleddert wurde.

Inhaber Peter Mögel hat den Barkas auf seinem Werkstattgelände am alten Dresdner Schlachthof stehen.
Inhaber Peter Mögel hat den Barkas auf seinem Werkstattgelände am alten Dresdner Schlachthof stehen. © André Wirsig

Damals rauschte der Fall durch die Presse. Hans-Joachim Stephan als Chef vom ehemaligen DDR-Museum in Radebeul hatte den edlen Barkas ganz bewusst in Moritzburg so platziert, dass ihn dort viele Touristen sehen und möglicherweise auch das Radebeuler Museum besuchen. Allerdings war das gerade für rund 8 500 Euro neu aufgebaute Fahrzeug auch einem Dieb aufgefallen. Die Überwachungskamera auf dem Schlossparkplatz hatte damals festgehalten, dass der Barkas am 16. April 2015 Punkt 0.23 Uhr wegfuhr. Nach Angaben der Polizei hatten der oder die Diebe danach auf dem Parkplatz am Mittelteichbad einige Runden mit dem Barkas gedreht, bevor sie ihn im Wald beim Frauenteich zerlegten. Und das fast komplett.

„Es fehlen Motor, Kühler, Frontmaske, Zusatzscheinwerfer, schwarze Kunstledersitze, weiß-grau-schwarz marmorierte Sitze, die Abdeckbleche des Motorraumes, ein RFT-Autoradio, Lenkradschalter, Lüfter und anderes“, zählte der Museumsdirektor damals auf. „Auch die Kennzeichen MEI-CJ 808 wurden entwendet. Alles sehr penibel ausgeführt. Nur der Koffer wurde an der Hecktür beim Aufbruch schwer beschädigt.“ Stephan vermutete, dass hier Kenner am Werk waren und möglicherweise auf Bestellung alles demontierten.

Heute steht fest, es war ein damals 21-jähriger Mann aus Radeburg. Jörg Kretzschmar, Kripochef für das Revier Meißen: „Wir hatten damals Fingerabdrücke und auch DNA-Spuren an Abrieb sichern können.“ Vor einigen Wochen ist dieser heute 23-Jährige erneut wegen eines Deliktes aufgefallen. Seine Fingerabdrücke wurden genommen und verglichen – Treffer.

Kretzschmar: „Es dauert manchmal etwas, bis wir Dinge aufklären können. Aber hier zeigte sich wieder, dass sich niemand sicher sein kann, nach einer Tat unerkannt zu bleiben.“ So sehr sich die Polizisten über den geklärten Fall freuen, seitens der Staatsanwaltschaft wurde das Verfahren zum gefledderten Barkas inzwischen eingestellt. Den Grund nennt Lorenz Haase, Sprecher der Staatsanwaltschaft: „In den Akten steht, dass Zigarettenkippen neben dem Auto mit DNA einer Person gefunden worden sind. Die Beweislage ist dünn.“

Ob die Teile damals über Ebay verkauft worden sind oder ein Abnehmer sie bestellt hatte, ist ungeklärt und heute wahrscheinlich nicht mehr herauszufinden. Der Täter schweigt offenbar zu seinem Diebstahl.

Was wird nun aus dem Barkas? Hans-Joachim Stephan würde ihn gerne wieder aufbauen. Peter Mögel, Inhaber der IFA-Werkstatt schätzt, dass das mindestens 5 000 Euro kosten würde. Die müsste sich Stephan über ein Zivilverfahren am Gericht einklagen. „Mal ganz abgesehen davon, dass einzelne Teile wie eine Sitzbank oder der Kühlergrill für diesen Barkas eine absolute Rarität und kaum noch original zu beschaffen sind“, so Mögel.