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Dauban hat die schönste Wiese

Über 3000 Gladiolen blühen auf dem ehemaligen Armeegelände. Sie sind zum Naturwunder 2017 gekürt.

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© Sachsenforst/Dirk Weis

Von Steffen Gerhardt

Dauban. Der Leiter des Biosphärenreservates hatte sich extra ein auf Leinwand aufgezogenes Foto mit rotblühenden Gladiolen unter den Arm geklemmt, als er Dienstagmittag zu „Deutschlands schönster Wiese“ ging. Denn dieser Fleck Natur nahe Dauban ist von der Heinz-Sielmann-Stiftung ausgezeichnet worden. In einer Abstimmung zu Deutschlands Naturwundern 2017. Insgesamt 4446 Leute beteiligten sich daran und stimmten mit fast 19 Prozent für die Gladiolenwiese auf dem ehemaligen Armeegelände. Die Ehrung erfolgt zwar in einer Jahreszeit, in der keine Gladiole mehr auf einer Wiese steht. Deshalb war das von Torsten Roch mitgebrachte Foto richtig, damit sich die zahlreichen Gäste und Mitarbeiter von Reservat und Sachsenforst ein Bild machen konnten, weshalb die jetzt von Wildschweinen zerfurchte Wiese zum Gewinner der Naturwunderwahl 2017 wurde.

Annett Hertwig, Leiterin der Naturschutzstation, hält den Preis hoch. Im Hintergrund Vorstand Michael Beier von der Heinz-Sielmann-Stiftung, Reservatsleiter Torsten Roch und Michael Diekamp von der DBU Naturerbe GmbH (v.l.).
Annett Hertwig, Leiterin der Naturschutzstation, hält den Preis hoch. Im Hintergrund Vorstand Michael Beier von der Heinz-Sielmann-Stiftung, Reservatsleiter Torsten Roch und Michael Diekamp von der DBU Naturerbe GmbH (v.l.). © André Schulze

Torsten Roch freut sich über die Entscheidung des Publikums: „Die Gladiolenwiese ist ein Schatz der Oberlausitz. Die Auszeichnung rückt die mühevolle Pflege von Orchideen- und Gladiolenwiesen in den Fokus.“ Heute gibt es in der Oberlausitz wieder 18 bekannte Vorkommen der Wiesen-Gladiole, die unter Botanikern eigentlich als Dachziegelige Siegwurz bekannt ist. Torsten Roch betont, der Naturschutzerfolg sei vielen verschiedenen Akteuren zu verdanken, die sich wie der Sachsenforst für die Oberlausitz engagieren.

Gepflegt wird die Wiese durch den Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Annett Hertweck von der Naturschutzstation Östliche Oberlausitz berichtet, dass sich diese Arbeit auszahlt. „Blühten mit Übernahme der Wiese noch 30 Gladiolen im Frühsommer, so waren es in diesem Jahr 3300 Pflanzen.“ Die Bemühungen um den Erhalt und der stetigen Pflege der Wiese zahlen sich also aus, berichtet Sachsenforst-Sprecherin Christina Schmidt. Als Flächeneigentümerin hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt Naturerbe mit dem Bundesforst die Verantwortung für den Naturschatz übernommen. Die Verwaltung des Biosphärenreservats führt ein intensives Monitoring durch und unterstützt Wiederansiedlungsprojekte für die Gladiolen.

Dass sich dieses farbenprächtige Kleinod überhaupt entwickeln konnte, verdankt es seiner Lage auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Offiziershochschule Löbau. Horst Riese als letzter Kommandeur sagte, dass den Beschäftigten und Armeeangehörigen schon bewusst war, was für eine Vielfalt an Natur sich in dem Übungsgelände entwickelt hat. Aber zu ihrer Pflege fehlten Zeit und Geld. Schießbahnen vom Gestrüpp freizuhalten war da viel wichtiger. Dennoch gab er den heutigen Eigentümern den Rat, mit den Einwohnern gut zusammenzuarbeiten, so wie er es als Kommandant auch getan hat. Schließlich geht es darum, das buchstäblich Gewachsene zu erhalten – und dazu braucht man auch das Verständnis und Interesse der Bürger.

Die Gladiolenwiese soll nicht zum Ziel eines Massentourismus werden, auch wenn sie durch den zum achten Mal ausgetragenen Wettbewerb jetzt bundesweit bekannt ist. Sie bleibt aber auch keinem verwehrt – sie befindet sich auf frei zugänglichen Gelände. Die Reservatsverwaltung überlegt, Führungen anzubieten, wenn die Wiese in Blüte steht. Doch zunächst ist ein Fachkollogium mit Botanikern geplant. Das soll im kommenden März stattfinden.