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Das Wasser wird knapp

Der Klimawandel führt zu längeren Trockenperioden. Zwei Regionen sind besonders gefährdet.

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© Robert Michael

Von Thilo Alexe

Weniger Niederschlag, steigende Temperaturen und mehr Verdunstung – Sachsen muss sich auf einen umfassenden Wandel seines Klimas einstellen. Die Erwärmung hat bereits jetzt Folgen für den Wasserhaushalt. Extremereignisse, teilt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit, häufen sich. Dazu zählen Fluten, vor allem aber langanhaltende Niedrigwasserperioden. Flüsse können zumindest zeitweise versiegen, der Grundwasserstand sinkt.

Wo ist eigentlich die Elbe?

Die Elbe in Dresden: Pfützen zwischen den Steinen weisen darauf hin, dass sich der Fluss sehr weit in sein Bett zurückgezogen hat. Künftig dürfte er das noch häufiger tun.
Die Elbe in Dresden: Pfützen zwischen den Steinen weisen darauf hin, dass sich der Fluss sehr weit in sein Bett zurückgezogen hat. Künftig dürfte er das noch häufiger tun.
Die Klimaerwärmung hat bereits jetzt Folgen für den Wasserhaushalt. Extremereignisse, teilt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit, häufen sich.
Die Klimaerwärmung hat bereits jetzt Folgen für den Wasserhaushalt. Extremereignisse, teilt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit, häufen sich.
Dazu zählen Fluten ... (Archivbild vom 05.06.2013)
Dazu zählen Fluten ... (Archivbild vom 05.06.2013)
... vor allem aber langanhaltende Niedrigwasserperioden.
... vor allem aber langanhaltende Niedrigwasserperioden.
Schwierigkeiten sieht Norbert Eichkorn, Chef des Landesumweltamtes, für die Elbschifffahrt. „Wir werden an mehr Tagen Niedrigwasser haben.“
Schwierigkeiten sieht Norbert Eichkorn, Chef des Landesumweltamtes, für die Elbschifffahrt. „Wir werden an mehr Tagen Niedrigwasser haben.“
Flüsse können zumindest zeitweise versiegen, der Grundwasserstand sinkt.
Flüsse können zumindest zeitweise versiegen, der Grundwasserstand sinkt.
Eichkorn warnt allerdings vor Panikmache. Trinkwasserknappheit wird es nach seiner Einschätzung nicht geben.
Eichkorn warnt allerdings vor Panikmache. Trinkwasserknappheit wird es nach seiner Einschätzung nicht geben.

„Das Wasser wird knapper in Sachsen“, sagt der Präsident des Landesamtes, Norbert Eichkorn. Das kann, wenn sich das Land nicht darauf vorbereitet, gravierende Auswirkungen haben. Die Experten des Landesamtes haben im Rahmen einer sogenannten Klimadiagnose ermittelt, dass die Niederschläge zum Auftakt der Vegetationsperiode vorübergehend weniger werden. Stellen sich Landwirte nicht darauf ein, droht ein Teil der frischen Saat zu vertrocknen.

Auch zunehmende Wärme wirkt sich auf den Wasserhaushalt aus. Klimaprojektionen gehen davon aus, dass bis zum Ende des Jahrhunderts eine Temperaturerhöhung um bis zu 3,5 Grad Celsius möglich ist. Tritt das Szenario ein, verdunstet auch mehr Wasser. Landesamtspräsident Eichkorn geht davon aus, dass sich die Verdunstung bis 2050 um zehn Prozent, bis 2100 sogar um 15 Prozent erhöhen kann.

Der prognostizierte Wandel hat zudem Effekte auf das Grundwasser. Es würde weniger. Auch Grundwasser fließt – in der Regel in Flüsse. Der Abfluss kann sich nach den Berechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts um die Hälfte erhöhen. Das heißt: Der Grundwasserstand nimmt womöglich deutlich ab.

Eichkorn warnt allerdings vor Panikmache. Trinkwasserknappheit wird es nach seiner Einschätzung nicht geben. Unter anderem deshalb, weil der Verbrauch angesichts sinkender Einwohnerzahlen ohnehin geringer wird. Ohnehin sind die Sachsen deutsche Sparmeister beim Wasserverbrauch. Zu DDR-Zeiten betrug dieser rund 200 Liter pro Tag, jetzt sind es 85 und damit deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt (130). Ferner verweist Eichkorn auf Investitionen in die Technologie der Wasserversorgung. Dank neuer Möglichkeiten bei der Bewässerung sei es auch für Agrarunternehmer weiter möglich, wirtschaftlich zu arbeiten.

Schwierigkeiten sieht der Chef des Landesumweltamtes für die Elbschifffahrt. „Wir werden an mehr Tagen Niedrigwasser haben.“ Zudem erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit von Fluten. Auch dann sei die Elbe für Schiffsverkehr nicht nutzbar.

Um die vielschichtigen und regional unterschiedlichen Herausforderungen anzugehen, stellt das Landesamt ein umfassendes Datenpaket zur Verfügung. Das im Internet allgemein zugängliche Angebot richtet sich vor allem an Stadtplaner, Wasserversorger, Kraftwerksbetreiber, Kommunen und Landwirte. Das ausgebaute Portal liefert landesweite Wasserhaushaltsdaten – sowohl aktuelle als auch Prognosen. Für einzelne Gewässer und Regionen können unter anderem Klimaszenarien und Voraussagen zum Grundwasser durchgerechnet werden.

Besonders stark werden der Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit im Freistaat voraussichtlich in der Lausitz und in Nordsachsen zu spüren sein, wie Karin Kuhn vom Landesamt sagt. Dort könnten kleinere Flüsse wie etwa die Parthe vorübergehend austrocknen. Geringere Auswirkungen dürften sich in den Kammlagen des Erzgebirges zeigen.

Unlängst hatte Umweltminister Frank Kupfer (CDU) gemahnt, aus dem Weltklimabericht Konsequenzen zu ziehen. Dann könne dem Wandel „regional nachhaltig“ entgegengewirkt werden.

www.wasserhaushaltsportal.sachsen.de