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Das Klo im Wald

Wenn man eine Toilette braucht, ist oft keine da. In Schmölln gibt’s eine in der Natur - kein 0815-Bau, sondern ein Hingucker.

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© Ingolf Reinsch

Von Ingolf Reinsch

Schmölln. Ein Klo im Grünen. Einem Kollegen fiel da als erstes der angegraute Witz von der sibirischen Waldtoilette ein. Zwei Stöcke. Einer zum draufsetzen, der andere um die Wölfe zu verjagen. Den Schmöllnern dürfte man damit nur ein müdes Lächeln entlocken. Sie errichteten auf ihrem Hausberg, dem Oberhofberg, eine gediegene Toilette. Kein 0815-Bau, sondern ein Hingucker im Stil einer Finnhütte, die sich gut in die Landschaft einfügt. Durch die Tür an der hinteren Seite kann man oder frau schnell mal verschwinden, sogar ganz diskret.

Tino Langner, unterstützt von anderen Leuten aus Schmölln und umliegenden Orten, baute das WC – in diesem Fall nicht Wasser-, sondern Waldk(c)losett – in ihrer Freizeit. Eigentlich hatten sie das Klo in Form eines Hochstandes errichten wollen. Doch das hätte Kinder möglicherweise zum Klettern eingeladen und wäre so zur Gefahr geworden. Also kamen der Schmöllner Tino Langner, der Tröbigauer Achim Meißner und der Demitzer Stefan Schwarze auf die Idee mit der Finnhütte.

Genutzt wird das WC zu Veranstaltungen, wie beispielsweise dem Bergsingen, dem Drachenfest oder auch dem jährlichen Berggottesdienst. Auch privat darf man nach Anmeldung bei Tino Langner auf dem Oberhofberg feiern und bekommt dann den Schlüssel für die Toilette. Der Handwerksmeister ist nicht nur Nachbar des Aussichtsplateaus, sondern auch dessen Grundstückseigentümer.

Viele gaben Geld dazu

Im Alltag ist die Toilette verschlossen. Viele bedauern das. „Manchmal echt schade, weil es ja ein beliebtes Spaziergangsziel ist. Aber wahrscheinlich würde es sonst wieder zerstört werden von irgendwelchen Kaputten“, heißt es in einem Kommentar auf der Facebookseite der Bischofswerdaer SZ. Tino Langner bestätigt das: Wegen der Gefahr des Vandalismus könne das WC nicht ständig geöffnet sein. 250 Euro kostete allein das Porzellanbecken. Viele Schmöllner haben dafür Geld gegeben.

Am Oberhofberg hängt das Herzblut vieler Dorfbewohner. Man hat von der kleinen Anhöhe nicht nur einen schönen Blick auf den Ort. Man sieht bis Bischofswerda, und geht man ein paar Schritte weiter, schaut man auf den Valtenberg. 2004 bauten Tino Langner und seine Freunde einen überdachten Grillplatz. Es gibt mehrere Sitzbänke, Infotafeln und seit kurzem auch eine Futterkrippe mit duftendem Heu.