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Das kleine Paradies

Die Wochenenden auf dem Zeltplatz in Oberau sind für zwei Dresdner Familien mehr als nur Camping.

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© Andreas Weihs

Von Stephan Hönigschmid

Niederau. So lässt es sich leben. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen sitzen die Familien Schreyer und Mickan am Sonnabend gemütlich mit ihren Kindern vor dem Wohnwagen und spielen Karten. Inmitten des kleinen Wäldchens auf dem Oberauer Zeltplatz lässt es sich bei diesem Wetter gut aushalten, weil die Bäume verhindern, dass die pralle Sonne auf den Wohnwagen scheint. Immer wieder weht auch ein frisches Lüftchen.

Auch den Kindern Carlyle, Niclas und Luca wird es hier nicht langweilig. Erst recht, wenn der See zum Baden lockt.
Auch den Kindern Carlyle, Niclas und Luca wird es hier nicht langweilig. Erst recht, wenn der See zum Baden lockt. © Andreas Weihs

„Wir finden es sehr schön hier, weil es so ruhig ist und der See gleich vor der Haustür liegt“, sagt Daniel Schreyer. Seine Frau Michele ergänzt: „In der Natur kann man gut vom Alltagsstress abschalten. Außerdem können sich unsere Kinder Niclas und Luca frei bewegen, ohne dass wir sie die ganze Zeit beaufsichtigen müssen.“ Auf dem Zeltplatz sind die Schreyers mittlerweile schon „alte Hasen“. Seit 2009 kehren der Bauleiter und die Mitarbeiterin einer Krankenkasse ihrem Wohnort Dresden ab dem Frühjahr Wochenende für Wochenende den Rücken und machen sich auf nach Oberau.

„Wenn das Wetter mitspielt, kommen wir in der Regel Freitagnachmittag her und bleiben bis Sonntagabend“, sagt Michele Schreyer. Während der Woche sei es hingegen kaum möglich zu übernachten, weil sich das nicht mit den Schulzeiten der Kinder vereinbaren lasse, sagt die 34-Jährige. Vor diesem Hintergrund genießt die Familie jeden Aufenthalt umso bewusster. Ihr zu Hause besteht in dieser Zeit aus einem siebenmal zwei Meter großen Wohnwagen mit Vorzelt und einer Terrasse mit Blick auf den See.

Anders als im Alltag in Dresden lassen es die Schreyers beim Campen etwas entspannter angehen und strukturieren den Tag nicht streng von morgens bis abends durch. „Wir schlafen so lange, bis wir wach werden, frühstücken dann im Freien und tun einfach, worauf wir Lust haben.“ Manchmal sitze man mit anderen zusammen und unterhalte sich oder lese ein Buch, das man bisher nicht geschafft hat. Abends werde zudem häufig gegrillt, sagt Daniel Schreyer. Bei hohen Temperaturen liegt die Freizeitgestaltung ohnehin auf der Hand. Dann lädt der See zum Baden ein.

„Dadurch, dass wir oft hier in Oberau waren, konnten meine Söhne Niclas und Luca beizeiten schwimmen“, sagt Michele Schreyer. Vorteilhaft sei auch, dass die acht und zwölf Jahre alten Kinder auf dem Zeltplatz einmal von den sonst allgegenwärtigen elektronischen Geräten wegkommen. „Fernsehen, Smartphone oder Tablet spielen keine Rolle, weil die Kinder den ganzen Tag in der Natur herumtoben. Das ist eigentlich nur ein Thema, wenn es mal regnet oder wir zu Ereignissen wie Fußballwelt- oder Europameisterschaften gemeinsam mit den Nachbarn ein eigenes Public Viewing veranstalten“, sagt die 34-Jährige.

Zu Hilfe kommt bei der Technik-Abstinenz auch das mangelhafte Mobilfunknetz. „Das Signal ist so schwach, dass man das Handy kaum nutzen kann. Das ist im Übrigen nicht nur günstig für die Kinder, sondern auch für uns Erwachsene“, sagt Daniel Schreyer, der in den vergangenen acht Jahren auf dem Campingplatz eine interessante Beobachtung gemacht hat. „Als wir neu waren, haben auf dem Platz überwiegend ältere Leute gezeltet. Im Laufe der Zeit sind jedoch zunehmend junge Familien mit kleinen Kindern hinzugekommen“, weiß der 37-Jährige.

An einem Neuzugang waren die Schreyers sogar maßgeblich beteiligt. „Wir wohnen in Dresden-Leutewitz gemeinsam in einem Haus und sind durch Daniel und Michele auf den Zeltplatz aufmerksam geworden“, sagt Daniel Mickan, der mit seiner Frau Mandy sowie dem einen Monat alten Konstantin und dem achtjährigen Carlyle vor Ort ist. „Wir finden es ideal, weil Oberau nicht zu weit entfernt, aber gleichzeitig auch nicht zu nah ist.“ Er sei als Kind selbst viel in der Natur gewesen und möchte, dass auch seine Kinder möglichst oft draußen sind, sagt der 40-Jährige, der ebenso wie seine 28-jährige Frau als Heilerziehungspfleger arbeitet. Hinzu kommt: „Wir wohnen in Dresden im Dachgeschoss. Bei Hitze ist es hier im Wald im Wohnwagen unter den Bäumen wesentlich kühler“, sagt Mandy Mickan.