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Das Haus wird wieder aufgebaut

Ein Brand hat einem Mann aus Sornßig nahe Löbau vor zwei Wochen fast alles genommen. Doch nun schöpft er Hoffnung.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Sornßig. Jeden Tag steigt Frieder Garten den steilen Weg zu seinem Grundstück hinauf. Schließlich müssen die Schafe gefüttert werden. Wohnen kann er seit jener schrecklichen Nacht vom 16. auf den 17. November in seinem Haus nicht mehr. Schwarz verkohlt ragen die Dachbalken in den Himmel. Die Fensterscheiben sind geschmolzen. Die geliebten Bücher und der gesamte Hausrat, verbrannt.

Die Bilder des Feuers haben sich fest in Frieder Gartens Gedächtnis eingebrannt. Kurz nach 22 Uhr hatte er sich, an jenem Abend nach getaner Arbeit schlafen gelegt. Nur drei Stunden später wurde der Sornßiger von einem Geräusch wach, das sich anhörte, als wären tausend Mäuse im Haus zugange. Doch das Knistern waren bereits die Flammen, die sich rasend schnell ausbreiteten. Schlaftrunken suchte Frieder Garten nach dem Lichtschalter und dem Telefon. Doch beides war bereits tot. In seiner Not – denn auch das Handy funktionierte nicht mehr richtig – klingelte er seinen Nachbarn aus dem Bett, der unverzüglich den Notruf wählte.

Nichts mehr zu retten

„Nach zehn Minuten war die Feuerwehr da, aber mir kam es vor, wie eine halbe Ewigkeit“, sagt Frieder Garten. Die Feuerwehrleute hätten sehr professionell agiert. Sie nutzten neben dem Wasser aus ihrem Tanklöschfahrzeug auch den kleinen Feuerlöschteich neben dem Haus, den Frieder Garten sorgsam in Ordnung hält. Doch auch von weiter her musste das Wasser herangeführt werden. Die Kameraden konnten verhindern, dass das Feuer auf die benachbarte Scheune übergriff. Doch im Wohnhaus war buchstäblich nichts mehr zu retten.

Besonders tragisch: Seit Oktober 2016 hatten Handwerker das Haus gedämmt und mit einer schönen Holzverblendung versehen sowie neue Fenster eingebaut. Die letzten Arbeiten waren erst kurz vor dem Brand fertig geworden. „Ich habe noch längst nicht alle Handwerkerrechnungen bezahlt“, sagt Frieder Garten. Demnächst sollte im Keller eine Zentralheizung eingebaut werden.

„Hätte ich den Brand nur ein paar Minuten später bemerkt, hätte ich tot sein können“, sagt Frieder Garten. Doch gerettet hat er buchstäblich nur sein nacktes Leben. „Ich stand im Schlafanzug und Pantoffeln vor dem Haus und nur das Handy in der Hand“, erinnert sich der Sornßiger. Sein Nachbar half ihm mit Kleidung aus. Bereits in der Brandnacht hätten ihm zahlreiche Einwohner ihre Hilfe zugesichert – und dies auch eingelöst.

Welle der Hilfsbereitschaft

„Ich bin ganz überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft“, sagt er dankbar. Viele Geld- und Sachspenden erreichten ihn. Momentan wohnt Frieder Garten in einer Ferienwohnung im Schloss Sornßig, die ihm Schlossherr Michael Bartke kostenfrei zur Verfügung stellt. Die Gemeinde Hochkirch hat ihm unbürokratische Hilfe zugesichert. So konnte er bereits neue Ausweispapiere in Empfang nehmen.

Ab Donnerstag will der Berufsschullehrer auch wieder zur Arbeit nach Dresden fahren, nachdem er, seit dem Brand von der Arbeit freigestellt war. Seit Jahren läuft Frieder Garten jeden Tag und bei jedem Wetter zu Fuß die etwa vier Kilometer von seinem Haus bis zum Bahnhof nach Pommritz, um von dort in die Landeshauptstadt zu fahren.

Dass er seinen Hausrat und die Möbel verloren hat, schmerzt Frieder Garten weniger, als der Verlust seiner Bücher und vor allem der persönlichen Erinnerungsstücke an seine Familie. Seine Großeltern hatten das Haus 1948 aufgebaut. Seine Eltern waren mit ihm 1958 hierhergezogen. Nachdem er nach dem Studium einige Jahre in Leipzig gewohnt hatte, zog er 1997 in sein Elternhaus zurück. Für den Sornßiger, der im kommenden Frühjahr in Rente geht, steht fest: Das Haus wird wieder aufgebaut. Denn es sollte, sein Alterssitz werden. Nach Angaben der Versicherung stehen die Aussichten dafür gut. Die Brandursachenermittler seien inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass ein technischer Defekt in der Heizanlage die Ursache des Feuers war.