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Danke, Lebensretter

Vor 30 Jahren ertrank fast ein Junge im Löbauer Herrmannbad. Michael Queißer holte ihn zurück ins Leben.

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© Rafael Sampedro

Von Nadine Franke

Die Lippen waren blau, die Atmung hatte ausgesetzt und der Puls war nicht ertastbar. Im Sommer 1986 war der sechsjährige René klinisch tot. Nur der schnellen Reaktion des Schwimmmeisters Michael Queißer ist es zu verdanken, dass er im Löbauer Herrmannbad mit einem Schreck davon kam. Doch Queißer weiß: „Er hatte viel Glück. Es war eine Sache von Sekunden. Ich sah, wie er unterging, und handelte sofort.“ Plötzlich ging alles völlig automatisch. Queißer wendete an, was er gelernt hatte und holte den Jungen mit Mund-zu-Mund-Beatmung ins Leben zurück.

Am Donnerstag konnte René seinen 36. Geburtstag feiern. Er und seine Familie haben nie vergessen, was der Schwimmmeister für René getan hat. Seiner Mutter gelang es, Queißer ausfindig zu machen, um sich mit einem Brief und kleinen Geschenken zu bedanken. Die Familie lebt heute in der Nähe von Trier. Leider ist es René nicht gut ergangen. Seit einem Autounfall 2000 sitzt er im Rollstuhl. Trotzdem ist er dankbar für sein Leben.

Auch Michael Queißer hat den Tag nie vergessen, an dem er René rettete. Damals waren 1 700 Besucher im Herrmannbad. Er sah den Sechsjährigen unter der Rutsche, wie er ganz leicht mit den Armen ruderte. „Aber plötzlich war er weg“, erinnert sich Queißer, „Ich habe es noch genau vor Augen. Hätte ich eine Sekunde später hingesehen, wäre er bereits untergegangen und hätte es nicht geschafft.“ Noch heute sitzt der Schock tief. Der Schwimmmeister freut sich über den neuen Kontakt zu René, doch es wühlt auch die Erinnerungen auf. „Obwohl René ein Fremder ist, fühlen wir uns seitdem irgendwie verbunden.“ Zum Glück brauchte es in Queißers 38 Jahren als Schwimmmeister nie wieder eine Reanimation, aber jede Rettungsaktion erinnert ihn an diesen Tag.