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„Da möchte ich noch ein bissel dabei sein“

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung wird 60. Doch statt groß zu feiern, geht er lieber spazieren.

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© dpa

Immer ein Anlass zurückzuschauen, so ein runder Geburtstag. Doch Burkhard Jung hält sich zu seinem 60. nicht lange damit auf. Die aktuelle Politik beschäftigt Leipzigs Oberbürgermeister viel zu sehr. Gerade jetzt, da die Neuauflage der Großen Koalition in Berlin ansteht, hat der SPD-Politiker einen Wunsch: „Hört zu, geht auf die Menschen zu, sprecht nicht von oben herab, werbt um Vertrauen und arbeitet.“

Er glaube, so Jung, dass man in der Nähe zu den Menschen bei den Bürgern wieder an Akzeptanz gewinnen werde. „Und da haben wir aus der kommunalen Ebene, als Bürgermeister, als Landräte und als ehrenamtliche Stadträte, denke ich, eine direkte, unmittelbare Begegnungsebene, die oftmals in Berlin fehlt.“

Burkhard Jung stammt ursprünglich aus Siegen, studierte später in Münster Germanistik und Theologie. Er unterrichtete als Lehrer Deutsch und Religion. 1991 kam er nach Leipzig, um als Schulleiter das neugegründete Evangelische Schulzentrum mit aufzubauen. Erst mit der Jahrtausendwende trat er in die SPD ein, bereits sechs Jahre später stand er als Spitzenkandidat auf dem Zettel zur Oberbürgermeisterwahl – und wurde prompt gewählt. Seither lenkt er die Geschicke der Stadt.

Ans Aufhören denkt er auch zum 60. noch lange nicht: „Wenn ich gesund bin, wenn ich kräftig genug bin, gehe ich davon aus, dass meine Partei mich noch einmal vorschlagen wird, und dann trete ich 2020 noch einmal an.“ Eine volle Amtsperiode von sieben Jahren wird es aber wohl nicht mehr werden. „Nach heutigem Stand würde ich sagen, ich fühle mich kräftig, die Stadt blüht und gedeiht, und da möchte ich noch ein bissel dabei sein.“

Der Vater von vier erwachsenen Kindern hat sich 2014, nach 34 Jahren, von seiner Frau getrennt. „Ich glaube, dass er ein hervorragender Pädagoge ist“, sagte seine Ex-Frau Juliane Kirchner-Jung damals der Bild-Zeitung. „So habe ich ihn kennengelernt und gern erlebt. Die Politik hat ihn verändert.“ Die Scheidung sei jedoch „ein gemeinsamer Beschluss“ gewesen.

Zu seinem 60. Geburtstag will Leipzigs OB nach der offiziellen Feier im Rathaus den Tag im privaten Kreis ausklingen lassen. Eine große Party soll es nicht geben. „Ich habe mir zwei Tage Urlaub genommen, und wir werden wegfahren, um einfach auch mal ein bisschen aufzutanken, Luft zu holen und in der Natur den einen oder anderen Spaziergang zum Selbstfinden zu unternehmen.“ (SZ/tig mit dpa)