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Chemnitz sucht den Super-Hund

Zehn Hunde stellen sich zur Wahl, vier werden ausgesucht, einer erobert die Herzen: Beim Casting für die Operette „Südseetulpen“ verguckt sich der Regisseur in eine Basset-Dame.

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Von Martin Kloth

Chemnitz. Treuer Blick, entspannte Haltung, natürliche Präsenz: Auf dem abgeschabten Parkett des Probenhauses wurde ein Star geboren. Harriett Lady of Orplid, fast sechs Jahre alte Bassett-Dame von edlem Geblüt, hat beim Casting für die Operette „Südseetulpen“ die Herzen im Sturm erobert. „Der Bassett war mein Liebling. Das ist unser Star“, sagte Regisseur Robert Lehmeier am Montagabend nach der Hundeschau für die Oper Chemnitz. Und auch Sylvia Schramm-Heilfort war hin und weg. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmte die Schauspielerin, die die Hunde auf die Bühne führte und ihr Verhalten testete.

Die Hundebesitzerin Janine Moll wartet auf den Auftritt ihrer Hunde
Die Hundebesitzerin Janine Moll wartet auf den Auftritt ihrer Hunde © dpa
Für die Operettenproduktion Südseetulpen sucht das Theater einen typisch englischen Hund.
Für die Operettenproduktion Südseetulpen sucht das Theater einen typisch englischen Hund. © dpa

Die Oper Chemnitz wagt sich im kommenden Jahr an das rar gewordene Genre Operette - und das auch noch mit einer Uraufführung. Das Haus bringt am 14. Januar das Auftragswerk „Südseetulpen“ auf die Bühne. „Das Genre wird heute nicht mehr bedient“, sagte Regisseur Lehmeier. Nachdem die Operette in zwei Akten von Benjamin Schweitzer schon zweimal verschoben wurde, setzt der im Musiktheater erfahrene Regisseur nun den Stoff um und sieht der Premiere mit Vorfreude entgegen. „Das ist immer spannend“, sagte er.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Geschäftemacher im England des frühen 18. Jahrhunderts, die nur mit einem Handelsprivileg und einer Blumenzwiebel die Aktienkurse beflügeln - bis das Ganze auffliegt. Verquickt wurden dabei von Komponist Schweitzer und seinem Librettisten Constantin von Castenstein zwei historische Ereignisse: die Große Tulpenmanie in Holland von 1637 und die Südseeblase in England von 1720. Man gehe mit der Form Operette dabei sehr spielerisch um, versprach Lehmeier. Und ein bisschen skurril sei das Stück auch, weshalb ein Hund wunderbar dort hinein passe.

Gleich zehn Vierbeiner wurden von ihren Besitzern zur Bühnenprobe gebracht - vier von ihnen wählte Regisseur Lehmeier aus. Neben Bassett Hariett entschied er sich für den Dackel-Schäferhund-Mischling Alesia sowie für zwei Windhunde. Jeweils zwei der Vierbeiner werden Queen Anne, die die beiden Finanzjongleure des Stücks mit dem Handelsmonopol für die Südsee beschenkt, für maximal zehn Minuten auf die Bühne begleiten. Schließlich müsse man auch den Tierschutz im Auge haben, sagte Lena Normann, die Musikdramaturgin des Stückes.

Basset-Dame Hariett hatte derweil die Ruhe weg und zeigte sich auch von den Mitbewerbern unbeeindruckt. „Sie macht alles mit“, lobte die mit Hunden vertraute Schauspielerin Sylvia Schramm-Heilfort den Vierbeiner. Dessen Besitzer Niels Himmelreich und Nora Mehlhorn waren etwas überrascht vom Erfolg ihres Schützlings, nahmen es aber ebenso gelassen wie ihre Hundedame. „Das freut uns schon. Es ist schön, dass sie so entspannt ist. Wir waren hier just for fun (aus Vergnügen) und hatten keinen Druck“, sagte der 31-Jährige. Dabei war es die erste Bühnenerfahrung für den tiefenentspannten Vierbeiner. Himmelreich beschrieb Hariett als angstfrei. „Nur Staubsauger mag sie nicht.“ Aber davon bleibt der Hund wohl auf der Bühne auch verschont. (dpa)