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Cannabis-Großhandel beantragt

Noch hat die Naunhofer Firma Maricann für die Produktion keine Genehmigung. Bleiben will sie in jedem Fall.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Noch ist nichts zu sehen von der Hightech-Pflanzanlage für medizinisches Cannabis im ehemaligen Naunhofer Schlachthof. Lediglich zwei Mitarbeiter in einem Büro arbeiten daran, dass aus dem früheren Löblein-Schlachthaus – dem in den 90er Jahren größten Europas – ein Großerzeuger für Cannabis-Pflanzen und ein Großhandel dazu wird. Im Sommer des Vorjahres war die Ansiedlung der kanadischen Firma Maricann bekanntgeworden (SZ berichtete). Die deutsche Niederlassung hat den Anbau für medizinisches Cannabis beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt, nachdem die Herstellung in Deutschland vor einem Jahr liberalisiert worden war. Noch ist die Lizenz für den Produktionszeitraum 2019 bis 2022 aber nicht erteilt. Die Ausschreibung läuft europaweit.

Hier im ehemaligen Löblein-Schlachthof soll künftig medizinisches Cannabis produziert bzw. gehandelt werden.
Hier im ehemaligen Löblein-Schlachthof soll künftig medizinisches Cannabis produziert bzw. gehandelt werden. © Kristin Richter

Doch ein Mitbewerber ist schon mal aus dem Rennen. Die ebenfalls kanadische Firma Abcann, die in der Lausitz herstellen will, hat im November ihr Scheitern bekanntgegeben – vorerst. Das deutsche Tochterunternehmen in Schönefeld bei Berlin hatte im Vergleich zu Maricann schon kleinere Referenzmengen hergestellt, meldete rbb 24. Daraufhin sei es vom BfArM nicht zur Abgabe eines Angebots im Vergabeverfahren aufgefordert worden. Abcann Deutschland hat schon sechs Mitarbeiter und will sich erneut bewerben.

Maricann ist in Naunhof anders vorgegangen. Hier hat seit einigen Monaten Pharmazeut Dr. Thomas Klumpp parallel den Antrag für einen Großhandel bei der Landesdirektion gestellt. Vom Stammsitz in Toronto/Kanada soll medizinisches Cannabis importiert und dann ans Bundesgesundheitsministerium geliefert werden. „Wahrscheinlich im März werden wir wissen, ob das klappt“, sagt Thomas Klumpp. Der Keller des Naunhofer Gebäudes soll dann für die Lagerung des Import-Hanfes vorbereitet werden. Das sei der sicherste Raum im Gewerbestandort. Ein großer Tresor wird aufgestellt.

Seit dieser Woche hat Klumpp in der „Ebersbach Facility“, wie der Standort heißt, eine Mitarbeiterin aus der Region bekommen. Maria Reichelt ist Fremdsprachenassistentin und nun rechte Hand der Geschäftsführung. Der deutsche Generalmanager Josef Späth aus Bayern war gestern auch in Naunhof, um mit Hauptaktinär Wolfgang – Wolle – Förster den Grundstückskauf vorzubereiten. Noch ist Maricann mit 2500 Quadratmetern der größte Mieter in dem Gewerbepark. Noch im ersten Quartal will die Firma kaufen. Reizvoll ist für Maricann neben der Größe des Ex-Schlachthofes auch die gute Lage in der Nähe von Dresden und des Flughafens.

Neben der lizenzierten Produktion, so hoffen die Maricann-Mitarbeiter, und dem Großhandel stützt sich das langfristige Interesse des börsennotierten Aktienunternehmens noch auf eine dritte Säule: der Forschung. „Die steht hierzulande bei Cannabis aufgrund des Verbots noch am Anfang“, sagt Apotheker Klumpp. Die Firma ist bei Cannabis nicht nur an dem umstrittenen Wirkstoff THC – wegen der Betäubungswirkung – interessiert. Klumpp: „Es gibt ja für Hanf noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten.“ Deren Entwicklung will sich die Ebersbach Facility widmen.

Demnächst wird ein Architekt von Maricann einen Bauantrag für die nötigen Umbauten vorbereiten. Gebraucht werden künftig Reinräume wie in der Halbleiterindustrie. Sollten die Cannabis-Anträge genehmigt werden, sucht die neue Firma im Schlachthof auch Personal. „Wir brauchen nicht nur pharmazeutisch Ausgebildete, sondern auch Mechaniker, Logistiker, Elektriker und Computerfachleute“, so Thomas Klumpp. Hunderte neue Mitarbeiter könnten nötig werden. Konkurrent Abcann rechnete für seine Anlage mit 300 Arbeitsplätzen. Der staatlich geregelte Cannabis-Anbau für die Verordnung an Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen umfasst 16 Cannabis-Sorten. 6600 Tonnen sollen jährlich in Deutschland hergestellt werden. Aller vier Jahre wird die Produktion neu ausgeschrieben.