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Busfahrerin wirft junge Mutter raus

Eine Glaubitzerin hat für 1 300 Euro eine Jahreskarte gekauft. Mit dem Bus fahren darf sie trotzdem nicht. Es ist kein Einzelfall.

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© Symbolbild/Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Glaubitz. Die Glaubitzerin* gerät noch immer in Rage, wenn sie an den vergangenen Donnerstag denkt. Da wollte die junge Frau samt Kinderwagen mit dem Bus von Glaubitz nach Zeithain fahren. Verwandte besuchen. Es ist quasi ein Katzensprung, Geld packt die junge Mutter deshalb nicht ein. Für den Bus hat sie ja ihre Abo-Monatskarte, denkt sie.

Sie steigt also kurz nach acht am Dorfteich ein, sichert den Kinderwagen und läuft vor zur Busfahrerin. Die liest die Plastikkarte ein und fährt schon Richtung B 98 los. Doch das Lesegerät zeigt das entscheidende Wort „Großenhain“ nicht an, mit dem klar wäre, für welche Zone die Glaubitzerin bezahlt hat. Und diskutieren lässt die Busfahrerin nicht mit sich: „Die Fahrerin war unmöglich. Sie sagte mir, entweder ich zahle oder muss aussteigen“, erinnert sich die junge Frau.

Sie versucht zu erklären, dass sie schon seit Jahren Kundin des Verkehrsverbundes ist und eine Abo-Monatskarte bezieht. Dass sie kein Geld hat, weil sie doch nur zur Verwandtschaft will. Doch die Fahrerin bleibt hart. Noch in Glaubitz lenkt sie den Bus an den Straßenrand und wirft die Glaubitzerin mit ihrem Kinderwagen raus. Dass die junge Frau jährlich über 1 300 Euro für die sogenannte Tarifzone C an den VVO überweist, scheint egal. Und nicht nur der Busfahrerin.

Abos zum 1. Januar auf AboChip umgestellt

Denn wieder zu Hause, hängt sich die Glaubitzerin ans Telefon, um herauszufinden, was da eigentlich gerade passiert ist. Sie fängt bei der Verkehrsgesellschaft Meißen an, die für den Linienverkehr im Landkreis und damit auch für die Linie 441 Riesa – Zeithain – Nünchritz – Roda zuständig ist. „Dort klang es so, als wäre es mein Fehler, obwohl man bereits wusste, dass es bei einigen Jahreskarten einen Fehler gibt“, beschwert sich die Glaubitzerin. „Aber die Frau am Telefon warf mir vor, wie es denn sein könne, dass ich in die Stadt fahre und kein Geld dabei hätte.“

Darüber hinaus sei man auch nicht für die Monatskarten zuständig. Also ruft die junge Mutter bei dem VVO an, bei dem sie Kundin ist. Doch auch hier ist man nicht zuständig, wie Pressesprecher Christian Schlemper gegenüber SZ bestätigt. Zwar weiß man auch dort bereits, dass es bei der Umstellung der bisherigen Papier- auf die elektronische Fahrkarte Probleme gegeben hat, man sei aber nicht für die Ausgabe zuständig. Das nächste Telefonat führt die Glaubitzerin also mit der Deutschen Bahn. Und – Überraschung – auch hier weiß man bereits von dem Problem. So sei der Fehler schon seit 4. Januar bekannt. Derzeit, also zehn Tage später, sei man dabei, die Kundendaten herauszufiltern, um neue Karten zu verschicken, erklärt man gegenüber der Glaubitzerin. Und endlich gibt es auch eine Entschuldigung.

Gegenüber SZ heißt es aus der Pressestelle der Bahn, dass insgesamt 40 Kunden aus der Region von dem Fehler betroffen sind, deren Abos zum 1. Januar auf AboChip umgestellt wurden. Also von Papier-Fahrkarte auf Plastik-Fahrkarte. „Diese Kunden haben bereits eine Ersatzkarte erhalten“, verspricht man. Für die junge Mutter soll es als Entschädigung zudem einen Reisegutschein geben.

Der ist zwar noch nicht in Glaubitz angekommen, aber immerhin die neue Fahrkarte. Die wurde auch bereits erfolgreich getestet, sagt die junge Frau. Ihren Ärger, dass sie 1 300 Euro für eine Fahrkarte bezahlt hat und trotzdem aus dem Bus fliegt, kann sie darüber aber dennoch nicht ganz vergessen.

*Name ist der Redaktion bekannt.