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Bruchholz soll aus Wäldern verschwinden

Alle Jahre wieder legt Sachsens Forstministerium kurz vor Weihnachten einen Bericht zum Wald vor. Er enthält Angaben, wie es um einzelne Baumarten bestellt ist.

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Dresden. Die Folgen von Sturmtief Herwart sollen in Sachsen bis zum März beseitigt sein. Ziel sei es, alles für den Borkenkäfer potenziell brutfähige Material rechtzeitig aus dem Wald zu entfernen, teilte Forstminister Thomas Schmidt (CDU) am Mittwoch in Dresden mit. Das Waldwegenetz sei in der Regel schon wieder nutzbar.

Kurz vor dem Fest hatte Schmidt auch für Wintersportler eine frohe Botschaft zu verkünden: Die letzten Abschnitte der beliebten Kammloipe im Erzgebirge und Vogtland sind beräumt und können wieder genutzt werden. Herwart hatte am 29. Oktober auch in Sachsen gewütet und mehr als 690 000 Kubikmeter Bruchholz verursacht.

In den aktuellen Waldbericht, den Schmidt am Mittwoch vorstellte, gingen die Sturmschäden noch nicht ein. Denn der Zustand des Waldes wird alljährlich im Sommer bewertet. Insgesamt zog der Minister ein positives Fazit: „Sachsens Wald geht es gut.“

Als wichtigstes Kriterium für die Bewertung gilt der Kronenzustand der Bäume. „2017 betrug der mittlere Nadel- und Blattverlust über alle Baumarten und -alter hinweg 16,7 Prozent“, erklärte Schmidt. Damit liege man auf dem Niveau des Vorjahres (16,6 Prozent). Bei der Analyse werden die Bäume einer von fünf Schadstufen zugeordnet. 43 Prozent der untersuchten Bäume waren nicht zu beanstanden (Schadstufe 0).

Die Grünen nahmen den Waldbericht zum Anlass, um mehr „Mut zur Wildnis“ zu fordern. „In ganz Sachsen sind nur 2,6 Prozent der Waldfläche aus der forstlichen Nutzung genommen. Das ist viel zu wenig“, erklärte der Landtagsabgeordnete Wolfram Günther. Der Anteil von Wildnisflächen im Staatswald müsse von sechs auf zehn Prozent steigen. Sie seien entscheidend, um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten: „Deutschland hat sich in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt darauf verpflichtet, zehn Prozent der staatlichen Waldfläche aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Davon ist Sachsen weit entfernt.“

Günther zufolge sieht Sachsens Regierung den Wald viel zu sehr aus dem Blickwinkel der Holzerwirtschaftung und eines möglichst hohen Gewinnerlöses: „Dabei muss der Erhalt der Biodiversität eine viel größere Rolle spielen. Wenn wir das Ökosystem Wald in Zeiten des Klimawandels erhalten wollen, dann müssen wir seiner Regenerationsfähigkeit und Stabilität wesentlich mehr Raum geben.“ Man brauche Mindeststandards für eine naturnahe Waldwirtschaft. (dpa)