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Brandserie hält Leutersdorf in Atem

Seit knapp vier Monaten häufen sich Brandanschläge auf Autos. Vier Fälle sind öffentlich bekannt – alle in einer Ecke.

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© Roland Halkasch

Von Anja Beutler

Leutersdorf. Horst Hensel zuckt ein bisschen ratlos die Schultern: „Tja, natürlich macht einem das Angst, wenn hier in der Gegend kurz nacheinander vier Autos brennen“, sagt der Leutersdorfer, der durch den mittäglichen Schneewirbel nahe der Mittelstraße stapft. Er habe sehr wohl mitbekommen, dass sich die Autobrände, die es seit Mitte September in Leutersdorf gegeben hat, alle in einer Gegend konzentrieren (siehe Karte). Das letzte Feuer – er winkt mit dem Arm in eine Richtung – habe es ja erst am Silvestertag gegeben. Die Spuren am Haus seien noch zu sehen, sagt er.

In der Tat ist die Fassade des seit knapp vier Jahren frisch erstrahlenden Hauses in der Geschwister-Scholl-Straße etwas verrußt, wo das Auto geparkt hatte. Ein Renault Megane war gegen 4 Uhr am Silvestermorgen Opfer der Flammen geworden. Eine Fensterscheibe im Erdgeschoss ist angeknackst, bräunliche Flecken sind zu sehen, nur ein Stockwerk darüber kleben bunte Kinderbilder an den Fenstern. Die Bewohner des Hauses sind durch das Feuer nicht zu Schaden gekommen. „Zum Glück!“, sagt Bürgermeister Bruno Scholze. Dem Christdemokraten hört man den Unmut über die Brandserie, die es in seinen Augen ist, deutlich an. Er ist froh, dass bislang keine Menschen verletzt wurden oder die Feuer von Autos, Carport oder Garagen gar auf Wohnhäuser übergreifen konnten.

In der Tat ist es bei den vier bekannten Fällen bisher bei Sachschaden geblieben:

  • Angefangen hat die Serie in der Nacht zum 18. September 2016, als in der Fabrikstraße ein Fiat Fiorino ausbrannte. Das Garagentor und ein benachbarter VW wurden in Mitleidenschaft gezogen.
  • Beim nächsten, polizeilich gemeldeten Brand in der Nacht zum 2. Oktober hatte ein Mercedes-Besitzer in der Straße der Jugend zufällig entdeckt, dass sein Auto angezündet werden sollte. Er fand entsprechende Hinweise am Vorderrad.
  • Sechs Tage später, am 8. Oktober, brannte in der Uferweg ein Seat Altea aus.
  • Der letzte, öffentlich bekannt gewordene Fall war der Brand des Renaults am Silvestermorgen Geschwister-Scholl-Straße.

Dass es noch mehr Zündelversuche gegeben haben soll, darüber wird im Ort gemunkelt. Bürgermeister Scholze hat auch gehört, dass es an einem Bauwagen einer Straßenbaufirma nahe der Hauptstraße wohl Spuren gegeben haben soll – aber er hält sich lieber an das Offensichtliche: „Es ist schon sehr auffällig, dass in so kurzer Zeit in einem Umfeld von rund 100 Metern so viele Autos brennen“, sagt er. Wer auch immer dahinter steckt – Scholze hofft, dass dieses Treiben bald ein Ende hat. Zu gefährlich wäre es, wenn die Flammen nicht rechtzeitig eingedämmt werden können wie bisher. Deshalb bittet er die Leutersdorfer um besondere Achtsamkeit: Im Gemeindeblatt hat er über den Verdacht, dass ein Feuerteufel umgehe, informiert. Im Radio war er inzwischen zu hören. „Da geistert einem einiges durch den Kopf, wenn man solche Fälle im Ort hat“, sagt Scholze.

Dass Brandstiftung dahinter steckt, scheint sehr wahrscheinlich. „Da sind besonders präparierte Lappen auf den Vorderreifen gefunden worden“, sagt ein weiterer Anwohner, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will – er wohne ja auch dort in der Ecke, sagt er. Deshalb hoffe er, dass die Polizei den oder die Täter bald schnappe. Laut Sprecher Tobias Sprunk von der Polizeidirektion Görlitz, liegen die Ermittlungen beim Kriminaldienst des Polizeireviers Zittau-Oberland. Näheres konnte er vorerst nicht sagen.

Dass Brandserien leider gar nicht so selten sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: 2010 gab es im Oberland eine Brandserie, bei der meist unbewohnte Gebäude und auch Autos in Oppach, Beiersdorf und Schönbach in Flammen aufgingen. Täter waren zwei junge Männer von damals 17 und 18 Jahren aus dem Oberland. Einer von ihnen war sogar Feuerwehr-Mitglied gewesen. Auf Autos hatte es im selben Jahr ein 21-jähriger Zittauer abgesehen. Zehn Brandstiftungen – von Audi bis Mercedes – sowie Papier- und Plastikcontainer mit insgesamt 80000 Euro Schaden zündete er in Zittau an.