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Boxenwände stören Nachtruhe

Vier Tage haben Technofans aus ganz Europa bei Liberec Party gemacht – und die ganze Region musste mithören.

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Bis zu 10 000 Technofans aus ganz Europa haben sich am vergangenen Wochenende im Friedländer Zipfel zu einer Party zusammengefunden. Die von den Behörden nicht genehmigte Veranstaltung „CZarotek Free Party 2018“ fand auf privaten Wiesen hinter Stráž nad Nisou (Althabendorf) bei Liberec statt. Die Bässe der großen Boxenwände waren jedoch auch bis weit in den Süden des Landkreises Görlitz zu hören. „Die Veranstaltung wurde nicht rechtzeitig, das heißt zehn Tage vorab, angemeldet“, informierte jetzt die Sprecherin der Liberecer Polizei, Vlasta Suchánková. Das sei eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet werden könne, sagte sie.

... stammte von einer Party bei Liberec, gegen die Polizei und Verwaltungen aber nichts unternehmen konnten, weil sie auf Privatgelände stattfand.
... stammte von einer Party bei Liberec, gegen die Polizei und Verwaltungen aber nichts unternehmen konnten, weil sie auf Privatgelände stattfand. © privat

Fast die Hälfte der Besucher kam aus dem europäischen Ausland, darunter aus Deutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich, Österreich und Bulgarien. Die Party begann am vergangenen Sonnabend und endete am Dienstag. Am Montagnachmittag waren nach Meldungen der Polizei etwa 2 000 Teilnehmer vor Ort. „Die Polizei sollte hier streng eingreifen“, sagte der Bürgermeister von Chrastava (Kratzau), Michal Canov. Die Polizei habe vor Ort nur einen Ordnungsdienst ausgeübt, und das sei zu wenig, so Canov. Die Polizisten waren unter anderem mit einem Anti-Konflikt-Team vor Ort, welches das Geschehen beobachte. Die Beamten forderten die Teilnehmer der Party mit Flugblättern in mehreren Sprachen zur Einhaltung der Nachtruhe auf.

Dies hat aber nicht geholfen. Das staatliche tschechische Gesundheitsamt führte auf dem Veranstaltungsgelände Lärmmessungen durch und stellte dabei zum Teil sehr hohe Lautstärken der einzelnen Soundsysteme fest. Bei der Polizei, aber auch bei den Gemeindeamten in Liberec oder Nová Ves gingen etliche Beschwerden von Menschen ein, die in ihrer Nachtruhe gestört wurden. „Leider hatten wir keine Möglichkeit, gegen die Veranstaltung vorzugehen. Weil die Party auf privaten Flächen stattfand, waren uns die Hände gebunden“, sagt der Liberec Primator Tibor Batthyány. Für die Störung der Nachtruhe kann die Stadt eine Strafe von 10 000 Kronen (rund 400 Euro) erteilen. In sieben Fällen kam der Rettungsdienst auf dem Partygelände zum Einsatz. Die Polizei deckte außerdem 34 Straffälle auf, vor allem waren Autofahrer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen unterwegs.

Der Liberecer Hauptmann Martin Puta will nun eine Gesetzveränderung vorschlagen, die es ähnlich wie Großbritannien ermöglicht, solche Veranstaltungen zu verbieten oder zu bestrafen. Der Besitzer der Wiesen, der Liberec Unternehmer Alexandr Kendik, sagte dagegen, dass es sich um eine einmalige Aktion handelt und die Öffentlichkeit etwas großzügiger zu den Technofans sein sollte. „Die Veranstaltung findet außerhalb bewohnter Flächen statt und die Organisatoren sorgen nachher immer für Ordnung“, so Kendik. (lau)