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Bis hierher und nicht weiter

Die letzten Meter der Basteiaussicht bleiben dauerhaft gesperrt. Ist das die Chance für spektakuläre Alternativen?

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© Norbert Millauer

Von Christian Eissner und Katarina Gust

Sächsische Schweiz. Tief hängen die Wolken über dem Elbtal am Montagmittag. Wenige Touristen haben sich auf die Basteiaussicht verirrt, viel haben sie aufgrund des Nebels nicht vom berühmten Ausblick. Daran, dass sie die letzten Meter bis zur Felskante aufgrund der Absperrung nicht betreten können, stören sie sich nicht. Für Enttäuschung sorgt da schon eher ein Absperrband nebst kleinem Hinweiszettel an den Stufen zur Basteibrücke. Aufgrund starker Vereisung darf der Weg derzeit nicht begangen werden. Das zumindest ist nur vorübergehend der Fall. Die Sperrung der Aussichtsplattform-Spitze hingegen wird dauerhaft bestehen bleiben. Das bestätigte am Montag Dieter Ruf vom Zentralen Flächenmanagement des Freistaates Sachsen noch einmal auf SZ-Nachfrage. Ruf ist als Abteilungsleiter für die Bastei zuständig.

Die Nachricht wird im Internet viel diskutiert – und die Entscheidung des Freistaates zumeist mit Verständnis bedacht. „Besser so, als wenn ein Unglück passiert“, lautete ein Kommentar auf der SZ-Facebookseite, der die Meinungen recht gut zusammenfasst. Arndt Noack von der Interessengemeinschaft Stiegen- und Wanderfreunde rät auf seinem Blog sandsteinpfade.de zur Gelassenheit: „Es sind gerade zehn Meter einer vorspringenden Felsnase, die gesperrt werden“. Er weist darauf hin, dass es „noch einen Sack voll andere Aussichten im Umkreis von 200 Metern“ gibt.

Denselben Hinweis gibt auch der Tourismusverband Sächsische Schweiz in einer ersten Reaktion. Er hatte schon in den vergangenen Monaten für die vielen weiteren Aussichten geworben, die sich im direkten Umfeld der Bastei befinden. „Die dauerhafte Schließung des vorderen Teils der Aussichtsplattform ist erst einmal eine schlechte Nachricht“, sagt der Verbandsvorsitzende Klaus Brähmig. „Dennoch ist die Entscheidung nachvollziehbar und richtig. Die Sicherheit der Gäste steht an oberster Stelle und ihr müssen sich alle Entscheidungen unterordnen.“ Einen Einbruch der Besucherzahlen befürchtet der Tourismusverband nicht. Die Erfahrungen der vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die Besucher die Sperrung aus Sicherheitsgründen akzeptieren. Brähmig bemüht sich, das Positive in der Nachricht der freistaatlichen Flächenverwalter zu sehen. Es sei begrüßenswert, dass die Fachleute zumindest nicht darüber nachdenken, den Felsen abzutragen, sagt er.

Vor acht Monaten war die Besucherplattform auf der Bastei geschlossen worden, da der Fels starke Verwitterungserscheinungen zeigt. Der ursprüngliche Plan sah vor, mittels Stahl und Beton einen Gürtel um die maroden Bereiche der Felsnadel zu legen und sie so zu sichern. Ab diesem Sommer sollte die Aussicht wieder öffnen. Diesen Plan hat der Freistaat nun zu den Akten gelegt, da er sich nach Einschätzung von Geologen so nicht realisieren lässt.

Wie der Tourismusverband fühlte sich auch das Landratsamt Pirna von der plötzlichen Planänderung des Freistaates etwas überfahren. „Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen des Zentralen Flächenmanagements Sachsen und damit der Freistaat als Eigentümer diese Entscheidung auch öffentlich nachvollziehbar und umfassend erläutern werden“, sagte Vize-Landrat Heiko Weigel. Darauf hofft auch die Nationalparkverwaltung. „Wir werden uns die fachlichen Hintergründe genau erläutern lassen, die zu dieser Entscheidung geführt haben“, sagt Sprecher Hanspeter Mayr. Für den Nationalpark sei die Sperrung der Bastei-Aussicht eine schlechte Nachricht. Im direkten Umfeld der maroden Felsnadel gebe es aber genügend andere Aussichten, die sicher und mindestens genauso attraktiv seien. „Die Bastei-Aussicht ist auch ohne vordere Spitze spitze“, meint Mayr. Auch er glaubt nicht, dass sich die Sperrung negativ auf den Tourismus auswirken wird.

Der Tourismusverband sorgt sich trotzdem um die langfristige Anziehungskraft der Bastei. Sicherheitsdiskussion und Sperrung, das ist schließlich keine gute Werbung. Man müsse die Attraktivität des Felsens auch in Zukunft sichern, so Verbandschef Klaus Brähmig – und darüber nachdenken, wie das geschehen könne. „Erste Ideen dafür sind die Errichtung eines Skywalks oder eines Aussichtsturms“, so Brähmig. Damit bekäme der Rundum-Blick über das Elbtal eine neue Qualität.