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Bierdeckel gegen Asyl-Klischees

Um Klischees vom Stammtisch zu fegen, setzt eine politische Bildungsaktion verschiedener sächsischer Initiativen genau dort an.

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© szo

Dresden. Flüchtlinge kommen doch nur aus wirtschaftlichen Gründen und nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg. Das sind typische Vorurteile, die häufig zu hören sind. Vorzugsweise beim Bier am Stammtisch. Wo viele gern zum Besten geben, was sie von der Schwägerin des Cousins der Nachbarin gehört haben. Dort, in den Kneipen, setzt jetzt eine politische Bildungsaktion verschiedener sächsischer Initiativen an, die über Klischees in Bezug auf Flüchtlinge aufklären möchte.

Das sind die Bierdeckel

Dafür wurden Bierdeckel mit häufig genannten Vorurteilen bedruckt. „Flüchtlinge kosten uns doch nur Geld“, steht zum Beispiel auf einem der Pappuntersetzer. Markiert ist die Aussage mit einem roten Stempel „Vorurteil“. Auf der Rückseite des Bierdeckels folgt das Gegenargument: „Die Aufnahme von Flüchtlingen führt laut IWF in Deutschland, Österreich und Schweden zu mehr Wachstum.“ 100 000 solche Bierdeckel mit sechs verschiedenen Motiven sollen jetzt sachsenweit in Kneipen und Biergärten verteilt werden.

„Wir sind uns bewusst, dass wir die Leute mit den Bierdeckeln nicht von ihrer politischen Meinung abbringen“, sagt Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). „Aber wir geben damit Denkanstöße und lösen Diskussionen aus.“ Die Idee dafür stammt von der AG Asyl an der TU Dresden. Ziel sei es, Sachlichkeit in die oft aufgeheizte Asyl-Debatte zu bringen. Deshalb wurden für die Bierdeckel konkrete, nachprüfbare Zahlen und Zitate zu den Themen Arbeitsmarkt, Kriminalität, Integrationskosten und Fluchtursachen gewählt.

Der Sächsische Hotel- und Gaststättenverband hilft beim Verteilen der Bierdeckel. Dabei wird die größte Herausforderung sein, die Deckel nicht nur in der Dresdner Neustadt zuverteilen, wo das Kneipenpublikum ohnehin wenig Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen hat. Auch in anderen Vierteln und in Gaststätten in ländlichen Regionen sollen die Bierdeckel ausliegen. Parallel laufen seit Mittwoch dazugehörige TV-Clips in den Straßenbahnen der Dresdner Verkehrsbetriebe. (SZ/nis)