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Beinahe vom Baum erschlagen

Nach dem Unfall in Knobelsdorf ist Heike Anker geschockt. Auch darüber, dass ihr zunächst keiner zur Hilfe kommt.

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© André Braun

Von Frank Korn

Knobelsdorf. Ein stürmischer Vormittag. Heike Anker, Leiterin der Kindertagesstätte Schulbergstrolche in Waldheim, fährt mit ihrem Auto durch Knobelsdorf in Richtung Waldheim. Sie kennt die Strecke gut, schließlich fährt sie jeden Tag durch den Ortsteil, um zur Arbeit zu kommen.

Doch plötzlich passiert es. Durch den heftigen, teilweise böigen Wind, der an diesem Tag herrscht, wird ein dicker Ast von einer Weide abgerissen. Heike Anker kann nicht mehr reagieren, der Ast fällt genau auf ihr Auto. Sie selbst hat Glück im Unglück gehabt, ihr ist nichts passiert. „Plötzlich habe ich nur noch Baum gesehen. Der Ast kam von einer Weide, die auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Bach steht. Die kleineren Äste haben den Aufprall abgefedert“, schildert Heike Anker die Situation.

Doch der Schock sitzt tief. Die Kita-Leiterin kann keinen klaren Gedanken fassen. Hilfe wäre jetzt gut. Doch die bleibt vorerst aus. Einige Autos fahren an der Unfallstelle vorbei, nehmen dabei sogar in Kauf, dass sie auf den Fußweg ausweichen müssen. „Sicher, die Leute haben mich stehen sehen, und wohl gedacht, ich habe alles im Griff.“ Dennoch findet sie das Verhalten dieser Fahrer nicht in Ordnung. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wenigstens mal gefragt wird, ob alles in Ordnung ist oder ob Hilfe benötigt wird“, so Anker.

Endlich gibt es doch einen Autofahrer, der anhält. „Ich war dankbar, dass er mich unterstützt hat, denn ich war völlig aufgelöst“, sagt Heike Anker. Gemeinsam erledigen sie die erforderlichen Schritte. Warnweste anziehen, das Warndreieck aufstellen. Heike Anker ruft auf ihrer Arbeitsstelle an und bei der Polizei. Auf den Rat des Helfers wählt sie auch die 112. „Ich bin zunächst in Freiberg rausgekommen. Dummerweise ist die Verbindung schlecht gewesen, sodass ich mein Anliegen mehrfach wiederholen musste“, so Anker.

Die Waldheimer Feuerwehr ist zuerst am Unfallort. Sie rückt mit dem Einsatzleitwagen und dem Löschgruppenfahrzeug 16/12 an. Wie es der Zufall will, gehört Michael Küttner, der Hausmeister der Grundschule, zu den Einsatzkräften. Der Ast, der am Auto von Heike Anker einen großen Schaden angerichtet hat, wird beseitigt und zerkleinert. Mit dem Auto kann Heike Anker nicht mehr weiterfahren. Es wird von ihrer Werkstatt abgeholt. Auch da spielt wieder der Zufall eine große Rolle. „Den Fahrer des Abschleppwagens kenne ich aus meiner Schulzeit. Wir haben uns aber sehr lange nicht gesehen.“ Ein Gutachter hat inzwischen festgestellt, dass das Auto „wirtschaftlicher Totalschaden“ ist. Nun hofft Heike Anker, dass die Versicherung den Schaden ersetzt. Und dass die Regelung möglichst schnell vonstatten geht. Derzeit muss sie mit dem Bus nach Waldheim zur Arbeit fahren.

Der uneigennützige Helfer, der Heike Anker zur Seite gestanden hat, ist nach dem Eintreffen der Feuerwehr weitergefahren. „Ich hatte gar keine Zeit, mich bei ihm zu bedanken. Auch seinen Namen weiß ich nicht“, sagt Anker. Sie hat sich nur gemerkt, dass er ein Auto mit Hänger fuhr und aus Richtung Waldheim kam.

Heike Anker würde sich gern bei ihrem Helfer bedanken und sich freuen, wenn er sich meldet. Möglich ist dies auch in der DA-Redaktion (Telefon 03431 719422).