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Beim gefährlichsten Rennen der Welt

Klaus Riedel aus Dürrhennersdorf beendet nach 55 Jahren die Motorsportkarriere. Zuvor wollte er es auf einer englischen Insel noch einmal wissen.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Dürrhennersdorf. Nach 55 Jahren Rennsport hat Klaus Riedel zum Ende des letzten Jahres seine aktive Rennsportkarriere beendet. Der 74-jährige Fahrzeugbau- und Schmiedemeister im Ruhestand bleibt dem Motorsport dennoch eng verbunden. Als Manager für zwei seiner Motorsportteams trägt er Verantwortung.

Bevor Klaus Riedel die Motorradkombi an den sprichwörtlichen Nagel gehängt hat, hat er sich mit seinem Gespann-Partner Dirk Lüttke aus Großpösna bei Leipzig noch einen großen Traum erfüllt: die Teilnahme an der Pre TT mit dem BMW-Renngespann auf der englischen Isle of Man. „Ich habe an so vielen Rennen in fast allen Ländern Europas teilgenommen“, sagt Klaus Riedel, „viele habe ich auch gewonen, aber das wäre die Krönung meiner Laufbahn.“ Damit wollte der Dürrhennersdorfer seine aktive Karriere beenden. „Das Rennen auf der Isle of Man ist das gefährlichste Motorradrennen der Welt“, erzählt Klaus Riedel. Noch immer kommt er dabei ins Schwärmen. „Motorsportfreunde kennen die Rennstrecken meist als Permanentstrecken“, sagt er. Das sind Rennpisten ähnlich wie der Lausitzring, die nur für den Rennsport und nicht für öffentlichen Straßenverkehr gebaut wurden. Diese Strecken haben übersichtliches Profil, jede Menge gesandete oder mit Gras bewachsene Auslaufzonen, Streckensicherungen aus Gummireifen, Strohballen oder ähnlichen, abbremsenden Materialien. All das gibt es bei der Pre TT auf der Isle of Man nicht. „Da fährt man an der ungeschützten Steinmauer vorbei auf Straßen, die nur für die Motorsportveranstaltung für den öffentlichen Fahrzeugverkehr gesperrt sind“, sagt der Rennfahrer. Bei diesem Rennen, das seit 1988 auch für Amateur-Rennfahrer zwei Läufe anbietet, sterben jedes Jahr mehrere Menschen. An Klaus Riedel ging das nicht spurlos vorbei. „Die Einstellung der Briten dazu ist eine andere, als wir sie haben“, sagt er. Die Rennleitung weist von Anfang an darauf hin, dass es gefährlich ist. Es sei jedes Rennfahrers eigene Sache, zu starten oder nicht. Am ersten Trainingstag, bei dem Riedel und Lüttke auf der Strecke unterwegs waren, starben ein Motorradfahrer und ein Streckenposten.

Bis Klaus Riedel und sein Beifahrer Dirk Lüttke überhaupt im Mai des letzten Jahres auf der Insel starten konnten, war es ein langer Weg. „Man muss sich für die Teilnahme bewerben“, erklärt der Rennfahrer. „50 Bewerbungen nimmt die Rennleitung an, 35 Bewerber erhalten eine Einladung. Wir hatten die mit der Nummer 34“, erinnert sich Klaus Riedel. „Wenn du nicht perfekt englisch kannst, scheiterst du schon an der Bewerbung“, betont Riedel. An den Renntagen wird alles erklärt, aber nur einmal. Wer da sprachlich nicht mitkommt, hat Pech. Klaus Riedel und Dirk Lüttke hatten sich deshalb Unterstützung geholt: Frau Lüttke spricht perfekt englisch und half bei der Bewerbung, Riedels Enkel hat eine Zeitlang in London gelebt und unterstützte den Opa während der Renntage auf der Isle of Man.

Die zweite Hürde stellt die Überprüfung von Gespann und Gesundheit der Rennfahrer dar. „Diese Hürde haben wir genommen, wir konnten die Qualifikationsläufe mitfahren und haben es ins Finale geschafft.“ Am Ende belegten er und sein Beifahrer Platz 14 und sind darauf mächtig stolz. „Seit 1988 hat auf der Insel noch nie einer vom Festland gewonnen“, informiert Riedel. Wer die schwierigen Strecken nicht genau kenne, habe kaum eine Chance. „Mit unserem Gespann waren wir für die vorderen Plätze chanchenlos“, sagt der Dürrhennersdorfer. Während die Spitzenleute mit Höchstgeschwindigkeiten von etwa 250 Kilometer pro Stunde über die Piste rasen, schafft es das Riedelsche BMW-Gespann „nur“ auf 210 km/h. „Aber einmal bei diesem Rennen mitzufahren, das war ein tolles Erlebnis“, betont der 74-Jährige. „Und ein schöner Abschluss einer langen und erfolgreichen Motorsportkarriere“, ergänzt Riedel, der mehrfach DDR-Meister und Europameister im Team im Autocross war, der zahlreiche Rennen in ganz Europa und in der Region gewann. Riedels Pokale füllen ein großes Regal bei ihm zu Hause in Dürrhennersdorf. Gezählt hat er sie nicht.

Über die Teilnahme am Rennen auf der Isle of Man berichten Klaus Riedel und sein Beifahrer Dirk Lüttke in einem Vortrag. Dessen Erlös fließt in den MC Robur Zittau, dessen zweiter Chef Klaus Riedel ist.

Vortrag „Isle of Man – Faszination und Wahnsinn“, am 24. Februar, 18 Uhr, in der Gaststätte Weinau im Weinaupark Zittau. Der Eintritt kostet fünf Euro.