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Bauherren im Block

Auf der Suche nach einem neuen Zuhause hat sich ein Paar aus Gröditz auf ein Experiment mit zwei Zweiraumwohnungen im Wohnblock eingelassen – und es nicht bereut.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Gröditz. Sina Sirch hatte zwischendurch Zweifel, ob alles rechtzeitig vor der Geburt fertig werden würde. Doch die Sorgen sind jetzt verflogen. Die neue Wohnung ist bezogen, und es sind sogar noch ein paar Wochen bis zum errechneten Geburtstermin.

© Sebastian Schultz

Auf ihre neuen vier Wände sind Sina Sirch, 28, und ihr Freund Martin Wolsky, 31, sichtlich stolz. Denn die Mietwohnung im Erdgeschoss des Wohnblocks an der Gröditzer Fröbelstraße 46-52 ist so etwas wie ihr eigenes Werk. Und das hat nicht nur mit den Möbeln zu tun, die hier stehen. Mit dem Vermieter, der Genossenschaft WGG, hat das Paar ab vorigem Jahr einen groß angelegten Umbau realisiert. Aus zwei benachbarten Zweiraumwohnungen wurde eine Vierraumwohnung.

„Wir wollten uns sowieso vergrößern“, erzählt das Paar, das zuvor ein paar Jahre in einer Dreiraumwohnung der WGG gleich gegenüber gelebt hat. „Die alte Wohnung war ja aber schon mit unseren Sachen voll, und da hatten wir noch kein Kind.“ Ein Haus zu bauen oder zu kaufen, sei nicht wirklich infrage gekommen. „Wir hatten ein paar alte Häuser im Blick, aber man weiß nie, was man da bekommt“, sagt Sina Sirch. Das Thema Neubau hätten sie aber schnell verworfen. „Und uns hat auch das Startkapital gefehlt“, sagt Martin Wolsky.

Keine Lust auf Kredit

Und einen großen Kredit aufnehmen, das sei nicht ihr Ding. Ohnehin fließe bei einem Neubau das ganze Geld in die Immobilie und das rundherum. Wer nicht sehr gut verdiene, der lebe dann nur noch fürs Haus, finden die gelernte Altenpflegerin und der Stahlwerker. „Wir fahren aber auch gern in den Urlaub, und das wollen wir auch weiter machen“, sagt Sina Sirch.

Genügend Gründe, die am Ende fürs Mieten sprachen. Aber große, schöne Mietwohnungen in Gröditz, die seien schwer zu bekommen. Das Pärchen setzte sich mit seinem Vermieter in Verbindung, um zu sehen, was möglich ist. Und wie sich zeigte, ließ die WGG mit sich reden. Für zwei leere benachbarte Wohnungen an der Fröbelstraße schmiedeten beide Seiten einen Plan. Im Frühjahr dann rückten die Handwerker an. Brachen Wände durch. Zogen einen Stahlträger ein, damit aus zwei benachbarten Räumen eine großzügige Wohnküche werden konnte. Sanierten die Bäder. Glichen die Fußböden an. Erneuerten Heizung und Elektroinstallation. Das Spachteln und Schleifen der Wände hat Martin Wolsky mit Freunden selbst übernommen. „Das war schon eine Drecksarbeit“, gibt der ausgebildete Gas-Wasser-Installateur zu. „Aber es hat sich gelohnt.“

Anfang August konnte das Paar schließlich einziehen. Stolz zeigen sie ihr geräumiges Wohnzimmer, das helle Bad mit ebenerdiger Dusche – und ihren begehbaren Kleiderschrank. Jenen Raum, der theoretisch auch als zweites Kinderzimmer dienen könnte, durch seine jetzige Nutzung aber den sonst üblichen Kleiderschrank im Schlafzimmer hinfällig macht. „Dadurch haben wir dort eben mehr Platz.“ Im benachbarten kleinen Bad sind Waschmaschine und Trockner untergekommen.

Insgesamt 98 Quadratmeter mietet das Paar jetzt. Mit um die 680 Euro Warmmiete kämen sie finanziell auch etwa dahin, wo sie einst gelegen hätten, als noch jeder für sich wohnte. Geld für den Umbau mussten beide nicht extra berappen, weil die Genossenschaft das finanziert hat.

Heimisch in Gröditz

Den beiden gebürtigen Gröditzern gefällt sowohl das Leben in der ruhigen Kleinstadt als auch die Lage ihrer Wohnung in Gröditz. „Wir haben hier gleich den Kindergarten und einen Spielplatz“, sagt Sina Sirch, die mit ihrer Hündin gern am Kanal Gassi geht. „Man kann direkt vor der Tür parken“, so Martin Wolsky, der mit dem Rad zu seiner Arbeit bei den Schmiedewerken gerade mal fünf Minuten braucht.

Dass es im Wohnblock vielleicht nicht ganz so ruhig ist, wie im frei stehenden Eigenheim, ist für das Paar kein Problem. „Wir sind beide in Blöcken aufgewachsen.“ Der (noch) fehlende Balkon stört wegen des fünfzehn Gehminuten entfernten Gartens nicht. „In den wir in den letzten Jahren auch viel Geld und Zeit reingesteckt haben“, sagt Martin Wolsky.

Wenn sie keinen großen Lottogewinn machen, dann wollen sie in ihrer neuen Wohnung bleiben, sagt Sina Sirch. Sollte sich aber doch einmal etwas ändern, sind sie nicht an ihre Wohnung gekettet. Eine Mindestmietdauer ist vertraglich nicht festgelegt.

Die Wohnungsgenossenschaft baut insgesamt bis zu fünf Wohnungen in dem Wohnblock an der Fröbelstraße um.

Interessenten erhalten Infos dazu unter 035263 3200 oder im Internet unter www.wg-groeditz.de.