Leticia Witte
Hosena. Verkeilte Waggons, abgerissene Kabel und Räder: Nach dem zweiten schweren Zugunglück in Hosena (Oberspreewald-Lausitz) innerhalb von rund 16 Monaten suchen Ermittler nach der Ursache. Möglich seien ein technischer Defekt oder menschliches Versagen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Forst am Dienstag. Ein 51 Jahre alter Lokführer, dessen unbeladener Zug auf einen anderen Zug fuhr, war bei dem Unfall am Montag leicht verletzt worden. Gegen ihn laufen derzeit keine Ermittlungen. Der Deutschen Bahn zufolge ist die Strecke zwischen Ruhland und Hoyerswerda auf unbestimmte Zeit gesperrt.
Zugunglück an sächsischer Grenze
Fahrgäste müssen zwischen Ruhland und Hoyerswerda erst einmal auf Busse umsteigen. Das gilt für die Regionalexpress-Linien RE11 Leipzig-Hoyerswerda und RE15 Dresden- Hoyerswerda.
Warum es ausgerechnet in Hosena in Südbrandenburg schon wieder zu einem solchen Unfall kommen konnte, muss nun geprüft werden. An der Stelle gebe es zahlreiche Weichen, sagte die Sprecherin. Zwei Züge seien zur selben Zeit auf ein und demselben Gleis gewesen. „Zumindest einer der Züge hätte dort nicht sein dürfen.“
Busse ersetzen Regionalexpress
Am Montag gegen 18.30 Uhr war der unbeladene Güterzug mit unbekanntem Tempo auf einen zweiten, stehenden Zug geprallt. Dieser hatte laut Bundespolizei 3500 Tonnen Split geladen - und ebenfalls einen Lokführer an Bord. Dieser kam unbeschadet davon. Vermutlich habe er von dem Aufprall nicht viel mitbekommen, sagte die Sprecherin der Bundespolizei. Beide Züge seien mehrere hundert Meter lang gewesen - zusammengerechnet seien es rund 500 Meter gewesen. Bisher sei der Lokführer des Unglückszuges nicht befragt worden. „Dass er relativ heil da rausgekommen ist, ist ein Wunder.“
Ermittler stellten am Dienstag die elektronischen Fahrtenschreiber und Fahrtenbücher sicher. Der unbeladene Zug wurde bei dem Aufprall stark beschädigt. Spuren wurden gesichert, ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Einsatzort. Der Unfall passierte laut Polizei etwa 200 Meter von dem Ort entfernt, an dem schon im Juli 2012 die beiden Züge zusammengestoßen waren. Ein Streckenwärter starb damals.
Ein mit 3000 Tonnen Schotter beladener Zug war damals auf einer Weiche in einen Güterzug gekracht. Wegen des Aufpralls stürzten eine Lok sowie 30 Waggons um und verkeilten sich ineinander. Ein Waggon walzte ein Stellwerk neben der Bahnstrecke nieder - in den Trümmern starb der 54 Jahre alte Streckenwärter. Der Lokführer des Schotterzuges wurde schwer verletzt. An dem Verkehrsknotenpunkt Hosena sind Züge aus Dresden, Berlin und Leipzig unterwegs.
Bis Ende 2014 soll das Ersatzstellwerk nach Angaben der Deutschen Bahn stehen. Ein Jahr nach dem schweren Unglück liefen noch immer die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Cottbus. Im Juli 2013 hieß es, dass die Behörde noch auf ein Eisenbahngutachten warte. Erst dann werde entschieden, ob Anklage wegen fahrlässiger Tötung und wegen fahrlässigen Eingriffs in den Bahnverkehr erhoben werde. Zum Stand der Dinge war bis Dienstagnachmittag keine Auskunft bei der Cottbuser Staatsanwaltschaft zu bekommen. (dpa)