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Autowerkstatt in Pink

Carolin und Lydia Gahse betreiben einen Kfz-Betrieb, in dem sie als Frauen vor allem für Frauen arbeiten.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Mit ihrer pinken Idee haben die jungen Schwestern Carolin und Lydia Gahse ins Schwarze getroffen. Seit sie ihre Frauen-Autowerkstatt im Großenhainer Ortsteil Uebigau eröffneten, hat sich der weibliche Kundenkreis schon erweitert. Die Idee, eine Autowerkstatt mit Ersatzteilhandel und Verwertung vor allem für Frauen anzubieten, scheint zu greifen. Carolin ist als Kfz-Mechatronikerin die Spezialistin für Diagnose und Elektronik an allen Fahrzeugtypen, Lydia (35) macht die Buchhaltung der freien Werkstatt. Angestellt sind außerdem Vater Michael, Onkel Matthias und Schwager Andreas.

Carolin Gahse ist quasi im Recycling-Betrieb ihres Vaters groß geworden. Schon mit zwei Jahren soll sie im Büro hinterm Tresen die Kunden gefragt haben: „Was wünschen Sie, ich bin hier der kleine Chef.“ Mutter Kerstin erzählt die Geschichte mit Stolz, und dass ihre Jüngste technisch begabt und früher schon immer zu Aufträgen mitgefahren ist. Folgerichtig wählte sie ihre Ausbildung – sie lernte im Mercedes-Autohaus Widmann in Zeithain – und absolviert gerade die Meisterschule.

Doch leicht hatte es Carolin Gahse nicht. Als Mädchen wurde ihr viel weniger zugetraut. „In der Berufsschule schrieben die Jungen von ihr ab und bekamen eine Eins oder Zwei, Carolin aber eine Drei“, erinnert sich ihre Schwester. Als Frau musste sich Carolin im Beruf alles erkämpfen. So kam in ihr der Wunsch auf, es den Männern zu zeigen. Als Vater Michael dann nach 25 Jahren seine Firma aus verschiedenen Umständen aufgeben wollte, entschieden sich die Töchter, den Betrieb als Frauenwerkstatt weiterzuführen. Lydia hat auch schon viele Jahre Erfahrung im Büro des Familienbetriebes.

Workshop für Frauen

Was ist an einer Autowerkstatt, in der unter anderem die Schraubenschlüssel und der Werkstattwagen pink sind, noch anders? „Wir wissen, dass Frauen anders ticken und oft nicht verstehen können, was Männer erklären“, sagt Lydia Gahse. Erwiesen sei auch, dass weibliche Kundschaft in der Regel 20 Prozent mehr bezahlt als Männer, weil sie aus Unkenntnis übervorteilt wird. Das möchten die Uebigauer nicht.

Sie wollen ihre Kundinnen sogar in die Geheimnisse ihrer Autos einweihen. Beim nächsten Unternehmerinnen-Stammtisch im Mai werden sie erstmalig einen Auto-Erste-Hilfe-Workshop für Frauen anbieten. Wie wechselt man ein Rad? Was mache ich, wenn das Öl alle ist? Solche Handgriffe wollen sie Interessentinnen beibringen. „Wir legen Wert darauf, dass sich von unserer Werkstatt gezielt Frauen angesprochen fühlen“, so die Gahse-Schwestern. „Und dass ihnen geholfen wird, auch wenn es ihnen finanziell nicht so gut geht.“ Männer gibt`s als Kunden trotzdem. Die sind oft die Stammkunden des Vaters. Einige davon nehmen aber die neue Chefin bis heute nicht ernst. Sie verlangen explizit einen männlichen Monteur. Auch das ist in der Werkstatt kein Problem.

In Sachen Werbung haben sich die beiden Frauen von Auto Gahse einiges Originelles einfallen lassen: Es gibt unterschiedliche Visitenkarten für Frauen und Männer. Den „Autoservice von Frau zu Frau“ soll man demnächst auch an großen Bannern im Hof und an der Hauswand erkennen. Aufsteller und Poster im Büro zieren natürlich Frauen.

„Wir haben einen großen Einzugsbereich, denn eine weitere Frauen-Autowerkstatt gibt es erst in Dresden“, weiß Lydia Gahse. Ihre Ordner im Büro sind alle pink, genauso wie die Hosen der Schwestern und die Schraubenschlüssel.

www.autogahse.de