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Aus der Millionenstadt nach Zwickau

Immer mehr ausländische Studenten zieht es nach Sachsen, vor allem Chinesen. Kleinere Hochschulen wie die Westsächsische Hochschule werben in China um die besten Schüler des Landes, um sie nach Zwickau zu holen.

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© dpa

Claudia Drescher

Zwickau/Dresden. „Zwickau ist sehr, sehr klein.“ Das ist das erste, was Liu Hanzhi zu ihrem Studienort einfällt. Die 19-jährige Chinesin kommt aus Hangzhou im Osten des riesigen Landes, rund sechs Millionen Einwohner leben im Stadtgebiet der Metropole. Die viertgrößte Stadt Sachsens kommt gerade einmal auf 90 000 Menschen. „Für Studenten ist es ein bisschen langweilig hier, aber so kann ich mich auf mein Studium konzentrieren“, sagt die junge Frau, die seit März an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) lernt. Sie gehört zu derzeit knapp 2 900 Chinesen, die in Sachsen studieren.

Rund 16 600 ausländische Studenten haben den Freistaat als Studienort auserkoren. Tendenz steigend. „Die Zahl weist seit einigen Jahren einen stetigen Aufwärtstrend auf“, sagt eine Sprecherin des sächsischen Wissenschaftsministeriums. Das entspricht bei insgesamt 113 000 Studenten einem Anteil von rund 15 Prozent.

Kleinere Standorte hätten es jedoch schwerer, internationale Studenten für sich zu interessieren, wie die Zahlen belegen: Liegt der Anteil ausländischer Studenten sachsenweit bei rund 15 Prozent, sind es in Zwickau unter fünf.

Um das zu ändern, wurde im vergangenen Herbst ein so genanntes Studienkolleg gegründet. Dort bereiten sich derzeit 110 Studenten - darunter 38 aus China - auf ihr Studium an der WHZ vor. „Um in Deutschland studieren zu können, braucht man eine Hochschulzugangsberechtigung“, erklärt Projektbetreuer Peter Maring. Angesichts unterschiedlichster Bildungssysteme rund um den Globus sei Abschluss aber nicht gleich Abschluss.

Um alle Studienanwärter auf ein Niveau zu bringen, durchlaufen sie zwei Semester lang diverse fachspezifische Vorbereitungskurse sowie Sprachunterricht, wobei sehr gute Vorkenntnisse in Deutsch unabdingbar seien. Am Ende des Studienkollegs stehe eine Feststellungsprüfung. Wer die schaffe, dürfe in Deutschland studieren.

Um aber von vornherein nur die Besten der Besten für ein Studium nach Zwickau zu holen, wirbt die WHZ direkt vor Ort über einen Kooperationspartner um Chinas Elite-Schüler. Durch das Engagement sei der Bekanntheitsgrad der Zwickauer Fachhochschule gut, meint Maring.

Das Interesse an Deutschland als Studienort sei in ihrer Heimat ungebrochen groß, bestätigt Liu Hanzhi. Hier könnten auch Chinesen aus „normalen Familien“ studieren. Einen Studienplatz in den USA hingegen könnten sich nur sehr wohlhabende Landsleute leisten, sagt die angehende BWL-Studentin.

Vergleichbare Studienkollegs wie das der WHZ gibt es laut sächsischem Wissenschaftsministerium an der Universität Leipzig und an den Hochschulen in Zittau/Görlitz und Mittweida.

Unlängst verstärkte auch die TU Chemnitz ihr Engagement in der Volksrepublik und kooperiert mit 13 chinesischen Hochschulen beim Studentenaustausch. Unter den internationalen Studierenden sei China nach Indien das zweitstärkste Herkunftsland, sagte eine Universitätssprecherin. 714 der insgesamt rund 12 000 Studenten kämen demnach aus China. (dpa)