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Aufregung um Party-Plakate

Das Motto „Stoff und Schnaps“ werbe für Rauschgift, fürchtet ein Sohlander. Dahinter steckt jedoch was ganz anderes.

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© Leserfoto: Dieter Besold

Von Katja Schäfer

Sohland. Entsetzt ist Dieter Besold, als er dieser Tage Plakate in Sohland hängen sieht, auf denen steht: „Party Stoff und Schnaps. Anstandslos und durchgeknallt.“ Dicke schwarze Buchstaben auf rotem Grund. „Mehrere präsentieren sich direkt vor der Gerhart-Hauptmann-Oberschule“, empört sich der Sohlander. Denn er ist der Meinung: „Darauf steht aktive Werbung für Rauschgift – genannt Stoff – und Schnaps.“

Dem widerspricht Patrick Hofmann von der Lausitzer Eventagentur Vegastar kategorisch. Sie hat die Werbung und Vermarktung für die Party im Sohlander Schützenhaus übernommen, auf die die Plakate hinweisen: „Stoff und Schnaps heißt ein Titel, der seit Monaten in den Charts ist und Kultstatus hat. Daraus wurde ein Konzept für Veranstaltungen entwickelt, die deutschlandweit stattfinden. Auch hier in der Region gab es sie schon, zum Beispiel in Großhennersdorf und Dresden“, erklärt er. Stoff steht in dem Fall für Süßigkeiten und Knabbereien, die während der Partys kostenlos verteilt werden, zum Beispiel Smarties, Gummibärchen oder Erdnussflips. Und immer, wenn der erwähnte Titel läuft, gibt es Schnaps zum Sonderpreis, zum Beispiel Kirschlikör und Pfeffi. „Anstandslos und durchgeknallt“ ist der Name eines DJ-Teams.

Dass die vom Veranstalter beauftragte Agentur die Plakate auch direkt vor der Schule angebracht hat, sei „nicht die glücklichste Wahl gewesen“, findet Hans-Georg Schilling. Er leitet das Sohlander Ordnungsamt, das Plakatierungen genehmigt. Die Regeln der Gemeinde dazu sind in der Polizeiverordnung verankert, räumliche Einschränkungen – etwa vor Schulen – nicht vorgesehen. „Wenn Plakate gegen Gesetze verstoßen, können wir sie ablehnen“, erklärt Schilling. Dafür habe das Amt in dem Fall aber keinen Anlass gesehen. Denn die Jugend kenne das Veranstaltungskonzept und wisse mit den Plakaten was anzufangen. „Dass jemand so öffentlich für Rauschgift wirbt, ist ja kaum vorstellbar“, sagt der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung. Wie er berichtet, gab es dennoch einigen Wirbel um die Plakate und mehrere Beschwerden. Im Vorfeld hatten das Ordnungsamt – wie auch der Party-Veranstalter – bei der Polizei angefragt, ob es mit dem Motto Probleme geben könnte. „Dafür gab es jedoch keine Veranlassung“, betont Schilling.

Dieter Besold ärgert sich dennoch. In seiner Jugend sei es beim Tanz kultiviert zugegangen, angefangen von der Kleidung bis zum Benehmen. „Wer das nicht hatte, bekam bei den Damen keine Chance“, erinnert er sich und vermutet: „Diese Tanzveranstaltungen fehlen der Jugend.“ – Die Party im Sohlander Schützenhaus am vergangenen Sonnabend kam auf jeden Fall richtig gut an. Rund 400 Leute feierten mit. Die Plakate sind seit Montag abgenommen.