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Aufregung um Lößnitzbad

Die Kiesgrube soll eine offene Badestelle werden. Die Ankündigung hat für Wirbel und offene Fragen gesorgt.

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© Arvid Müller

Von Nina Schirmer

Radebeul. Anrufe, Briefe, E-Mails: Viele Leser meldeten sich in den letzten Tagen bei der SZ mit Fragen zum Lößnitzbad. In der vergangenen Woche hatte Bäderchef Titus Reime angekündigt, dass das Freibad ab diesem Jahr zur offenen Badestelle werden soll. Das bedeutet: keine Schließzeiten, kein Eintritt, kein Schwimmmeister, keine Duschen. Die Außenanlagen und die Toiletten sollen weiter gepflegt werden.

Manche Leser freuen sich über die Veränderungen. Vor allem darüber, dass der Eintritt bald frei ist. Bei anderen, vor allem Stammgästen des Bades, herrschen Sorgen und Verunsicherung vor. Die brennendsten Fragen der Leser hat die SZ jetzt mit Radebeuls Zweitem Bürgermeister Winfried Lehmann besprochen, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH Radebeul (Sbf) ist.

Sind die Veränderungen der Anfang vom Ende für das Bad?

Die Befürchtung etlicher Leser: In diesem Jahr lässt man das Bad noch als offene Badestelle und im nächsten oder übernächsten Jahr wird es geschlossen. Dem soll ganz und gar nicht so sein, sagt Winfried Lehmann. Das Gelände biete sehr viele Chancen. Er stellt sich vor, dass das Lößnitzbad in den nächsten Jahren zu einem Sport-, Freizeit- und Erholungsreservoir wird. „Wir überlegen, ob wir das Nachbargrundstück noch dazu erwerben“, sagt Lehmann. Mit den Besitzern des ehemaligen Gärtnereigeländes sei die Stadt schon in guten Gesprächen. Möglich sei dort zum Beispiel ein Campingplatz. Auch bei der Standortfrage für einen dritten Sportplatz sei das Gelände neben dem Bad im Gespräch. „Wir sind eine wachsende Stadt und müssen auch Freizeitangebote für junge Leute schaffen“, sagt Lehmann. Ein Bebauungsplan soll entwickelt werden.

Kann man sich abends noch alleine ins Bad trauen?

Manche Leute sorgen sich, dass sich vor allem am Abend im Bad halbseidene Gestalten herumtreiben könnten und die Kriminalität zunimmt. Lehmann erklärt dazu, dass das Lößnitzbad in der monatlichen Sicherheitsberatung der Stadt mit der Polizei ein Thema ist. Gerade in der Anfangszeit sollen die Polizisten verstärkt Präsenz zeigen und regelmäßig auf Streife vorbeikommen. Auch der Gemeindevollzugsdienst soll präventiv im Bad unterwegs sein. „Wir wollen im Vorfeld Flagge zeigen, nicht erst, wenn etwas passiert ist“, sagt der Bürgermeister.

Was, wenn Jugendliche nachts im Bad bis in die Nacht laut feiern?

Das Thema Ruhestörung treibt ebenfalls einige Leser um. Lehmann weist darauf hin, dass es auch an anderen Orten in Radebeul Treffpunkte für Jugendliche gibt. Etwa das Weiße Haus in Serkowitz oder die Bolzplätze in Lindenau und oberhalb der Hauptstraße. Ruhestörungen seien dort kein primäres Problem. „Wenn sich Jugendliche im Bad eine Bratwurst grillen, ist das doch okay“, sagt Lehmann. Sollte es doch zu Ruhestörungen kommen, werde auch dann die Polizei flexibel reagieren können.

Vermüllt das Bad, wenn es keine Aufsicht gibt?

Sauberkeit sei besonders wichtig, sagt Lehmann. „Nichts ist schlimmer als überquellende Mülleimer.“ Die Stadt garantiere, dass die Abfallbehälter regelmäßig geleert werden. Bis zur Eröffnung der Badestelle würden genügend Entsorgungsbehälter in verschiedenen Größen aufgestellt. Hinweisschilder sollen die Besucher an die Müllentsorgung erinnern. Lehmann hofft bei diesem Thema auch auf einen Selbsterziehungseffekt bei den Gästen. Ein Großteil entsorge seinen Müll ordnungsgemäß. „Dass mal jemand was auf die Wiese wirft, kann man nicht verhindern“, sagt er. Dann müsse die Stadt – wie bei anderen öffentlichen Plätzen oder Parks auch – für die Reinigung sorgen.

Außerdem sollen feste Grill- und Feuerstellen installiert werden. Er wolle keine Verhältnisse wie in Oberwartha, erklärt Lehmann. Deswegen gebe es im Bad auch weiterhin Sanitäranlagen, die momentan renoviert werden.

Ist das Baden ohne Schwimmmeister nicht zu gefährlich?

Sie habe schon schlimme Badeunfälle im Lößnitzbad erlebt, schreibt eine Radebeulerin an die SZ. Trotz Aufsicht. Andere Leser sehen vor allem für Kinder Gefahren wegen der steilen Böschungen. Lehmann sagt, dass im Bad trotzdem weiterhin Kinder willkommen sind. Auch als es einen Schwimmmeister gab, hätten Eltern kleine Kinder dort nicht unbeaufsichtigt lassen können. „Das kann man an der Ostsee auch nicht machen.“ Das Planschbecken sei in die Jahre gekommen und habe auch die Hygienevorschriften nicht mehr erfüllt. Deshalb wird es entfernt. Man könne darüber nachdenken, ein Neues zu bauen, sagt Lehmann. Als Alternative gebe es außerdem noch das Bilzbad mit Planschbecken.

Wie wird die Wasserqualität sichergestellt?

Das Wasser reguliere sich in der Kiesgrube von selbst, sagt Lehmann. Bisher habe man noch keine Probleme mit Blaualgen gehabt. Die Wasserqualität werde trotzdem weiterhin vom Gesundheitsamt überprüft, wie bei anderen offenen Badestellen auch. Graskarpfen sollen den Bewuchs im Bad fressen.

Gibt es jetzt überhaupt noch irgendeinen Ansprechpartner im Bad?

Die Stadt möchte mit dem Schwimmclub Poseidon zusammenarbeiten, erklärt der Bürgermeister. „Ich würde mich freuen, wenn die Mitglieder auch mit Engagement zeigen und regelmäßig schauen, ob alles in Ordnung ist.“ Mit Problemen könnten sie sich jederzeit an die Stadtbäder und Freizeitanlagen GmbH wenden. „Vielleicht können wir auch den Dorf- und Schulverein Naundorf gewinnen“, sagt Lehmann.