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Aufregung in der Regenbogen-Schule

Asylbewerber sollen Kinder im Waschraum fotografiert haben. Ein anonymer Aushang löst eine Welle der Entrüstung in Görlitz aus.

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© Danilo Dittrich

Von Susanne Sodan

Görlitz. In den sozialen Netzwerken ist die Empörung riesig. An der Freien Regenbogen-Schule Weinhübel ist ein anonymer Aushang aufgetaucht, in dem schwere Vorwürfe erhoben werden: Ein erwachsener Asylbewerber soll in der Mädchentoilette Kinder bedrängt und fotografiert haben. Seit 2015 findet an der Schule ein Deutschkurs für Flüchtlinge statt. Laut Aushang sollen zwei Frauen, ebenfalls Kursteilnehmer, Wache gestanden haben.

Das Schreiben hat eine Welle von Beschuldigungen gegen die Asylbewerber und Vorwürfen gegen die Schule ausgelöst – weil sie die Eltern nicht informiert, keine Strafanzeige gestellt, den Vorfall verschwiegen hätte: Das Ganze soll bereits in der vergangenen Woche stattgefunden haben. „Genau das ärgert mich“, sagt ein Vater. „Ich bin enttäuscht von der Schulleitung. Sie hätte uns Eltern sofort informieren müssen.“ Worauf die vielen Facebook-Kommentare keine Antwort geben: Was ist überhaupt genau passiert?

Mit dieser Frage beschäftigt sich jetzt die Polizei. „Der Vater einer Grundschülerin hat am Mittwoch die Polizei über die Vorwürfe informiert“, erklärt Thomas Knaup, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Für ihn ein konfuser Fall, wie er sagt. Viele Fragen seien noch offen, zum Beispiel, was die Leute in dem Waschraum überhaupt fotografiert haben.

Tinko Fritsche-Treffkorn, Regionalmanager der DPFA-Akademiegruppe, sieht den Aushang und die Berichte auf Facebook als bewusste Hetze. DPFA ist der Träger der Freien Schule. „Es werden nicht verifizierte Aussagen verbreitet und mit der Schule wurde kein Kontakt aufgenommen, um diese Anschuldigung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, so Fritsche- Treffkorn. Schulleitung und Trägerverein schildern den Fall ganz anders: „Die Kinder sind nicht terrorisiert worden. Wir haben mit ihnen und mit den Kursteilnehmern gesprochen.“ Zunächst hätten sich die Kinder am 4. April an eine Erzieherin gewandt, weil Teilnehmer des Deutschkurses im Waschraum Bilder gemacht hatten. Die Schüler seien dort gewesen, um sich nach dem Mittagessen die Zähne zu putzen. Am gleichen Tag endete auch der erste Sprachkurs an der Schule, deshalb hätten einige der Teilnehmer noch Erinnerungsfotos gemacht – auch im Waschraum.

„Die Erzieherin hat die Schüler befragt“, so Fritsche-Treffkorn. „Sie versicherten, dass sie weder festgehalten noch bedrängt oder anderweitig belästigt wurden.“ Im Gespräch hätten die Kinder nicht verängstigt gewirkt. „Wenn das so gewesen wäre, hätten wir ganz anders reagiert. Dann hätten wir Strafanzeige erstattet. Für uns ist die Sicherheit der Kinder das Wichtigste.“ Am nächsten Tag habe es noch ein Gespräch mit den Asylbewerbern, den Kinden, einer Mitarbeiterin der Sprachkurse und der Schulleitung gegeben.

Warum die Eltern nicht informiert wurden? „Wir haben den Sachverhalt in den Gesprächen geklärt. Für uns bestand zu dem Zeitpunkt kein Anhalt für weitere Schritte.“

Die Regenbogenschule ist eine internationale Schule. Hier lernen neben deutschen Kindern auch Schüler aus Polen, Tschechien, der Ukraine und anderen Ländern. Außerdem engagiert sich der Träger auch in der Betreuung von Asylbewerbern. Nach SZ-Informationen soll die Anzeige von einem polnischen Vater stammen, der in der Schule bereits mehrfach mit asylkritischen Äußerungen aufgefallen ist. Dass ausgerechnet hier solche Vorwürfe gegen Asylbewerber auftauchen, findet Tinko Fritsche-Treffkorn „sehr schwierig.“ Wegen der aktuellen Entwicklung soll heute ein Elternnachmittag stattfinden.