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Auf Sachsens schönstem Holzweg

Die Fichte aus dem Osterzgebirge erzielt bei der Holzbörse gute Preise. Doch Spitzenreiter ist eine andere Baumart.

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© Robert Wilke/Sachsenforst

Von Mandy Schaks

Erst kreischten die Motorsägen in den Wäldern vom Schmiedeberger Pöbeltal bis in den Tharandter Wald, dann klingelte die Kasse in der Bärenfelser Forstzentrale. Dazwischen aber war viel Fingerspitzengefühl der Forstleute gefragt und vor allem jede Menge Geduld. Selbst die Profis, durch deren Hände so viele Bäume gehen und die im Forstbezirk im vergangenen Jahr 130 000 Kubikmeter Holz eingeschlagen haben, können vorher nicht abschätzen, was ihre edelsten Stämme wert sind. „Das hängt ganz von den Vorstellungen der Käufer ab“, sagt Sprecherin Kristina Funke. Manchmal sogar von der Mode, welchen Schrank oder Tisch sich gerade die Leute in ihre Wohnzimmer oder Büros stellen – aus Eiche oder Buche, Lärche oder Birke.

David Herold, Leiter des Forstreviers Bärenfels, glänzte mit seinen Schätzen aus dem Wald bei der Holzbörse in der Dresdner Heide.
David Herold, Leiter des Forstreviers Bärenfels, glänzte mit seinen Schätzen aus dem Wald bei der Holzbörse in der Dresdner Heide. © Egbert Kamprath
Bernd Moche durfte Hand anlegen und die edlen Fichtenhölzer aus dem Schmiedeberger Pöbeltal für die Holzbörse fällen.
Bernd Moche durfte Hand anlegen und die edlen Fichtenhölzer aus dem Schmiedeberger Pöbeltal für die Holzbörse fällen. © K. Funke/Sachsenforst

Deshalb beobachteten nicht nur die Bärenfelser mit Spannung, was ihre Kollegen aus dem Staatsbetrieb Sachsenforst, aber auch private und kommunale Waldbesitzer sowie Kirchgemeinden zur 18. Säge- und Wertholzsubmission seit Dezember einlieferten. Auf anderthalb Kilometer Länge reihte sich am Ende in der Dresdner Heide das Beste vom Besten, was sächsische und tschechische Wälder zu bieten hatten. Unter den knapp 1 162 Kubikmetern Säge- und Wertholz, die fein säuberlich nach Baumarten sortiert und nebeneinander platziert eine imposante Verkaufsmeile ergaben, befanden sich auch 30 Kubikmeter aus dem Forstbezirk Bärenfels. Vom Hang oberhalb des Waldschulheimes Wahlsmühle im Pöbeltal kamen 13 Fichtenstämme. Neun Stiel- und Roteichenstämme stammten aus dem Tharandter Wald. Dazu wählten die Forstleute noch eine Vogelkirsche, eine Esche und zwei Bergahorne aus dem Tharandter Revier aus. Sorgfältig wurden die Bäume im Spätherbst gefällt, entastet und mit dem Lkw zur Holzbörse transportiert. Interessenten wie Furnier- und Sägewerke, Handwerker und Holzhändler konnten in den vergangenen Wochen die insgesamt 887 eingelieferten Stämme 21 verschiedener Baumarten inspizieren und ein Kaufangebot abgeben. Vor wenigen Tagen war der Tag der Wahrheit. Die Umschläge wurden geöffnet, der Meistbietende erhielt den Zuschlag. Und die Frage war: Wie haben die 26 Edelhölzer aus dem Forstbezirk Bärenfels abgeschnitten?

Kristina Funke blättert in Listen, addiert, multipliziert und vergleicht. „Die Bärenfelser Hölzer gehen an neun verschiedene Käufer aus dem gesamten Bundesgebiet“, sagt sie. Lediglich ein Fichtenstamm sei liegengeblieben, für den sich – aus welchen Gründen auch immer – kein Mensch interessierte und sein Schicksal mit knapp 32 Kubikmetern teilt, die nun direkt vor Ort als Sägeholz verkauft werden. „Aber wir sind insgesamt zufrieden“, sagt Funke.

Für den Forstbezirk habe sich der Mehraufwand gelohnt. Im Schnitt erzielten die Fichtenstämme knapp über 200 Euro pro Kubikmeter – mehr als das Doppelte, als schlichtes Sägeholz bringen würde. Fünf der 13 Stämme hat ein großer Baustoffhändler aus Niedersachsen erstanden, der daraus hochwertige Holzprodukte für den Innenausbau machen will, verrät Kristina Funke. Ein Säge- und Hobelwerk aus dem Allgäu wollte sieben Stämme aus dem Pöbeltal haben. Je nach Eignung werden sie nun als Klanghölzer für den Musikinstrumentenbau verarbeitet oder zu anderen hochwertigen Holzprodukten.

Der Bärenfelser Spitzenstamm ist diesmal allerdings eine Stieleiche aus dem Hetzdorfer Revier. Dieser hatte beeindruckende Maße mit sechs Metern Länge und fast 90 Zentimetern Umfang. Dafür habe eine große Holzimport- und Sägewerksfirma aus Nordrhein-Westfalen 2 238 Euro geboten. Das wertvollste Stück aus den Bärenfelser Forstbezirks-Beständen war jedoch eine Stieleiche aus dem Tharandter Revier, die 626 Euro pro Kubikmeter einbrachte. Den absoluten Spitzenwert erzielte auch eine Stieleiche, allerdings aus dem Forstbezirk Leipzig. Der Stamm ging für 4 589 Euro weg und damit für 1 289 Euro pro Kubikmeter. Für Verkaufsleiter Hendrik Scholz ein deutliches Indiz: Für Holz mit guter Qualität werden weiterhin hohe Preise gezahlt. „Das ist kein Raubbau, sondern nachhaltige Forstwirtschaft“, betont er. „Wer als Waldbesitzer hochwertiges Holz zu guten Preisen vermarkten kann, sorgt auch dafür, dass neue Bäume gepflanzt und vielleicht in hundertfünfzig Jahren wieder als Wertholz verkauft werden können.“