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Auf Luthers Spuren

Die SZ lud zur Entdeckertour auf Schloss Hartenfels in Torgau. Zu sehen gab es viel mehr als nur Kunst.

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© Robert Michael

Von Marco Henkel

Martin Luther kam gerne nach Torgau. Mehr als 40 Mal reiste der Kirchenreformator von seiner Heimat Wittenberg in das rund 50 Kilometer entfernte Städtchen in Nordsachsen. „Torgaus Bauten übertreffen in ihrer Schönheit alle aus der Antike, selbst der Tempel des Königs Salomo war nur aus Holz“, schwärmte er laut Überlieferung beim Anblick der Stadt mit ihrem Schloss Hartenfels – dem größten vollständig erhaltenen Renaissance-Schloss Deutschlands.

Nächster Halt: Torgau. Die SZ charterte extra zwei Sonderzüge und mehrere Busse für die Entdeckertour.
Nächster Halt: Torgau. Die SZ charterte extra zwei Sonderzüge und mehrere Busse für die Entdeckertour. © Robert Michael
Martin Luther ließ es sich gestern nicht nehmen, die SZ-Leser am Bahnhof von Torgau und auf Schloss Hartenfels zu begrüßen.
Martin Luther ließ es sich gestern nicht nehmen, die SZ-Leser am Bahnhof von Torgau und auf Schloss Hartenfels zu begrüßen. © Robert Michael
Bär Benno fühlt sich in Torgau bereits pudelwohl. Ohne Pause tollte er durch sein Gehege.
Bär Benno fühlt sich in Torgau bereits pudelwohl. Ohne Pause tollte er durch sein Gehege. © Robert Michael
Der frisch sanierte Wendelstein ließ einige Besucher bewundernd nach oben Blicken.
Der frisch sanierte Wendelstein ließ einige Besucher bewundernd nach oben Blicken. © Robert Michael

SZ-Entdeckertour in Torgau

Schloss Hartenfels in Torgau ist heute das größte vollständig erhaltene Renaissanceschloss Deutschlands. In dessen Kapelle predigte der Reformator Martin Luther zur Einweihung am 5. Oktober 1544. Am Sonntag konnten sich SZ-Leser bei der SZ-Entdeckertour von der Schönheit des Schlosses und der Stadt Torgau überzeugen und dabei noch ihr Wissen über die Reformation auffrischen.
Schloss Hartenfels in Torgau ist heute das größte vollständig erhaltene Renaissanceschloss Deutschlands. In dessen Kapelle predigte der Reformator Martin Luther zur Einweihung am 5. Oktober 1544. Am Sonntag konnten sich SZ-Leser bei der SZ-Entdeckertour von der Schönheit des Schlosses und der Stadt Torgau überzeugen und dabei noch ihr Wissen über die Reformation auffrischen.
Der SZ-Sonderzug kommt am Bahnhof in Torgau an.
Der SZ-Sonderzug kommt am Bahnhof in Torgau an.
Besucher im Wendelsteig des Schlosses. Der Aufstieg zum Hausmannsturm lohnt sich wegen des großartigen Blicks auf die Stadt immer.
Besucher im Wendelsteig des Schlosses. Der Aufstieg zum Hausmannsturm lohnt sich wegen des großartigen Blicks auf die Stadt immer.
Lena Striedelmeyer von den Staatlichen Kunstsammlungen blickt den Wendelsteig im Schloss hinab.
Lena Striedelmeyer von den Staatlichen Kunstsammlungen blickt den Wendelsteig im Schloss hinab.
Madeleine Schneider (re.) und Lena Streiedelmeyer von den Staatlichen Kunstsammlungen im Innenhof des Schlosses. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen auf Schloss Hartenfels noch bis 31. Oktober die Ausstellung „Luther und die Fürsten“. Die erste nationale Sonderausstellung umfasst fünf Orte im und um das Schloss.
Madeleine Schneider (re.) und Lena Streiedelmeyer von den Staatlichen Kunstsammlungen im Innenhof des Schlosses. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigen auf Schloss Hartenfels noch bis 31. Oktober die Ausstellung „Luther und die Fürsten“. Die erste nationale Sonderausstellung umfasst fünf Orte im und um das Schloss.
Ein bekrönter Löwe aus dem Jahr 1585.
Ein bekrönter Löwe aus dem Jahr 1585.
Kunst Scouts wie Anja Bauermeister - im historischen Gewand - gaben Auskunft.
Kunst Scouts wie Anja Bauermeister - im historischen Gewand - gaben Auskunft.
Eine weitere Attraktion der SZ-Entdeckertour ist die Sonderöffnung der Bärenställe. Sie sind für Besucher gewöhnlich geschlossen. Bärin Jette lebte einige Wochen allein im Bärengraben. Deren langjährige Gefährtin Quistel war Ende Mai gestorben. Deswegen wurden neue Bären für das Schloss gesucht. Sie heißen Bea und Benno (Foto) und sind zwei Jahre alt.
Eine weitere Attraktion der SZ-Entdeckertour ist die Sonderöffnung der Bärenställe. Sie sind für Besucher gewöhnlich geschlossen. Bärin Jette lebte einige Wochen allein im Bärengraben. Deren langjährige Gefährtin Quistel war Ende Mai gestorben. Deswegen wurden neue Bären für das Schloss gesucht. Sie heißen Bea und Benno (Foto) und sind zwei Jahre alt.
Bea und Benno auf der Suche nach Essbarem. Obwohl in der Torgauer Bärenanlage jetzt ein Männchen und zwei Weibchen leben, soll es keine Zucht geben. Braunbär Benno wird deshalb auch kastriert.
Bea und Benno auf der Suche nach Essbarem. Obwohl in der Torgauer Bärenanlage jetzt ein Männchen und zwei Weibchen leben, soll es keine Zucht geben. Braunbär Benno wird deshalb auch kastriert.
Die Bärenhaltung in Torgau hat eine lange Tradition. Sie reicht bis ins Jahr 1425 zurück.
Die Bärenhaltung in Torgau hat eine lange Tradition. Sie reicht bis ins Jahr 1425 zurück.

Gestern wandelten über 2 500 Leser der Sächsischen Zeitung auf Luthers Spuren und konnten sich vor Ort mit eigenen Augen von der Schönheit der 20 000-Einwohnerstadt und ihres Schlosses überzeugen. Sie alle waren dem Aufruf zur SZ-Entdeckertour gefolgt, die dieses Mal in die ehemalige Residenzstadt führte.

Ein Zentrum der Reformation

Dort zeigen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden noch bis zum 31. Oktober – verteilt auf fünf Orte – rund um das Schloss die Ausstellung „Luther und die Fürsten“. Es ist der Auftakt zum 500. Reformationsjubiläum in zwei Jahren.

Damals, im Jahr 1517, schlug Martin Luther seine 95 Thesen, in denen er den Handel mit Ablassbriefen anprangerte, an die Schlosskirche in Wittenberg. Auf Schloss Hartenfels wurde die öffentlichkeitswirksame Aktion damals im Geheimen vorbereitet und die Thesen auf Papier gedruckt. Ein Originalexemplar von damals ist jetzt an seinen Entstehungsort zurückgekehrt – als Leihgabe eines Schweizer Literaturmuseums. Der Druck zeigt, dass Torgau der politische Ausgangspunkt der Reformation war. Hier residierten die sächsischen Kurfürsten, die zu den ersten Unterstützern Martin Luthers gehörten.

Doch das seltene Dokument ist nur eines von rund 200 Exponaten, die Leihgeber aus Deutschland, Europa und sogar den USA für die Ausstellung zur Verfügung stellten. Zusammen geben sie einen eindrucksvollen Einblick in die Zeit der Reformation und in die Auswirkungen von Luthers Ideen auf die Politik.

Ein besonders wertvolles Ausstellungsstück hatte da einen vergleichsweise kurzen Anreiseweg: Die Mitra aus der Dresdner Rüstkammer, einst im Besitz des Kardinals Albrecht von Brandenburg – einem der größten Gegenspieler Martin Luthers. Sie ist das vielleicht prunkvollste Exponat der Ausstellung. Die Bischofsmütze ist so dicht mit Edelsteinen und Perlen verziert, dass sie fast zwei Kilogramm wiegt. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Prunksucht der Kirchen, gegen die Martin Luther seinerzeit so vehement protestierte. Kein Wunder, dass Luthers goldener Siegelring, der im Kurfürstlichen Gemach des Schlosses ausgestellt ist, sehr bescheiden wirkt. Genauso wie die Schlosskapelle, in der Luther einst selbst predigte.

Doch auch abseits der Ausstellung gab es für die SZ-Entdecker jede Menge zu sehen. Vom Hartmannsturm bot sich ein wundervoller Blick über die ganze Stadt, und auch über die Ställe der drei Torgauer Bären. Zu denen haben sonst nur die Tierpfleger Zugang. Gestern wurden sie extra für die SZ-Leser geöffnet.

Angelockt durch Nüsse, die ihnen eine Tierpflegerin ab und zu zuwarf, kamen die beiden zweijährigen Bären Benno und Bea immer wieder so dicht an die Gittertür, dass die Besucher ihnen ganz tief in die Augen schauen konnten. Die SZ-Entdecker konnten sich so auch gleich davon überzeugen, dass die beiden Jungbären ihre anfängliche Scheu abgelegt haben und sich in Torgau bereits heimisch fühlen.

Dabei dürfen sie erst seit wenigen Tagen nach Draußen in den Burggraben. Nachdem die beiden Anfang des Monats aus einem Tierpark in Nordrhein-Westfalen nach Torgau gekommen waren, mussten Benno und Bea zur Eingewöhnung eine Weile in ihren Ställen bleiben. Dass sie ihre neue Freiheit genießen, war deutlich zu sehen. Ohne Unterlass tollten sie durch das Gehege oder buddelten in der Erde. Die 27-jährige Braunbärendame Jette ließ es dagegen ruhiger angehen. Sie beobachtete das Treiben ihrer Artgenossen getrennt durch ein Gitter von der anderen Seite des Burggrabens. Den ungewöhnlich starken Besucheransturm nahm sie gelassen.