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Auf den Würfel gekommen

Über 43 Trillionen Farbkombinationen sind dreidimensional auf sechs quietschbunten Flächen verteilt. Der sächsische Herr der Würfel kommt aus Coswig und dachte nie daran, mit seinem Hobby berühmt zu werden.

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Von Doreen Hübler

Über 43 Trillionen Farbkombinationen sind dreidimensional auf sechs quietschbunten Flächen verteilt. Der sächsische Herr der Würfel kommt aus Coswig und dachte nie daran, mit seinem Hobby berühmt zu werden. Warum auch, die einst so beliebte Spieler-Reliquie der 80er Jahre verstaubte fast in der Mottenkiste.

„Es war zwar eine ganze Weile ruhig um den Zauberwürfel, aber so langsam steigt das Interesse wieder“, sagt Stefan Schönwälder. Der gebürtige Coswiger muss es wissen, als frisch gebackener Deutscher Vizemeister im Zauberwürfellösen. Amtliche 17,9 Sekunden, „ein wenig Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen und Merkfähigkeit“ benötigt der 24-Jährige, um das Farbchaos auf dem dreidimensionalen Puzzle in wohlgeordnete Symmetrie zu verwandeln.

„Damit habe ich vorletztes Wochenende bei der deutschen Meisterschaft in Gütersloh einen neuen deutschen Rekord aufgestellt“, sagt er stolz. Noch vor anderthalb Jahren drehte der Freiberger Student der Angewandten Naturwissenschaften ratlos an den 21 Bestandteilen des Knobelquaders herum. Ein eigenartiges Ding: Erfunden hat das Spielzeug für Denker Mitte der siebziger Jahre der ungarische Physikprofessor Ernö Rubik – als räumliches Anschauungsmodell. „Ich habe mich im Internet mit den verschiedenen Lösungssystemen beschäftigt und wurde vom Ehrgeiz gepackt“, sagt Schönwälder. Mit dem Training schmolzen die Minuten dahin. Bald schaffte er es in Sekunden vom Chaos zur Ordnung. Inzwischen ist Schönwälders Ziel die Europameisterschaft in Amsterdam im August. „Sicher sind Freaks dabei, bei denen ich mir noch Tricks abschauen kann.“ Ernsthafte Chancen auf einen Sieg rechnet er sich nicht aus. „Da machen Leute mit, die den Würfel blind lösen können.“ Der Coswiger möchte deshalb nur seinen fünften und auch sechsten Platz der Weltrangliste halten.

Das heißt: Weiter üben. Eine Stunde pro Tag schraubt Schönwälder mit vollem Zehn-Finger-Einsatz am Zauberwürfel herum. „Ich nutze dazu die Zugfahrt an die Uni.“ Staunende Blicke der Mitreisenden sind ihm sicher. Frauen lässt seine Fingerfertigkeit aber eher kalt. „Wahrscheinlich ist das so ein Jungsding“, sagt Schönwälder. Schließlich habe es etwas damit zu tun, besser als andere zu sein. „Frauen sehen wenig Sinn in so etwas“, sagt der deutsche Vizemeister und fügt hinzu. „Vielleicht haben sie ja auch Recht.“