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Ansturm auf freie Schulen in Sachsen

Die Zahl der Schüler an Privatschulen ist auf einem Höchststand seit 1990. Neugründungen müssen jedem offenstehen.

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© dpa (Symbolfoto)

Andrea Schawe

Dresden. Christliche Grundschule, Internationales Gymnasium, Montessorischule: Noch nie haben in Sachsen so viele Kinder an einer freien Schule gelernt. Fast jeder siebte Schüler besuchte im Schuljahr 2016/17 eine Schule, die nicht von der Kommune getragen wird. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind 64 740 Schüler an einer freien allgemein- oder berufsbildenden Schule gemeldet. Noch vor fünf Jahren waren es etwa 5 000 weniger.

Auch die Zahl der Schulen steigt wieder. Im laufenden Schuljahr sind 399 der insgesamt 1 755 Schulen in Sachsen Privatschulen: 85 sind Grund- und 20 Förderschulen, 70 Oberschulen und 40 Gymnasien. Das sei ein Höchststand seit 1990, so das Kultusministerium. Allein in diesem Jahr kamen sieben neue Schulen dazu, unter anderem die Christliche Grundschule in Oßling, die Tüv Rheinland Oberschule in Dresden und die Evangelische Oberschule in Klipphausen. Die Zahl der privaten Berufsschulen nimmt dagegen ab.

Das Spektrum ist groß: Viele Schulen sind kirchlich verbunden, etwa die evangelische Grundschule in Radebeul oder das St. Benno-Gymnasium und die Kreuzschule in Dresden. Dazu kommen etwa Waldorf- und Montessori-Schulen oder Werks- und Laborschulen mit altersgemischten Gruppen. Etwa 100 Euro zahlen Eltern im Schnitt pro Kind und Monat, an der International School können es bis zu 900 Euro sein.

Trotzdem stehen die sogenannten Ersatzschulen nicht außerhalb des Schulsystems. „In aller Regel orientieren sich die Träger bei der Schulgründung an den Vorgaben der sächsischen Lehrpläne für die jeweilige Schulart“, erklärt Petra Nikolov von der Sächsischen Bildungsagentur. Das Grundgesetz erlaubt Privatschulen nur in engen Grenzen, sie müssen prinzipiell jedem offenstehen und in den Lernzielen sowie in der Ausbildung der Lehrer mindestens den Standard an öffentlichen Schulen erfüllen. Das Kultusministerium entscheidet über die Zulassung freier Schulen – und kann diese auch entziehen, wenn Zweifel am Leistungsniveau der Schüler aufkommen. Derzeit kämpfen die Aktive Schule Dresden und die Natur- und Umweltschule um ihr Bestehen.

Der Freistaat unterstützt die freien Schulen mit einem Beitrag pro Schüler und Jahr. In diesem Jahr sind das voraussichtlich etwa 340 Millionen Euro. 2016 waren es noch rund 327 Millionen Euro, im nächsten Jahr rechnet das Kultusministerium mit etwa 351,9 Millionen Euro. Seit Jahren fordern freie Schulen eine Erhöhung dieser Hilfen – auch weil die Gehälter der Lehrer an freien und staatlichen Schulen immer mehr auseinander gehen. Trotzdem steigt die Zahl der Lehrer an Privatschulen stetig: 2016/17 waren es mehr als 5 300.