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Angriffe erschüttern Sachsen

Bei Randalen in Niederau werden auch THW-Helfer attackiert. In Leipzig entlädt sich die Gewalt gegen Polizisten.

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© SZ

Meißen/Dresden. Die zunehmend aufgeheizte Stimmung gegen Flüchtlinge hat sich in Sachsen am Wochenende an mehreren Orten gewaltsam entladen. Brennpunkt war wieder die Asylunterkunft in Niederau bei Meißen. Dort versuchten in der Nacht zum Samstag laut Polizei rund 200 teilweise alkoholisierte Personen, den Zaun des Flüchtlingslagers umzuwerfen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit acht Beamten von 18 Uhr bis zwei Uhr morgens im Einsatz.

SZ-Informationen zufolge kam es zudem zu Angriffen auf Helfer des Technischen Hilfswerks. Nach Augenzeugenberichten sollen sie mit Flaschen und noch glimmenden Zigaretten beworfen worden sein. Eine THW-Sprecherin bestätigte die Attacken. Teilweise seien Mitarbeiter auch am Verlassen des Geländes gehindert worden. In den ehemaligen Einkaufsmarkt in Niederau sollen 500 Asylsuchende einziehen. Bis Sonntagabend sind dort 350 Flüchtlinge angekommen. Nach Auskunft der Gemeinde handelt es sich mehrheitlich um Familien aus Syrien und Afghanistan. Viele Kinder seien darunter. Die neuen Bewohner waren unter massivem Polizeischutz mit Bussen aus Bayern gekommen. Einen Bus stellte die Bundeswehr. Etwa 20 Bundeswehrsoldaten begleiteten die Neuankömmlinge.

In Heidenau bei Dresden sind am Samstagabend vier Flüchtlinge aus Pakistan angegriffen worden. Nach Angaben der Polizei soll es sich bei den Tätern um russischstämmige Jugendliche gehandelt haben. Ein 24-jähriger und ein 33-jähriger Asylbewerber wurden verletzt. Einem der beiden sei mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen worden. Üble Attacke auch in Dresden: Dort wurden zwei Asylbewerber aus einem vorbeifahrenden Auto mit Pfefferspray angegriffen.

Heftige Gewaltausbrüche haben zudem am Samstag in Leipzig den Protest gegen einen rechten Aufmarsch überschattet. Nach Polizeiangaben kam es zu Ausschreitungen vorwiegend linker Gegendemonstranten, die einen Protestzug der Initiative „Offensive für Deutschland“ um den früheren Legida-Chef Silvio Rösler verhindern wollten. Von 800 eingesetzten Polizisten wurden 13 verletzt. Angesichts der zahlreichen, teils gewaltsamen Proteste gegen die aktuelle Asylpolitik forderte Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) die Bürger auf, genau hinzuschauen, mit wem sie auf die Straße gehen. Mit der Teilnahme an einer Demonstration teile man auch Auffassungen und Äußerungen der Anmelder.

Rohe Gewalt entlud sich in der Nacht zum Sonntag auch gegen das Bürgerbüro von Vize-Ministerpräsident und SPD-Landeschef Martin Dulig in Radebeul. Pflastersteine zerstörten die Fenster, die Inneneinrichtung wurde beschädigt. (SZ/pa/dpa/abi)