Merken

Amt macht Schlossbesitzer Druck

Die Denkmalschutzbehörde hat nun ein Verfahren gegen den Besitzer von Schloss Seußlitz eingeleitet – doch der bleibt abgetaucht.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Diesbar-Seußlitz. Beinahe täglich taucht Stephan Braunfels in den überregionalen Medien auf: Dort wird er als genialer Architekt dargestellt – oder als Querulant, der sich schon mal öffentlichkeitswirksam mit der Bundesregierung anlegt. Nur bei einem Thema duckt er sich seit Monaten weg: Schloss Seußlitz. Und tatsächlich weiß momentan niemand, wie es mit dem barocken Denkmal und dem angrenzenden Schlosspark weitergeht.

Stephan Braunfels ist Architekt mit Büros in Berlin und München. Schloss Seußlitz hat er 2000 von der Gemeinde gekauft.
Stephan Braunfels ist Architekt mit Büros in Berlin und München. Schloss Seußlitz hat er 2000 von der Gemeinde gekauft. © dpa
Die Denkmalschutzbehörde hat jetzt ein formelles Verfahren gegen Braunfels eingeleitet.
Die Denkmalschutzbehörde hat jetzt ein formelles Verfahren gegen Braunfels eingeleitet. © Sebastian Schultz

Ein Besuch vor Ort lässt deutlich erkennen, dass sich hier schon lange keiner mehr kümmert. Teilweise hängen die hölzernen Fensterrahmen und irgendwelche Kabel nur noch lose am Haus, der Putz bröckelt sowieso, und im Park türmt sich das Laub vom vergangenen Herbst auf den Wegen. „Mir wird schon langsam angst, weil alles wieder anfängt, zu wachsen“, sagt auch der Nünchritzer Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). Schließlich gehört der öffentlich zugängliche Park zu den Besucherattraktionen in Diesbar-Seußlitz und zahlt die Kommune jährlich 10 000 Euro an den Schlossbesitzer, um die Parkpflege mitzufinanzieren. Zuletzt gab es allerdings keinerlei Kontakt mehr zwischen Rathaus und Schlossbesitzer und auch noch keine Rechnung für 2016, so der Bürgermeister. „Aber wofür auch, es ist ja nichts passiert“, fügt Gerd Barthold ärgerlich an. Er hofft nun, dass die Bemühungen des Landratsamtes helfen, das Ensemble vor dem Verfall zu retten.

Denn die Denkmalschutzbehörde hat jetzt ein formelles Verfahren gegen Stephan Braunfels eingeleitet, wie die Sprecherin des Landkreises, Kerstin Thöns, gegenüber der SZ bestätigte. Das Verfahren sei mit Auflagen zum Erhalt und zur Pflege des gesamten Denkmals verknüpft, erklärte die Sprecherin, wobei es schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder Gespräche oder Schriftverkehr mit dem Schlossbesitzer gegeben habe. Ob Stephan Braunfels daraufhin in irgendeiner Form aktiv geworden ist, ist unklar. Anfragen der Sächsischen Zeitung blieben bislang unbeantwortet. In Seußlitz selbst allerdings bleibt das Engagement ungebrochen.

Immer wieder gibt es Gespräche und Ideenrunden. Für nächste Woche hat sich so beispielsweise auch Rudolf von Bünau angekündigt, um mit der Vorsitzenden des Tourismusvereins Sächsische Elbweindörfer übers Schloss zu sprechen. „Ich steh’ zu meinem Wort“, sagt von Bünau, dem das Schloss als stellvertretender Vorstand im Freundeskreis Schlösserland Sachsen und als indirekter Nachfahre des einstigen Schlossbesitzers Heinrich Graf von Bünau besonders am Herzen liegt. Schon mehrfach habe auch er versucht, über verschiedene Kanäle Kontakt mit dem Architekten aufzunehmen. Ohne Erfolg. „Das ist überhaupt nicht befriedigend“, sagt Rudolf von Bünau deshalb. Die Flinte ins Korn werfen, will er trotzdem nicht. Er ist optimistisch, dass es eine Lösung für Schloss Seußlitz geben wird.