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Am Straßenrand verschwinden die Bäume

Nur noch jeder siebte gefällte Baum an Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen wird durch einen neuen ersetzt.

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© Matthias Weber

Von Gunnar Saft

Dresden. Sie brauchen viele Jahre, um zu wachsen, aber gefällt sind sie später in wenigen Minuten: die Bäume an Sachsens Straßen. Eine neue Statistik zeigt, dass im Freistaat immer mehr davon verschwinden und dass es wenig Ersatz für sie gibt.

Zwischen 2010 und 2016 wurden allein an den Staats- und Bundesstraßen in Sachsen 52 777 Bäume – und damit mehr als jeder fünfte – gefällt. Das geht aus der aktuellen Antwort von Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Wolfram Günther von den Grünen hervor. Insgesamt 3 823 der in diesem Zeitraum verschwundenen Bäume standen an Alleen und damit unmittelbar neben den jeweiligen Fahrbahnen. Gleichzeitig sank die Zahl der an gleicher Stelle vorgenommenen Nachpflanzungen, weshalb der Gesamtbestand an Straßenbäumen in einem relativ kurzen Zeitraum um über elf Prozent abgenommen hat.

„Das ist eine dramatische Entwicklung, bei der im Vorjahr sogar ein neuer Negativrekord erreicht wurde“, kritisiert Günther. So seien 2010 beispielsweise immerhin noch zwei Drittel der gefällten Bäume ersetzt worden, während das 2016 lediglich bei 14 Prozent der Fall gewesen sei. Unterm Strich sind in den vergangenen sieben Jahren auf diese Weise nur knapp 41 Prozent aller gefällten Straßenbäume durch Neuanpflanzungen ersetzt worden. „Ein riesiger Verlust.“ Günther fordert die Staatsregierung auf, bei Fällungen an Bundes- und Staatsstraßen künftig zwingend für ausreichend Ersatz zu sorgen. Straßenbäume seien nicht nur von einer hohen ökologischen Bedeutung, sondern als Baumalleen auch landschaftsprägend. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass junge Bäume nur einen Bruchteil der biologischen Leistungen eines Altbaumes erbringen. Nötig sei deshalb, dass auf einen gefällten Altbaum mindestens drei neue Bäume kommen.

Der Oppositionspolitiker verweist darauf, dass die zurzeit gültigen Vorschriften Neuanpflanzungen oft verhindern, weil die dabei geforderten Mindestabstände zu den Fahrbahnen nicht eingehalten werden können. Die Folge: Auf neue Bäume wird ganz verzichtet. Hier müsse sich der Freistaat für flexiblere Lösungen einsetzen.

Das Ministerium verweist auf Nachfrage darauf, dass Baumfällungen vor allem aus Sicherheitsgründen vorgenommen werden müssen. Bäume würden auch ersatzlos entfernt, wenn sie zu dicht gesetzt worden seien und damit das Wachstum des Bestandes beeinträchtigen. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr nennt weitere Probleme wie Überalterung oder Erkrankung von Straßenbäumen. Bei Fällungen würden auch Ausgleichsmaßnahmen abseits der Straßen erfolgen – unter anderem durch das Anlegen neuer Streuobstwiesen.