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Altlasten des Uranbergbaus kosten Millionen

Seit 15 Jahren saniert die Wismut Abbaugebiete und Halden. Sachsen und der Bund wollen nun über die weitere Finanzierung entscheiden.

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Bad Schlema. Die Zahl auf der Digitalanzeige schwankt zwischen 126 und 131. Jens Regner von der Wismut GmbH hält das Gerät zur Messung der Ortsdosisleistung über einen Hang im Kurpark von Bad Schlema. Es gebe eine Gammastrahlung von 131 Nanosievert, erlaubt seien 170, erläutert der Strahlenschutzexperte. Vor der zwei Jahre dauernden Sanierung strahlten von dem Hang 700 Nanosievert. An diesem Donnerstag wird die Fläche am Rande des Kurparks offiziell an die Stadt Bad Schlema übergeben – frei von radioaktiven Altlasten des Uranbergbaus.

Seit 15 Jahren saniert die Wismut GmbH im Auftrag des Freistaates Sachsen frühere Uranbergbaugebiete, die nicht unter das Wismut-Gesetz fallen. Es sind sogenannte Altstandorte, an denen das radioaktive Erz durch die frühere Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut maximal bis Ende 1962 gefördert wurde und die anschließend in den Besitz von Städten, Gemeinden und Kommunen zurückgefallen waren.

2002 hatten sich Sachsen und der Bund auf eine gemeinsam finanzierte Sanierung geeinigt. Bis 2013 wurden 78 Millionen Euro investiert, bis 2022 sind weitere 138 Millionen gesichert. Beide Geldgeber teilen sich die Gesamtkosten von 216 Millionen Euro jeweils zur Hälfte. 246 von 318 Projekten wurden bis 2016 an 46 Standorten abgeschlossen.

Am Mittwoch feierten die Wismut GmbH sowie der Freistaat und der Bund mit einem Festakt in Bad Schlema 15 Jahre Sanierung der Altstandorte. Anlässlich des Jubiläums gaben die beiden Geldgeber bekannt, dass sie die Altlastenbeseitigung über das Jahr 2022 hinaus gemeinsam finanzieren wollen. Bereits vor der Bundestagswahl sollen die Gespräche über ein Nachfolgeabkommen beginnen, sagte Thorsten Herdan, Abteilungsleiter für Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig war im Bergmannsanzug erschienen. Der SPD-Politiker war gleichermaßen zufrieden mit den bereits gemeisterten Aufgaben wie mit dem für die nahe Zukunft avisierten Verhandlungsstart. „Dass wir bereits jetzt in die Verhandlungen zu einem Folgeabkommen eintreten können, ist etwas Besonderes. Wenn man jetzt schon das Signal geben kann, dass uns bewusst ist, dass es eine Fortsetzung gibt, dann feiern wir nicht nur rückblickend 15 Jahre Sanierung, sondern wir haben eine Perspektive“, sagte der SPD-Politiker.

Für Bad Schlemas Bürgermeister Jens Müller (Freie Wähler) ist die sanierte frühere Halde ein Glücksfall. 1,3 Millionen Euro wurden ausgegeben, um den Hang und den früheren Schlemabach von den strahlenden und sonstigen Rückständen zu befreien. Das Gelände soll als Reserve für den Kurbetrieb zurückgehalten und nicht verkauft werden. (dpa)