Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Ebersbach/Region. Kyrill war ein Winterorkan mit Ansage. Am 18. Januar 2007, ein Donnerstag, wurde bereits davor gewarnt, dass in der Nacht ein Sturm der Windstärke 12 das öffentliche Leben beeinträchtigten wird. Schulen hatten daraufhin früher Unterrichtsschluss, besorgte Chefs schickten ihre Mitarbeiter zeitiger nach Hause. Böen mit Windgeschwindigkeiten weit über 100 km/h erreichten auch Ebersbach und führten hier zum wohl größten Schaden, den der Orkan im Großenhainer Land anrichtete – an der historischen Bockwindmühle auf der Anhöhe Richtung Naunhof.
„Durch den starken Wind wurden die verkeilten Ständer des Mühlhauses von den Fundamenten gelöst, und die Mühle konnte sich frei im Wind drehen“, erinnert sich Tischler Roland Drobisch vom Mühlen- und Heimatverein. Dabei hatte der Fachmann noch Vorsorge getroffen. „Ich hatte vor dem Sturm den Steert zum Drehen der Mühle verkeilt und später auch noch einmal die Bremsen nachgezogen“, erinnert sich Drobisch. Doch geholfen hat das gegen die Naturkräfte wohl kaum. Die rund sieben Tonnen schwere Flügelwelle wurde aus dem Lager gedrückt und von der Bremse gelöst. Die Welle durchschlug dann das Mühlendach und einen Teil der Zwischendecke. Ein Gutachter stellt einen Schaden etwa 25 000 Euro fest.
Mehrere Firmen bekamen den Auftrag, die Bockwindmühle rasch wieder herzurichten. Zu ihnen gehörten der Betrieb von Roland Drobisch für die Holzarbeiten, der Ebersbacher Dachdecker Falk Leßke, die Fachfirma Dünsch für die Reparaturen an den Flügeln, Frank Jäppel für alle Arbeiten, die mit der Elektrik der damals mehr als 140 Jahre alten Mühle zu tun haben. Das Ziel war klar: Bis zum Mühlentag zu Pfingsten sollten die Reparaturen beendet sein und die Flügel sich wieder drehen können.
Wo Kyrill noch Schaden machte
In der Ebersbacher Gemeindeverwaltung war man heilfroh, eine Versicherung für das 2005 wiedereröffnete Wahrzeichen des Ortes abgeschlossen zu haben. 1000 Euro Beitrag jährlich – das war im Gemeinderat vorher lange diskutiert worden. Nach Kyrill diskutierte niemand mehr.
Mit Kran wieder ins Lager gehoben
Roland Drobisch ist noch heute erschüttert, wenn er daran denkt, welche Kräfte an der Windmühle zerrten. Wenn so etwas in früheren Jahrhunderten passierte, muss das verheerend gewesen sein. Denn Mehl hat die Mühle dann erst einmal lange nicht mahlen können. Wenn sieben Tonnen aus ihrer Verankerung gerissen werden, ist das schon gewaltig. Die Flügel hängen genau an dieser Flügelwelle. Mehr als einen Meter bewegte sich damals das schwere Teil, die Welle lag nach Kyrill diagonal zu ihrer ursprünglichen Lage. Auch Gutachter Dietrich Schietze aus Dresden war erstaunt über diese Krafteinwirkung.
Die Welle wurde daraufhin mit einem Kran wieder in ihr Lager gehoben. Vorher hatte der Mühlenverein das offene Dach noch mit Planen zugehängt. Die Jalousien an den Mühlenflügeln waren vom Sturm zugeschlagen worden. In normalen Zeiten dient dieser Mechanismus dazu, den Wind voll auszunutzen. Beim Orkan jedoch waren die Auswirkungen gravierender. Roland Drobisch: „Der Wind hat eine größere Angriffsfläche, kann die Mühle stärker bewegen.“ So waren zahlreiche Teile nach dem Unglück zu ersetzen.
Zwei Jahre nach der Sanierung musste also wieder erhebliches Geld in die Windmühle investiert werden. Das hielt nur drei Jahre vor – dann kam der Pfingsttornado. Just zum Mühlenfest 2010 ging es dem technischen Denkmal wieder an die Flügel. Doch beide Male kam niemand zu Schaden. Das ist für den Mühlen- und Heimatverein noch heute ein großes Glück.