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Alles auf Anfang am Knappensee

Die laufende bergtechnische Sanierung des Gewässers bei Hoyerswerda stellt die bisherigen Nutzungen infrage – für die Zukunft.

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© LMBV / Radke

Von Mirko Kolodziej

Als sich vor gut zwei Wochen der Verein Knappenseerebellen zu seinem jährlichen Knappenseetag in Groß Särchen traf, ließ eine Forderung der Mitglieder aufhorchen: Man müsse zusehen, dass die öffentlichen Nutzungsrechte nach Abschluss der bergtechnischen Ufersanierung wieder in Kraft treten. „Wir wollen naturnahes Camping und die Nutzungsformen, so wie sie vorher waren“, sagte Vereinschef Werner Petrick und warnte: Baden, Segeln oder Angeln, so selbstverständlich sie einem über die Jahrzehnte vorgekommen seien, seien eben das nicht. See auf – und alles ist wieder wie immer? So einfach werde das nicht sein! Man müsse alle Nutzungsrechte neu beantragen: „Und das kann drei bis vier Jahre dauern.“ Sollte diese Prognose zutreffen, wäre das derzeit von den zuständigen Stellen als Datum für die Freigabe des Sees genannte Jahr 2022 nur ein Etappenziel, und die Erholungssuchenden müssten sich womöglich zur vollständigen Normalisierung bis 2026 gedulden.

An der Gemeinde Lohsa, auf deren Territorium ein Großteil des Sees liegt, soll es nicht scheitern. „Wir arbeiten an den Lösungen“, sagt Jens Kieschnick, der nicht nur als Sachbearbeiter für Bergbausanierung im Rathaus tätig ist, sondern auch noch im Ehrenamt als Knappensee-Ortsvorsteher ein gewisses Interesse an der Wiederbelebung des Gewässers haben dürfte. Rechtlich einfach, bestätigt er die Grundaussage des Vereins, sei die Sache jedenfalls nicht. Man habe das gemerkt, als es bei der Sanierung des Silbersees um die Strandöffnung in Friedersdorf ging.

Duldung ist ausgelaufen

Das Schlüsselwort lautet wohl Gewohnheitsrecht. Da es für die meisten Nutzungen sowohl an Knappen- wie an Silbersee keine wirklichen Regelungen gab, seien sie mehr oder weniger stillschweigend geduldet worden. Die Arbeiten beziehungsweise die Sperrung der Gewässer habe diese Duldung nun nicht nur unterbrochen. Sie sei damit de jure sogar ausgelaufen. Im Ergebnis müsse man tatsächlich Genehmigungen nach Wasserrecht beantragen. Kieschnick vergleicht es mit „Baurecht am und auf dem Wasser“ und sagt: „Unser Ziel ist, das per Allgemeinverfügung hinzubekommen.“ Ob das klappt, ist freilich offen und so sehr die Knappenseerebellen sich auch eine rasche Lösung wünschen, so sehr hakt es wieder einmal an den feinen Details.

Jens Kieschnick erwähnt als Beispiel, dass für einen Antrag auch alle Voraussetzungen klar sein müssen. Ohne etwa die exakte Böschungsgeometrie bestimmter Uferabschnitte zu kennen, sei ein Verfahren praktisch gar nicht möglich. Dazu kommen die Vorstellungen der kommunalen Behörden. Lohsa stimmt sich hier mit den anderen beiden Seeanrainern Wittichenau und Hoyerswerda ab. Was nach der Sanierung öffentlich noch erwünscht oder als notwendig erachtet wird, sollte Anfang nächsten Jahres klar sein. Dann jedenfalls soll der vom kommunalen Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen in Auftrag gegebene „Masterplan“ für den Knappensee vorgelegt werden. Erst im Juni war das Dresdener Planungsbüro, die STEG, beauftragt worden, das sich bereits um das 2015 beschlossene Entwicklungskonzept für das Lausitzer Seenland gekümmert hatte. Bereits darin heißt es: „Das Südostufer (Bereich Koblenz – d. Red.) soll als Schwerpunktraum für eine neu strukturierte touristische Nutzung entwickelt werden; Profilierung als naturnaher, ruhiger See von mittlerer touristischer Bedeutung.“ Empfohlen wird zudem die Reduzierung von einst sieben auf noch drei Campingplätze, wahrscheinlich auch aufgrund zunehmender anderer Angebote an den neueren Seen der Region. Weitere Vorstellungen der Gemeinde Lohsa sind derzeit ein Vereinszentrum im Bereich des früheren Campingparks in Groß Särchen sowie nach Angaben von Jens Kieschnick neben mehr oder weniger „wilden Naturbadestellen“ zwei Strände oder Strandbäder in Groß Särchen sowie in Koblenz.

Der Silbersee ist das Vorbild

Voraussetzung für all das wären die erwähnten Nutzungsgenehmigungen nach Wasserrecht. Mit dem Angeln müsste man sich laut Jens Kieschnick separat wohl auch noch über das Eigentümerrecht befassen. Der See gehört Sachsen. Kieschnick versichert, in der Gemeindeverwaltung tue man, was man könne. Man ackere schon eine ganze Weile. Er ist vorsichtig optimistisch: „Was am Silbersee geht, muss auch am Knappensee gehen.“