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Alarm im Knast

Ein Insasse hatte offenbar sein Bett angezündet. In der Folge muss ein kompletter Zellentrakt evakuiert werden.

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© Lausitznews

Von Heike Garten, Jana Ulbrich und Sebastian Kositz

Bautzen. Sirenen heulen, die hohen Wände reflektieren das Blaulicht: Am Donnerstagabend schlagen die Wachleute in der Bautzener Justizvollzugsanstalt (JVA) Alarm. In einer der Zellen brennt es, rasch verteilt sich der Qualm auf der gesamten Station. Die Feuerwehr rückt an, aber auch Polizei und Notärzte sind bald vor Ort. Der gesamte Zellentrakt muss in der Folge evakuiert werden, über ein Dutzend Menschen benötigen medizinische Versorgung. Ein Großeinsatz, ausgelöst durch einen Häftling, der offenbar mit einem Feuerzeug das Bettlaken in seiner Zelle in Brand gesetzt hatte.

Um 20.48 Uhr schrillt in der Einsatzzentrale das Telefon. Die Wachleute im Gefängnis melden ein Feuer, kurze Zeit später sitzen die ersten Einsatzkräfte der Bautzener Berufsfeuerwehr in ihren Fahrzeugen. Zur Verstärkung werden auch die freiwilligen Wehren in Bautzen-Mitte, Stiebitz, Niederkaina und Salzenforst herbeigerufen. Nach und nach treffen die insgesamt neun Fahrzeuge und fast 60 Kameraden vor dem Gefängnis an der Breitscheidtstraße ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Wärter schon mit der Räumung des betroffenen Haftbereichs begonnen, bringen die Gefangenen vor Flammen und Qualm in Sicherheit.

Die Feuerwehrleute beginnen umgehend mit den Löscharbeiten, bringen den Brand rasch unter Kontrolle. Nur wenig später sind die Flammen gelöscht. Stattdessen sind jetzt allerdings die Sanitäter und Notärzte gefragt. Wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung müssen insgesamt 13 Menschen vor Ort behandelt werden. Vier Wärter, die unmittelbar an der Evakuierung beteiligt waren und der Insasse, der den Brand sehr wahrscheinlich gelegt hat, werden zur näheren Begutachtung sogar in ein Krankenhaus gebracht. Doch schon nach kurzer Zeit Entwarnung: Die Ärzte konnten bei ihnen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen feststellen.

Bei dem möglichen Verursacher des Feuers handelt es sich nach Angaben der Gefängnisleitung um einen Libyer. Wegen Gewalt- und Vermögensdelikten war er zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und einem Monat verurteilt worden. Etwa die Hälfte dieser Strafe hat er bereits abgesessen. Nach seinem etwa vierstündigen Ausflug ins Krankenhaus brachten die Wachleute ihn zurück in die Bautzener Justizvollzugsanstalt. Dort wurde er in einem sogenannten Kriseninterventionsraum untergebracht und steht nun unter ständiger Beobachtung. Warum der Libyer das Feuer gelegt haben soll, ist derzeit noch unklar. Mitarbeiter der JVA kümmern sich um den Mann, führen mit ihm auch Gespräche.

Nachdem die Flammen gelöscht worden waren, konnten auch die übrigen Gefangenen wieder in ihre Zellen zurückkehren. Nach nur einer reichlichen Stunde hatte sich der Qualm verzogen. Die Feuerwehr rückte schließlich um 22.20 Uhr wieder ab. Zur Höhe des Schadens konnten die Verantwortlichen des Gefängnisses noch keine Angaben machen. Die Zelle, in der das Feuer ausgebrochen war, ist gegenwärtig aber nicht mehr nutzbar, erklärt die stellvertretende Anstaltsleiterin Claudia Ramsdorf. Mit dem Ablauf des Einsatzes zeigte sie sich zufrieden. Alles habe vorbildlich funktioniert: „Ich bin sehr froh, dass es keine Verletzten gegeben hat.“

Bereits in der Vergangenheit kam es im Bautzener Gefängnis immer wieder zu kleineren Bränden. „Diese konnten in der Regel durch Bedienstete gelöscht werden“, sagt Claudia Ramsdorf. Um Vorfälle wie den am Donnerstagabend auszuschließen, reagieren die Mitarbeiter bei entsprechenden Anzeichen sofort. „Sofern im Vorfeld Auffälligkeiten bekannt sind, werden Sicherungsmaßnahmen, wie beispielsweise der Entzug aller gefährlichen Gegenstände, angeordnet“, erklärt Claudia Ramsdorf.

Wie die anderen Gefängnisse in Sachsen auch ist die Justizvollzugsanstalt in Bautzen gegenwärtig fast vollständig ausgelastet. Von den insgesamt 454 Haftplätzen sind 423 belegt. Insgesamt arbeiten in dem Gefängnis aktuell 202 Bedienstete sowie 20 Auszubildende.