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70 Einbrüche in Kleingärten

Im Raum Riesa häufen sich derzeit die Fälle. Die Besitzer reagieren kreativ.

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© S. Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Einbruchsspuren an Mario Preuß’ Gartenlaube in Canitz sind erst auf den zweiten Blick zu sehen. Einige Dellen an der Tür zeugen vom ersten erfolglosen Versuch des Täters, sich Zugang zum Inneren zu verschaffen. „Die Tür hat 1 300 Euro gekostet, die hat er nicht aufbekommen“, sagt Preuß. Die Investition nutzte am Ende trotzdem nichts, denn mit dem Fenster hatte der Einbrecher deutlich leichteres Spiel. Rollläden und Fliegengage konnte er problemlos entfernen, anschließend hebelte er das Fenster auf.

Viel zu holen habe es in der Gartenlaube nicht gegeben, sagt Mario Preuß. Deutlich größer als der Stehl- sei dagegen der Sachschaden ausgefallen. Allein das Fenster wird ihn wohl 260 Euro kosten. Gemeinsam mit der Tür dürfte es am Ende auf 1 000 Euro Schaden hinauslaufen, schätzt Preuß. „In diesem Bereich liegen die Schäden meistens“, sagt Torsten Sittmann, der Vorsitzende des Verbands der Gartenfreunde Riesa, zu dem etwa 5 000 Gärten zwischen Stauchitz und Gröditz gehören. Gerade in den Wintermonaten würden Unbekannte sehr häufig in die Gartenlauben einsteigen, sagt Sittmann. Seit Oktober seien es bereits an die 70 Fälle gewesen. „Erst am Sonntag hat es vier Gärten in Oelsitz erwischt.“ Dort gingen die Einbrecher weniger umsichtig vor als in der Sparte von Mario Preuß: Statt die Fenster aufzuhebeln, schlugen sie einfach die Scheiben ein.

150 Einbrüche im Jahr

Auch die Polizei registriert während der kalten Jahreszeiten vermehrt Einbrüche in Gartenlauben. Polizeisprecherin Jana Ulbricht bestätigt, dass es zuletzt eine deutliche Häufung solcher Fälle im Bereich des Reviers Riesa gegeben habe. Der Grund dafür liegt auf der Hand: „Im Winter ist die Chance, entdeckt zu werden deutlich geringer.“ Das sieht Torsten Sittmann ähnlich. „Wenn es kalt wird, ist in den Gärten auch weniger los.“ Er rechne deshalb damit, dass die Zahl der Einbrüche in den nächsten Monaten noch deutlich zunehmen werde. Pro Winterhalbjahr seien es erfahrungsgemäß etwa 150 Fälle allein innerhalb seines Verbands. Besonders gefährdet seien die Randgebiete von Riesa. „In Weida beispielsweise kommt es seltener vor, dass jemand in eine Laube einsteigt.“ Relativ viele Fälle gebe es dagegen auch in Gröditz, sagt Sittmann.

Das Diebesgut ist dabei meist nicht der Rede wert. „Bekleidung, Werkzeug, manchmal auch nur ein paar Flaschen Bier“, zählt Sittmann auf. Aber er kenne auch einen Fall, in dem schon einmal jemand einen Kühlschrank aus einem Garten habe mitgehen lassen. „Mein Appell an alle Kleingärtner ist deshalb: am Ende des Sommers alles rausräumen, was wertvoll ist.“ Das sei immer noch der beste Schutz vor allzu großen Schäden. Außerdem sei es ratsam, auch im Winter des Öfteren im Garten nach dem Rechten zu sehen oder einen Nachbarn damit zu beauftragen. Auch Polizeisprecherin Jana Ulbricht rät dazu, „nicht nur auf den eigenen Garten zu schauen“. Wichtig sei ein gutes Verhältnis der Laubenpieper untereinander. „Unbekannte Leute in der Anlage sollte man schon einmal darauf ansprechen, was sie eigentlich hier tun.“

Einige Kleingärtner greifen laut Torsten Sittmann schon mal zu ganz anderen Methoden. Etwa zu Wildkameras im Garten. Die halten Diebe zwar nicht davon ab, in die Lauben einzusteigen, könnten aber unter Umständen zusätzliches Beweismaterial liefern. Andere Kleingärtner greifen zu Alarmanlagen. „Es gab in Gröditz auch schon einen Fall, da haben sich die Gärtner selbst auf die Lauer gelegt und einen Einbrecher gestellt.“ Ein Vorgehen, von dem die Polizei eher abrät. „Man sollte nicht an der falschen Stelle Heldenmut zeigen.“ Im Zweifel sei es sicherer, die Polizei zu alarmieren, statt sich in Gefahr zu begeben.

Verbandschef rät zur Versicherung

Werden die Täter nicht auf frischer Tat ertappt, haben es die Kriminalbeamten dagegen schwer, sie überhaupt zu überführen. Jana Ulbricht rät Gartenbesitzern deshalb, sich Seriennummern ihrer Werkzeuge zu notieren oder es abzufotografieren. Werde dann einmal ein Diebesnest ausgehoben, lasse sich so besser nachweisen, dass es sich um gestohlene Ware handelt. Gartenverbands-Chef Torsten Sittmann rät außerdem dazu, die Laube versichern zu lassen. Dafür gebe es den sogenannten Kleingarten-Versicherungsdienst. „Den Ärger hat man dann zwar trotzdem, aber zumindest zahlt die Versicherung die Schäden.“