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3700 Meter lange Seilbahn im Erzgebirge geplant

Aller guten Dinge sind drei, weiß der Volksmund. Schon seit vielen Jahren träumen die Oberwiesenthaler von einer grenzüberschreitenden Seilbahn, die die beiden höchsten Gipfel des Erzgebirges miteinander verbindet: Den 1215 Meter hohen Fichtelberg auf sächsischer Seite und den Klinovec (Keilberg) in Tschechien, mit 1244 Metern noch ein wenig höher.

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Von Benedikt von Imhoff

Oberwiesenthal - Zweimal lagen die Pläne für einen solchen Bau bereits in den Schubladen, zweimal - 1993 und 2000 - hat es dann doch nicht geklappt, aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen. Nun wollen zwei Männer dafür sorgen, dass der dritte Versuch den gewünschten Erfolg bringt.

Mit rund 3700 Metern Länge wäre die Gipfel-Verbindung die längste freischwebende Seilbahn Europas. „Dieser Superlativ wäre sicherlich für viele Leute ein Grund, nach Oberwiesenthal zu kommen“, sagt Mitinitiator Wolfgang Laas. „Es wird Zeit, dass hier mal wieder was passiert.“ Gemeinsam mit seinem Kompagnon Lutz Heinrich hofft Laas vor allem darauf, dass die Super-Schwebebahn dem Sommertourismus neue Impulse verleiht. „Die Hotel-Auslastung liegt im Sommer maximal bei 20 Prozent, ab 17 Uhr ist kaum ein Mensch auf den Straßen zu sehen“, erzählt er. Auch die tschechische Seite werde stark profitieren. Dort blieben zuletzt die deutschen Touristen aus, etwa weil die Seilbahnen nicht auf dem neuesten Stand seien.

Technisch sei das Projekt kein Problem, glaubt Laas. Beide Gipfel sind mit Straßen gut erschlossen. Die Baukosten schätzt er auf 10 bis 20 Millionen Euro. „Das schwierigste sind die Genehmigungsverfahren“, sagt Laas, der 26 Jahre lang Chef der Oberwiesenthaler Schwebebahn auf den Fichtelberg war. Die „Länderschaukel“ soll ein länderübergreifendes Projekt werden, das mit EU-Mitteln gefördert wird, auch vom Freistaat erhoffen sich die Planer Unterstützung.

Die lokalen Politiker begrüßen die geplante Bahn - im Grundsatz. Von einem „deutlichen Imagegewinn“ spricht Oberwiesenthals Bürgermeister Mirko Ernst (parteilos), der sich mehr Gäste von der Attraktion verspricht. Und für Landrat Frank Vogel (CDU) wäre die Bahn „ein echter Zugewinn“. Doch bei beiden schwingt ein Vorbehalt mit - es geht ums liebe Geld. „Wie und ob das Vorhaben finanzierbar ist, muss geprüft werden“, gibt Vogel zu bedenken.

Der kleine Kurort Oberwiesenthal muss sich derzeit ohnehin um eine Bahn kümmern, die bereits existiert. Die Fichtelbergbahn - 1924 gebaut und damit Deutschlands älteste Seilschwebebahn - steht vor dem Aus. Die Kosten für eine Instandsetzung, bei der die Bremsen, der Motor sowie die komplette elektronische Steuerung ausgetauscht werden müssen, belaufen sich auf mindestens 1,2 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr muss die Stadt als Gesellschafter entscheiden, wie es weitergeht, die Betriebserlaubnis endet 2011.

Laas sieht hingegen keinen Widerspruch - und trommelt fleißig weiter für den Traum vom Gipfel-Gipfel-Lift. Ein Zeichen der Verbundenheit zwischen den Nachbarn sei die Länderschaukel, sagt er. Und weil sich dann weniger Autos auf den Weg zu den Bergspitzen machten, profitiere auch die Umwelt. „Wenn alles gut geht, sind wir in zwei bis zweieinhalb Jahren fertig.“ (dpa)