Merken

Prozess gegen Bautzener Ex-Anwalt

Ein Jurist soll jahrelang in die Kasse des Anwaltverbands gegriffen und eine Frau um ihr Erbe gebracht haben. Jetzt droht ihm eine lange Gefängnisstrafe.

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Von seiner früheren Kanzlei in der Taucherstraße ins Bautzener Gericht sind es nur ein paar Dutzend Schritte. Der Bautzener Ex-Anwalt Edgar Toepfer hat den Weg von seinem alten Büro hinüber in die Säle der Justiz öfter zurückgelegt. Am Donnerstagvormittag hat der 60-Jährige wieder einmal einen Gerichtstermin. Sein Weg dahin ist diesmal allerdings deutlich länger. Als Angeklagter muss er aus der Untersuchungshaft in Görlitz vorgeführt werden.

Immer wieder soll der ehemalige Bautzener Rechtsanwalt in die Kasse des sächsischen Anwaltsverbands gegriffen haben. Ende 2016 hatte die Sächsische Zeitung den Skandal publik gemacht. Demnach hatte der langjährige Schatzmeister des Verbands regelmäßig größere Summen auf sein Konto transferiert. Unterm Strich stand laut Staatsanwaltschaft am Ende ein finanzieller Schaden von fast 65 000 Euro. Damit nicht genug. Edgar Toepfer soll eine demente Frau um einen Teil ihres Erbes gebracht haben. Im Raum steht die Summe von weiteren 285 000 Euro.

Seit Ende Januar in U-Haft

Wegen dieser Vorwürfe muss sich Edgar Toepfer jetzt wegen besonders schwerer Untreue vor dem Landgericht verantworten. Der 60-Jährige war Ende Januar festgenommen worden, sitzt seitdem in U-Haft. Die Vorwürfe gegen sich hat er in den folgenden Vernehmungen bereits eingeräumt. Im Fall einer Verurteilung droht dem Bautzener Juristen eine lange Strafe. Das Gesetz sieht bis zu zehn Jahre Gefängnis vor. Seine Zulassung als Rechtsanwalt hat die zuständige Kammer in Dresden bereits vor wenigen Wochen widerrufen.

Bei der Rechtsanwaltskammer in Dresden verfolgen die Verantwortlichen die weiteren Entwicklungen durchaus mit großem Interesse. „Das ist ein Vorfall, der ein schlechtes Licht auf die Anwaltschaft wirft und der uns nicht recht sein kann“, sagt Geschäftsführerin Jacqueline Lange. Einen ähnlichen Fall in dieser Dimension habe es im Freistaat noch nicht gegeben: „Das ist für sächsische Verhältnisse ein Einzelfall.“

Aufs Vereinskonto zugegriffen

Als Schatzmeister im Anwaltsverband hatte Edgar Toepfer seit Mai 2002 freien Zugriff auf das Vereinskonto. Eine Möglichkeit, von der offenbar regen Gebrauch machte. Vor mehr als einem Jahr waren seine Machenschaften schließlich zunächst innerhalb des Verbandes ans Licht gekommen. Edgar Toepfer legte in der Folge ein Schuldanerkenntnis über die Summe von immerhin beinah 170 000 Euro ab, wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Sächsischen Zeitung vorliegen. Später hatte Edgar Toepfer demnach 60 000 Euro zurücküberwiesen. Zudem ließ er eine Sicherungshypothek auf sein Haus eintragen.

Darüber hinaus soll Edgar Toepfer als Anwalt ihm zur Weiterleitung anvertraute Geldbeträge aufs eigene Konto geschoben haben. Nach SZ-Informationen war eine demente Frau, die bei Bautzen wohnen soll, als Erbin mit einem Anteil aus einem drei Millionen Euro schweren Stiftungsvermögen aus Liechtenstein bedacht worden. Von dieser Gesamtsumme sollten 375 000 Euro an sie gehen. Die Betreuerin der Frau habe laut Staatsanwaltschaft Edgar Toepfer mit der Abwicklung beauftragt. Doch das an ihn zur Weiterreichung überwiesene Geld kam bei der Mandantin offenkundig nicht im vollen Umfang an. Insgesamt etwa 285 000 Euro soll Edgar Toepfer so in die eigene Tasche weitergeleitet haben.

Nach dem Entzug seiner Zulassung als Anwalt ist sein Name inzwischen auch von seiner alten Kanzlei verschwunden. Die Kanzlei hatte er gemeinsam mit der Anwältin Kerstin Illigen betrieben. Die Juristin hat die Kanzlei an der Taucherstraße 20 inzwischen neu als ihre eigene eröffnet.

Prozess, Donnerstag, 27.Juli, 9 Uhr, Landgericht Görlitz, Außenkammer Bautzen, Lessingstraße 7, Saal 222