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25 Jahre - einfach weg

Ausgeraubt, das Haus angezündet, die Arbeit vieler Jahre komplett dahin. Ein Ehepaar aus Jonsdorf bei Zittau war im Urlaub, als sich sein Leben auf einen Schlag änderte.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Es muss ein regelrechter Fahrzeugkonvoi gewesen sein, der am vergangenen Wochenende den Wald am Jonsberg verlassen hat. Die Autos müssen bis unters Dach vollgestopft gewesen sein, beladen mit dem Eigentum von Rudolf und Marion Wolff. Zurück am Jonsberg blieben zwei ausgeräumte Häuser. Eines davon, das Wohnhaus der Wolffs, wurde wohl in Brand gesteckt. Am Sonntagvormittag entdeckte eine Spaziergängerin das Feuer. Mehr als 100 Feuerwehrleute waren bis zum späten Nachmittag im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Das Wohnhaus der Wolffs retten konnten sie nicht.

Ihr Zuhause und die persönlichen Dinge ihres Lebens sind nur noch Schutt und Asche. Gespräche mit Polizei, Behörden, Versicherungen und Banken bestimmen nun den Alltag des Paares.
Ihr Zuhause und die persönlichen Dinge ihres Lebens sind nur noch Schutt und Asche. Gespräche mit Polizei, Behörden, Versicherungen und Banken bestimmen nun den Alltag des Paares. © Matthias Weber

Drei Tage später sitzen Rudolf und Marion mit dicken Jacken im Ferienhaus nebenan. Urlauber haben hier über viele Jahre hinweg eine schöne Zeit verbracht. Nun dient das Haus als Rückzugsort vor dem kalten, ungemütlichen Aprilwetter. Doch kalt ist es auch im Haus, denn die Heizung ist seit dem Feuer kaputt. Das Wohnhaus abgebrannt, das Ferienhaus demoliert und ausgeräumt.

Nichts funktioniert mehr im Leben des Ehepaares. „Man ist plötzlich in einer Situation, die man nicht kennt“, sagt Rudolf Wolff. „Man ist total hilflos, alles ist konfus.“ Von einem Moment auf den anderen hat sich für das Ehepaar das Leben komplett geändert. „Wir sind mittellos, haben nichts weiter als das, was in unseren Koffern ist“, beschreibt Rudolf Wolff die Situation, mit der er und seine Frau plötzlich klarkommen müssen.

Noch vor wenigen Tagen war das Leben der beiden normal. „Wir waren vergangene Woche für einen Kurzurlaub unterwegs“, sagt Rudolf Wolff. Am Sonntagmorgen traten er und seine Frau die Heimreise an. Bis zum schockierenden Anruf sollte es nicht lange dauern. „Wir waren etwa 100 Kilometer gefahren, als uns eine Frau anrief und sagte, dass unser Haus brennt“, so Wolff. Die folgenden Minuten seien schrecklich gewesen. „Wir wussten nicht, was passiert ist, wie schlimm alles ist.“ Später sei es gelungen, den Schwiegersohn telefonisch zu erreichen. Er fuhr zum Grundstück der Wolffs und berichtete über das Ausmaß der Tragödie.

Als Rudolf und Marion Wolff am Sonntagnachmittag in Jonsdorf ankommen, wissen sie bereits, dass ihr Wohnhaus und die persönlichen Dinge ihres Lebens nur noch Schutt und Asche sind. Sie wissen auch, dass ein Auto, ein Quad und ein Anhänger vom Grundstück verschwunden sind. Trotzdem hat sie das ganze Ausmaß des Unglücks überrascht. „Hier haben sich Unbekannte richtig Zeit genommen und alles fortgetragen, was sich bewegen ließ“, sagt Rudolf Wolff. Die Schneefräsen fehlen ebenso wie Gartengeräte, Werkzeuge und Maschinen. Im Ferienhaus sind elektronische Geräte gestohlen worden, daneben Einrichtungsgegenstände, Lampen, Verlängerungskabel. „Sogar die Herdplatte haben die Einbrecher in aller Ruhe ausgebaut“, sagt Rudolf Wolff. Auch der Tresor wurde aufgebrochen, aus ihm verschwanden unter anderem Geld und eine Armbanduhrensammlung, so Wolff.

Er schätzt den entstandenen Schaden auf 500 000 Euro. Für ihn ist klar: „Hier waren Profis am Werk.“ Dafür gebe es gleich mehrere Hinweise: So drehten die Täter alle Bewegungsmelder zur Seite und zerschnitten Stromkabel. Auch den Empfänger für das Bezahl-Fernsehen Sky rührten die Einbrecher nicht an – „das wäre bemerkt worden“, sagt Rudolf Wolff. Was nicht gestohlen wurde, machten letztlich die Flammen zunichte.

Rückkehr ausgeschlossen

Die Polizei, die ein fünfköpfiges Team samt Spürhund zur Ermittlung der Brandursache geschickt hatte, schließt nicht aus, dass das Feuer gelegt wurde, um Spuren des Einbruchs zu verwischen. Die Untersuchungen am Brandort sind laut den Beamten beendet, ermittelt wird aber weiter. „Es gibt viele Theorien. Das Feuer wurde wohl an drei Stellen gelegt“, sagt Rudolf Wolff.

Gespräche mit Polizei, Behörden, Versicherungen und Banken bestimmen nun den Alltag des Paares. Die Unterstützung wird aber mit jedem Tag größer – erst recht, seit am Dienstagabend ein Bericht über ihr Unglück im RTL-Fernsehen gezeigt wurde. „Viele Leute, auch ehemalige Feriengäste, rufen uns an und fragen, wie sie helfen können.“ Auch erste Spendenaktionen laufen bereits.

Persönliche Dinge und gesammelte Erinnerungen können diese jedoch nicht zurückbringen. Wohl auch darum werden Rudolf und Marion Wolff nicht mehr auf ihr Grundstück am Jonsberg zurückkehren. Zurzeit wohnen sie im Hotel, irgendwann wollen sie sich eine Wohnung in der Region suchen. „Auf dem Grundstück zu leben, schaffen wir nicht mehr. Hier steckt unser ganzes Herzblut drin. 25 Jahre, die jetzt einfach weg sind.“

Das Spendenkonto für die Wolffs: IBAN: 02850501000502370637, BIC: WELADED1GRL, Kennwort: Brand Jonsdorf