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1.500 altengerechte Wohnungen pro Jahr sollen entstehen

Das Land will barrierefreies Bauen weiter fördern. Kappungsgrenzen bei Mieten sind nicht geplant.

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© dpa

Von Thilo Alexe

Sachsens Wohnungsmarkt ist von stark gegensätzlichen Entwicklungen geprägt. Während Leipzig und Dresden Einwohnerzuwachs und damit auch steigende Mieten verzeichnen, stellen sich ländliche Regionen dem Problem der Abwanderung. Bis 2025 wird es laut einer Prognose im Freistaat 160.000 Haushalte weniger geben. Zudem steigt das Alter der Bevölkerung. Vor dem Hintergrund hat Innenminister Markus Ulbig (CDU) jetzt das wohnungspolitische Konzept der Regierung vorgelegt.

Sachsen sieht keine Notwendigkeit für Mietpreisbremse

Bleibt Wohnen bezahlbar? Wer in den Großstädten derzeit auf Wohnungssuche ist, tendiert zu einem Nein. Der Markt ist hart, bei Neuvermietungen steigen die Kosten häufig. Der Trend wird jedoch durch relativ stabile Bestandsmieten abgemildert. Auf 6,50 Euro Kaltmiete beziffert das Innenministerium den Dresdner Schnitt bei Neuvermietungen. Damit liege er weit unter dem westdeutscher Großstädte. Allerdings: Der Durchschnitt sagt nur wenig über sich häufende Spitzenwerte. Nach einer Statistik des Ministeriums mit Daten von 2010 geben die Dresdner 21,3 Prozent des verfügbaren Einkommens für Miete aus (Sachsen: 20,5 Prozent, Bund: 22,5 Prozent). Ulbig sieht keine Notwendigkeit für Kappungsgrenzen bei Mieten, wie sie etwa in München debattiert werden. Stattdessen sollen Förderprogramme für Wohneigentum und Sanierungen, die dann sinkende Energie- und Heizkosten bewirken, für Abhilfe sorgen. Für die Wohnraumförderung stehen bis 2019 jährlich rund 60 Millionen Euro vom Bund zur Verfügung

Minister rückt barrierefreies Wohnen in den Fokus

Weitere Sozialwohnungen mit Belegungsrechten und Mietpreisbindung sollen im Freistaat nicht entstehen. „Wir haben ausreichend preiswerten Wohnraum“, sagte Ulbig und regte andere Hilfen für Einkommensschwache an. Wohngeldempfänger sollen durch eine Änderung auf Bundesebene wieder einen Heizkostenzuschuss erhalten. Zudem will der Freistaat barrierefreies Bauen weiter fördern. Derzeit sind lediglich 43.000 von rund 2,2 Millionen Wohnungen in Sachsen alten- oder behindertengerecht. „Das ist natürlich viel zu wenig“, betonte Ulbig mit Blick auf die steigende Zahl von Senioren. Pro Jahr sollen durch öffentliche Förderung 1.500 solcher Wohnungen entstehen. Auch Wohnungsgenossenschaften planen Umbauten.

Sachsen hat die höchste Leerstandsquote – Abriss ist die Folge

In Sachsen werden auch weiterhin Wohnungen abgerissen. Ulbig vermied es allerdings, Zahlen oder Orte zu nennen. Stattdessen verwies er auf die Leerstandsquote von rund zehn Prozent, damit nehme Sachsen im Vergleich der Bundesländer einen Spitzenplatz ein. Derzeit sind rund 220.000 Wohnungen im Freistaat unbewohnt. Hohe Quoten weisen Teile des Vogtlandkreises und Mittelsachsens sowie Gemeinden im Landkreis Görlitz auf. Doch auch in Leipzig liegt der Anteil leer stehender Wohnungen nach Daten aus dem Jahr 2011 bei mehr als zehn Prozent. Zudem wird – vor allem in den Großstädten und trotz steigender Preise – gebaut. Das sowie die rückläufige Einwohnerentwicklung Sachsens führt zu weiterem Leerstand. Bis 2020 könnten deutlich mehr als weitere 100.000 Wohnungen davon betroffen sein, falls nicht abgerissen wird.

Freistaat will „demografiegerechten Dorfumbau“ unterstützen

Für ländliche Siedlungen sieht das wohnungspolitische Konzept die Entwicklung „als attraktive Wohn- und Arbeitsorte“ vor. Angestrebt wird ein Mix aus Sanierung und Abriss ungenutzter Gebäude. Überall wird das zwar nicht gelingen. Doch immerhin gibt es einige Förderprogramme, die im ländlichen Raum genutzt werden können – etwa für das Wohnen mehrerer Generationen unter einem Dach.