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1 200 Radebeuler von Straßenlärm betroffen

Wo der Krach schlimm ist, steht im Lärmaktionsplan. Die Werte sind teilweise gesundheitsgefährdend.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Laute Geräusche umgeben uns jeden Tag. Vor allem Straßenverkehr wird von vielen Leuten als unangenehm empfunden. Wenn Autoreifen über Kopfsteinpflaster holpern, Lkws nah am Haus vorbeirauschen oder ein Hupen durch die Straße schallt. Der Lärm kann auch krank machen. In Radebeul wurde die Lärmsituation neu untersucht. Die Ergebnisse stehen im aktuellen Lärmaktionsplan.

Welche Straßen wurden erfasst?

Gesetzlich festgeschrieben ist, dass alle Straßen erfasst werden müssen, auf denen im Jahr mehr als drei Millionen Fahrzeuge unterwegs sind. Das entspricht in etwa einer täglichen Verkehrsbelastung von 8 200 Fahrzeugen. In der Lößnitzstadt betrifft das die Meißner Straße in der gesamten Ortslage auf einer Länge von 8,6 Kilometern, die Kötzschenbrodaer Straße auf etwa 2,5 Kilometern und die Kötitzer Straße auf rund 800 Metern zwischen Kreisverkehr und Emil-Schüller-Straße.

Wo ist der Straßenlärm am größten?

Entlang der Meißner Straße wurden an den Häusern, die in der ersten Reihe stehen, tagsüber Lärmpegel zwischen 65 und 70 Dezibel gemessen. An einzelnen Stellen lagen die Werte sogar zwischen 70 und 75 Dezibel. Als gesundheitlich bedenklich gelten Werte ab 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht. Auch der Nachtwert wird an der Meißner Straße oft überschritten. Zum Vergleich: Bei einem Gespräch schallt unsere Stimme mit 60 bis 70 Dezibel, rauscht ein Lkw vorbei, kommt er auf rund 90 Dezibel. Beim Start eines Flugzeuges wird es 120 bis 130 Dezibel laut.

An der Meißner Straße ist der Geräuschpegel besonders hoch an der Kreuzung mit der Bahnhofs- und der Moritzburger Straße und auf dem Abschnitt zwischen Hellerstraße und Schildenstraße. Auch an den anderen beiden erfassten Straßen wird es oft zu laut. So sind die jeweils direkt an der Kötzschenbrodaer Straße beziehungsweise Kötitzer Straße stehenden Häuser mit Pegeln zwischen 65 und 70 Dezibel im Tagesmittel und 55 bis 60 Dezibel nachts belastet. An einzelnen Fassaden werden auch hier noch höhere Werte erreicht. Zum Beispiel im Ortsteil Serkowitz wegen der engen Bebauung an der Kötzschenbrodaer Straße.

Wie viele Radebeuler sind betroffen?

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass rund 530 Radebeuler an den kartierten Straßenabschnitten ganztägig Pegeln von über 65 Dezibel ausgesetzt sind und 34 Personen sogar zwischen 70 und 75 Dezibel, die die Gesundheit gefährden können. Nachts sind rund 560 Leute von einem Geräuschpegel über dem Grenzwert betroffen. Weiterhin sind entlang der kartierten Straßen mehr als 1 200 Einwohner im Tagesmittel und circa 640 Einwohner nachts von Straßenverkehrslärm betroffen, der als belästigend eingestuft wird.

Welche anderen Lärmquellen gibt es?

Die Messungen beziehen sich allein auf Lärm, der durch den motorisierten Verkehr auf den Straßen entsteht. Und da liegt auch die Schwäche des Berichts. Der Lärm, der von den Straßenbahnen ausgeht, wurde nicht erfasst. Eine andere Lärmquelle sind die Züge, die durch Radebeul und das Elbtal fahren. Der Schienenlärm wird jedoch nicht von der Kommune erfasst, sondern vom Eisenbahnbundesamt. Dessen letzte Messungen ergaben Werte von 55 bis 60, teilweise bis zu 65 Dezibel in der Nacht an den Wohngebäuden, die unmittelbar nördlich und südlich der Bahntrasse stehen. Die durch Radebeul führenden Eisenbahnstrecken Dresden – Leipzig beziehungsweise Dresden – Berlin gelten laut Definition als Haupteisenbahnstrecken mit über 30 000 Zügen pro Jahr.

Wie soll der Lärm reduziert werden?

Die Stadt setzt darauf, Verkehrsströme zu verlagern, um den Lärm auf einzelnen Strecken zu reduzieren. So soll die geplante neue Straße von der S 82 bis zur Friedrich-List-Straße künftig Zitzschewig und Naundorf, aber auch die westlichen Teile von Kötzschenbroda entlasten. Als weitere Maßnahme wird der Ausbau der Meißner Straße genannt, inklusive der Erneuerung der Straßenbahngleise. Außerdem sollen auch auf anderen Hauptstraßen alte Pflasterbeläge durch glatten Asphalt ersetzt werden. Ein weiterer Vorschlag: Radebeul könnte in einem Pilotprojekt lärmarmen Asphalt testen. Dafür kämen laut Bericht zum Beispiel die Waldstraße, die Serkowitzer Straße oder die Mittlere Bergstraße infrage. Auch zur Lärmminderung im Bereich der Eisenbahn enthält der Aktionsplan Vorschläge, etwa den Einsatz von Flüsterbremsen bei Güterzügen oder spezielle Schallschutzeinrichtungen am Gleis. Für die Umsetzung sei aber nicht die Kommune zuständig, heißt es.

Der Lärmaktionsplan liegt bis zum 8. Februar im Technischen Rathaus, Zimmer 1.10, aus. Er ist auch digital einsehbar unter: www.buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/radebeul/startseite.