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10 Sachsen, denen man zuhören sollte

Einhundert Spitzenforscher präsentierten am Donnerstag ihre besten Ideen. Einige der spannendsten finden Sie hier.

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© kairospress

Von Stephan Schön, Jana Mundus, Sebastian Martin, Tobias Hoeflich

Dresden. Das ganze Lebenswerk in 180 Sekunden erklären. Nur drei Minuten Redezeit für jeden, dabei macht’s ein Professor normalerweise nicht unter 30. – Doch, sie können es! 100 Top-Forscher aus Sachsen haben es am Donnerstag bewiesen.

Von 8 bis 18 Uhr nacheinander auf einer Bühne. Und die große Uhr im Saal zählt gnadenlos die Sekunden rückwärts. Ein lautes Räuspern über die Tontechnik kündigt die letzten Sekunden an. Die nette Aufforderung der Assistentin ans Publikum mit Ihrem Schild „Applaus“ beendet auf freundliche Art die überlangen Vorträge. Science Match nennt sich das und ist eine Erfindung vom Tagesspiegel. Gemeinsam mit Staatskanzlei und der Sächsischen Zeitung fand es nach Berlin nun erstmals auch hier statt. „Das ist ein Schaufenster für Sachsen, das ist ein Schaufenster aus Sachsen heraus“, sagt Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), selbst Diplomingenieur für Konstruktion und Getriebetechnik. Sachsens Hightech-Schaufenster ist gut eingerichtet. Mit Carbonbeton und Algen, mit Scheren gegen Viren, mit Leichtgewichten von Karossen aus Magnesium und Kunstblumen am Fenster. Da stecke eine Menge sächsischer Erfindergeist drin, sagt Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner.

Zehn spannende Redner

Klaus Daessler Intelligenzforscher bei der Gesellschaft für Mathematische Intelligenz Thema: Semantischer Taschen-Dolmetscher  Vom Chinesischen ins Deutsche funktioniert das Eurofon bereits – ein Taschen-Dolmetscher für Jedermann. Die Technik basiert auf einer neuen semantischen Theorie, welche das Gesagte abbildet. Über semantische Netze werden selbst komplexe Äußerungen leicht in andere Sprachen übersetzt. Der Vorteil gegenüber anderen digitalen Dolmetschern: Die Technologie verzichtet auf zentrale Server und sprachorientierte Big Data.
Klaus Daessler Intelligenzforscher bei der Gesellschaft für Mathematische Intelligenz Thema: Semantischer Taschen-Dolmetscher Vom Chinesischen ins Deutsche funktioniert das Eurofon bereits – ein Taschen-Dolmetscher für Jedermann. Die Technik basiert auf einer neuen semantischen Theorie, welche das Gesagte abbildet. Über semantische Netze werden selbst komplexe Äußerungen leicht in andere Sprachen übersetzt. Der Vorteil gegenüber anderen digitalen Dolmetschern: Die Technologie verzichtet auf zentrale Server und sprachorientierte Big Data.
Ralf Zichner Forschungsmanager am Fraunhofer-Institut f. Elektronische Nanosysteme Thema: Antennen aus dem Drucker  Ob Smartphones, Bluetooth oder GPS: Überall wird mit Technik drahtlos kommuniziert. „Die Grundlage jeder Kommunikation sind Antennen.“ Der Trend gehe zum Internet der Dinge, wo alles drahtlos miteinander kommuniziert. Daher braucht es noch mehr Antennen – und eine effiziente Produktion. Die Antennen müssen dünn, gut einsetzbar und günstig sein, am besten per Druck. Das geht schon heute, zum Beispiel dank Patronen mit Metallpartikeln.
Ralf Zichner Forschungsmanager am Fraunhofer-Institut f. Elektronische Nanosysteme Thema: Antennen aus dem Drucker Ob Smartphones, Bluetooth oder GPS: Überall wird mit Technik drahtlos kommuniziert. „Die Grundlage jeder Kommunikation sind Antennen.“ Der Trend gehe zum Internet der Dinge, wo alles drahtlos miteinander kommuniziert. Daher braucht es noch mehr Antennen – und eine effiziente Produktion. Die Antennen müssen dünn, gut einsetzbar und günstig sein, am besten per Druck. Das geht schon heute, zum Beispiel dank Patronen mit Metallpartikeln.
Mattes Brähmig Projektmanager im Innovationsnetzwerk smart³ des Fraunhofer-Institut IWU Thema: Smart Materials  Hinter einer Glasfassade fühlt man sich im Sommer schnell wie im Treibhaus. Eine Klimaanlage könnte helfen, die frisst aber viel Strom. Eine ressourcenschonende Alternative ist eine intelligente Fassade. Sie nutzt die Sonnenenergie, um die Wärme draußen zu lassen. Genau das macht Solar Curtain. Das sind Kunstblumen am Fenster, die ab einer bestimmten Temperatur wie eine Blüte aufgehen und das Gebäude verschatten.
Mattes Brähmig Projektmanager im Innovationsnetzwerk smart³ des Fraunhofer-Institut IWU Thema: Smart Materials Hinter einer Glasfassade fühlt man sich im Sommer schnell wie im Treibhaus. Eine Klimaanlage könnte helfen, die frisst aber viel Strom. Eine ressourcenschonende Alternative ist eine intelligente Fassade. Sie nutzt die Sonnenenergie, um die Wärme draußen zu lassen. Genau das macht Solar Curtain. Das sind Kunstblumen am Fenster, die ab einer bestimmten Temperatur wie eine Blüte aufgehen und das Gebäude verschatten.
Frank Buchholz Professor für Medizinische Systembiologie an der TU Dresden Thema: Genom-Schere gegen Viren  Schere und Leim. Was nach einem kreativen Bastelnachmittag klingt, ist modernste Medizin. Mit Genscheren schnippeln Wissenschaftler das Ergbut von Viren aus menschlichen Zellen. Doch häufig hinterließen die Scheren Fehler im Genom. Dresdner Forscher liefern zur Schere nun den Leim. Genutzt wird das im Kampf gegen Aids. Weil die Schere die DNA des HI-Virus aus dem Wirtsgenom herausschneidet, ist die Krankheit vielleicht schon bald heilbar.
Frank Buchholz Professor für Medizinische Systembiologie an der TU Dresden Thema: Genom-Schere gegen Viren Schere und Leim. Was nach einem kreativen Bastelnachmittag klingt, ist modernste Medizin. Mit Genscheren schnippeln Wissenschaftler das Ergbut von Viren aus menschlichen Zellen. Doch häufig hinterließen die Scheren Fehler im Genom. Dresdner Forscher liefern zur Schere nun den Leim. Genutzt wird das im Kampf gegen Aids. Weil die Schere die DNA des HI-Virus aus dem Wirtsgenom herausschneidet, ist die Krankheit vielleicht schon bald heilbar.
Frank Fitzek Professor für Nachrichtentechnik an der TU Dresden Thema: 5G – die Innovation, die alles verändert  Zu Beginn ein freundliches „Moin, moin“ für die fünfte Generation im Mobilfunk. Ein revolutionärer Schritt kommt da auf die Welt zu. Denn neben zehn Milliarden Menschen wollen künftig auch 500 Milliarden Geräte wie Handys, Autos und Maschinen miteinander kommunizieren. Eine technische Herausforderung. Die Forscher tüfteln nun an Möglichkeiten, wie Daten künftig noch schneller von einem Ort zum anderen kommen.       5G Lab Germany        Foto: ronaldbonss.com/ Bonss
Frank Fitzek Professor für Nachrichtentechnik an der TU Dresden Thema: 5G – die Innovation, die alles verändert Zu Beginn ein freundliches „Moin, moin“ für die fünfte Generation im Mobilfunk. Ein revolutionärer Schritt kommt da auf die Welt zu. Denn neben zehn Milliarden Menschen wollen künftig auch 500 Milliarden Geräte wie Handys, Autos und Maschinen miteinander kommunizieren. Eine technische Herausforderung. Die Forscher tüfteln nun an Möglichkeiten, wie Daten künftig noch schneller von einem Ort zum anderen kommen. 5G Lab Germany Foto: ronaldbonss.com/ Bonss
Richard Gloaguen Abteilungsleiter für Erkundungstechnologie am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Thema: Auf Rohstoffsuche mit Drohnen  Viele haben wohl schon mal eine Drohne gesteuert. „Aber unsere Drohnen sind teurer.“ Das ist natürlich nicht der einzige Unterschied. Die Spezialgeräte helfen dabei, mineralische Stoffe zu erkunden. Der Hexacopter fliegt mit einer sogenannten Hyperspektralkamera über ein Areal und erstellt ein 3D-Abbild der Oberfläche. Dadurch lassen sich mögliche Lagerstätten von Mineralen finden. Einsätze in Namibia, Grönland und Spanien haben das schon bestätigt.
Richard Gloaguen Abteilungsleiter für Erkundungstechnologie am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Thema: Auf Rohstoffsuche mit Drohnen Viele haben wohl schon mal eine Drohne gesteuert. „Aber unsere Drohnen sind teurer.“ Das ist natürlich nicht der einzige Unterschied. Die Spezialgeräte helfen dabei, mineralische Stoffe zu erkunden. Der Hexacopter fliegt mit einer sogenannten Hyperspektralkamera über ein Areal und erstellt ein 3D-Abbild der Oberfläche. Dadurch lassen sich mögliche Lagerstätten von Mineralen finden. Einsätze in Namibia, Grönland und Spanien haben das schon bestätigt.
Hubert Lakner Institutsleiter und Geschäftsführer am Fraunhofer-Institut f. Photonische Mikrosysteme Thema: Projektionen in 3D – ohne Brille  Gern genutzt in Hollywood: Hologramme, also 3D-Projektionen im freien Raum. „Für viele Physiker sind Science-Fiction-Filme Pflichtprogramm.“ Doch wie kriegt man bewegte Hologramme hin? Neben leistungsfähigen Prozessoren braucht es Chips mit 30 Millionen winzigen Spiegeln drauf. Die sind individuell steuerbar und können ihre Position bis zu 1 000-mal pro Sekunde ändern. Bislang ist man aber erst beidrei Millionen Spiegeln pro Chip.
Hubert Lakner Institutsleiter und Geschäftsführer am Fraunhofer-Institut f. Photonische Mikrosysteme Thema: Projektionen in 3D – ohne Brille Gern genutzt in Hollywood: Hologramme, also 3D-Projektionen im freien Raum. „Für viele Physiker sind Science-Fiction-Filme Pflichtprogramm.“ Doch wie kriegt man bewegte Hologramme hin? Neben leistungsfähigen Prozessoren braucht es Chips mit 30 Millionen winzigen Spiegeln drauf. Die sind individuell steuerbar und können ihre Position bis zu 1 000-mal pro Sekunde ändern. Bislang ist man aber erst beidrei Millionen Spiegeln pro Chip.
Karl Leo Professor für Optoelektronik an der TU Dresden Thema: Organische Halbleiter – from Lab to Fab  Für ein Plädoyer in Sachen organische Halbleiter braucht es nur zwei Minuten und 20 Sekunden. Dafür gab es als Belohnung ein Lebkuchenherz von den Veranstaltern. Für die Zuhörer einen locker präsentierten Ausblick, was mit den hauchdünnen Kohlenstoffen künftig alles möglich wird. In der Landwirtschaft messen sie als Sensoren, wann die Früchte reif sind. Als flexibles Pflaster auf dem Körper, ob transplantierte Haut abgestoßen wird. Alleskönner.
Karl Leo Professor für Optoelektronik an der TU Dresden Thema: Organische Halbleiter – from Lab to Fab Für ein Plädoyer in Sachen organische Halbleiter braucht es nur zwei Minuten und 20 Sekunden. Dafür gab es als Belohnung ein Lebkuchenherz von den Veranstaltern. Für die Zuhörer einen locker präsentierten Ausblick, was mit den hauchdünnen Kohlenstoffen künftig alles möglich wird. In der Landwirtschaft messen sie als Sensoren, wann die Früchte reif sind. Als flexibles Pflaster auf dem Körper, ob transplantierte Haut abgestoßen wird. Alleskönner.
Hagen Malberg Professor für Biomedizinische Technik an der TU Dresden Thema: Effektiver Schlaf  Wie lässt sich der Schlaf dauerhaft reduzieren bei gleicher Erholung? Die Lösung könnte ein Bett sein, das abhängig der Schlafphasen optimal schaukelt. Mal mehr, mal weniger. So wie ein Auto auf ein Kopfsteinpflaster. Oder eine Babywiege. Die integrierten Sensoren messen dabei die Atmung, Sauerstoffsättigung und andere Parameter, welche die Schwingungen perfekt steuern und für effektiven Schlaf sorgen - zum Beispiel in sechs statt acht Stunden.
Hagen Malberg Professor für Biomedizinische Technik an der TU Dresden Thema: Effektiver Schlaf Wie lässt sich der Schlaf dauerhaft reduzieren bei gleicher Erholung? Die Lösung könnte ein Bett sein, das abhängig der Schlafphasen optimal schaukelt. Mal mehr, mal weniger. So wie ein Auto auf ein Kopfsteinpflaster. Oder eine Babywiege. Die integrierten Sensoren messen dabei die Atmung, Sauerstoffsättigung und andere Parameter, welche die Schwingungen perfekt steuern und für effektiven Schlaf sorgen - zum Beispiel in sechs statt acht Stunden.
Ina Prade Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Leder und Kunststoffbahnen Thema: Auf dem Weg zum gedruckten Ohr  Ob zu Lebzeiten oder nach dem Tod: Nur wenige Menschen wollen ihre Organe spenden. Doch Gewebe- und Organversagen sind in der Medizin ein großes Problem. Die Lösung kommt aus dem Labor. Aus natürlichen Zellen werden dort künstliche Organe gezüchtet. Weil es das Standard-Ohr oder die Durchschnitts-Niere aber nicht gibt, sollen in Zukunft 3D-Drucker helfen. In ihnen entstehen aus Bindegewebsproteinen neue, individuelle Körperteile.
Ina Prade Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Leder und Kunststoffbahnen Thema: Auf dem Weg zum gedruckten Ohr Ob zu Lebzeiten oder nach dem Tod: Nur wenige Menschen wollen ihre Organe spenden. Doch Gewebe- und Organversagen sind in der Medizin ein großes Problem. Die Lösung kommt aus dem Labor. Aus natürlichen Zellen werden dort künstliche Organe gezüchtet. Weil es das Standard-Ohr oder die Durchschnitts-Niere aber nicht gibt, sollen in Zukunft 3D-Drucker helfen. In ihnen entstehen aus Bindegewebsproteinen neue, individuelle Körperteile.

Science Match funktioniert. 1 200 Gäste, eingeladen von den drei Veranstaltern, beweisen es. Viele Manager, Wissenschaftler, Studenten und Doktoranden. Sächsische Zeitung und Tagesspiegel hatten an die 200 Stipendien ausgeschrieben, denn das normale Ticket kostete 900 Euro.