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Immer mehr Sachsen vermieten ihre Wohnung

Nicht alle Menschen übernachten auf Reisen gern in Hotels. Immer mehr Menschen ziehen in sächsische Privatwohnungen, wenn deren Besitzer gerade selbst unterwegs sind.

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© Jens Kalaene/dpa

Dresden. Ferien machen in fremden Wohnungen kommt immer mehr in Mode. Internetportale wie Airbnb, über die Privatquartiere angeboten werden, haben Hochkonjunktur, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Nach Angaben des Unternehmens haben über dessen Plattform 2017 mehr als 145 000 Gäste bei Reisen nach Sachsen eine private Unterkunft gefunden. Das ist mehr als 2016 und 2015 mit mehr als 94 000 und etwa 60 000 Gästeankünften. Etwa jeder dritte Gastgeber ist den Angaben zufolge eine Familie.

Die meisten Gäste kamen demnach aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Frankreich. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei drei Tagen. Die Sachsen selbst haben bei ihren Reisen 207 000 Unterkünfte über Airbnb gebucht. Die Tourismuswirtschaft pocht auf gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter von Tourismus-Unterkünften.

„Die Mehrheit der Gastgeber auf Airbnb sind Privatpersonen, die gelegentlich einzelne Zimmer an Reisende vermieten oder ihr ganzes Zuhause, wenn sie selbst beruflich oder privat verreist sind“, sagt Unternehmenssprecherin Isabelle Klot. „Sie können sich dadurch etwas dazuverdienen und gleichzeitig wird der vorhandene Wohnraum effizient genutzt.“ Ihnen verblieben bis zu 97 Prozent der Einnahmen.

In Leipzig wurden fast 70 000 Gästeankünfte gezählt, in Dresden waren es etwa 50 000. Zu den Angeboten, die bei Airbnb zu finden sind, gehören unter anderem ein altes Herrenhaus im Ketzerbachtal bei Dresden, der Kleiner Berghof Löwinger, eine Berghütte in Rathen in der Sächsischen Schweiz, das Alte Waschhaus, ein Blockhütte mitten in Dresden oder die Alte Bahnstation, die ehemalige Bahnhofsvorsteherwohnung im stillgelegten Bahnhof Leipzig-Möckern.

Zum Vergleich: Laut dem Statistischem Landesamt in Kamenz hat Sachsen mit 7,86 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland im vergangenen Jahr einen neuen Rekord aufgestellt. Das war verglichen mit 2016 ein Anstieg um 4,1 Prozent und zugleich der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 1992. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 5 Prozent auf 19,51 Millionen - ebenfalls ein Rekord.

Die Dresdner Tourismuswirtschaft hatte schon vor etwa zwei Jahren in einem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden im Landtag auf Gefahren für den Wohnungsmarkt durch Internet Plattformen wie Windu, Airbnb oder 9flats hingewiesen und vergeblich für ein sogenanntes Zweckentfremdungsverbot geworben. CDU-Fraktionschef Frank Kupfer hatte zwar Verständnis geäußert, aber zugleich auf die Chancen der sogenannten Sharing-Economy verwiesen.

„Die Probleme bleiben“, sagt der Hauptgeschäftsführer des sächsischen Dehoga Hotel- und Gaststättenverbandes, Axel Klein. Vor allem wenn immer wieder beklagt werde, dass in den Großstädten bezahlbarer Wohnraum fehle, dürfe dieser Bereich nicht außer Acht gelassen werden. Zudem müssten die gleichen Standards gelten etwa beim Brandschutz, der Hygiene oder dem Arbeitsschutz. „Und das muss kontrolliert werden - wie bei Hotels auch.“

Der Trend zur sogenannten Sharing Economy biete auch Chancen, bestätigt der Chef der Dresden Marketing GmbH, Kai Schulz. Wie viel Gäste und damit Umsatz der Hotellerie durch die privat angebotenen Unterkünfte verloren gingen, lasse sich nicht sagen. „Sinnvoll wäre es jedoch, wenn es bundes- oder landesweite einheitliche Regelung gebe, mit der Sicherheits- und Hygienefragen, aber auch etwa die Verknappung von Wohnraum durch solche Vermietungen geklärt werden.“

Der Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, Volker Bremer plädiert für ein Zweckentfremdungsverbot. Hausbesitzer dürften ihre Wohnungen nicht zu Feriendomizilen umfunktionieren, Spekulanten in gefragten Gegenden Eigentumswohnungen nur kaufen, um sie gewinnbringend an Reisende zu vermieten. Das habe mit Shared Economy nichts mehr zu tun. Deren Anteil sei in Leipzig „noch nicht gravierend“. Gäste in Privatwohnungen seien zudem eine andere Zielgruppe als Hotelgäste.

Der Chef des Dresdner Tourismusverbandes und Hotelchef, Johannes Lohmeyer, verreist selbst gern über Airbnb. Auch wenn es sich für einen Hotelier merkwürdig anhöre: „Ich habe einen Allergie gegen Hotels.“ Auch in seinem Haus werde ein Appartement bei Airbnb angeboten. „Und es gibt massenhaft Anfragen.“ (dpa)