Merken

Initiative für ein eigenes Sorben-Parlament

Die Geschichte der Sorben ist vom Bestreben nach Selbstbestimmung geprägt. Als ihre Interessenvertretung gilt seit 100 Jahren die Domowina. Doch Kritiker wollen eine autonome Volksvertretung.

Teilen
Folgen

Cottbus/Bautzen. Die Rechte des sorbischen Volkes sollen einer Initiative zufolge durch ein gewähltes Parlament gestärkt werden. Dies könne nach einem langen Diskussionsprozess durch eine Volksabstimmung entschieden werden, sagte Johannes Heimrath von der Initiativgruppe für eine sorbische Volksvertretung - Serbski sejmik - am Dienstag in Cottbus.

Mit einem Runden Tisch solle diese Diskussion am 26. Januar im ostsächsischen Schochtitz bei Bautzen fortgesetzt werden. Von diesem Forum werde ein Mandat für das weitere politische Vorgehen erwartet. «Unser Ziel ist eine Autonomie für die Sorben mit allen demokratischen Rechten», betonte Heimrath.

Zurzeit gilt die Domowina als politische Interessenvertretung der etwa 60.000 Lausitzer Sorben, davon 40.000 in Sachsen und 20.000 in Brandenburg. Sie nennen sich in der märkischen Niederlausitz auch Wenden. Die Domowina, ein Dachverband sorbischer Vereine mit mehr als 7.200 Mitglieder, sieht das Anliegen der 2011 gegründeten Initiativgruppe skeptisch. Sie will die Rechte der Sorben in den aktuellen Strukturen erweitern.

Jetzige Vertretung kann Probleme nicht lösen

Die gegenwärtigen Strukturen der Sorbenvertretungen seien nicht geeignet, die Probleme der Sorben zu lösen, sagte Michael Apel, Sprecher der Initiative in der Niederlausitz. Nach ihren Plänen soll der «Serbski sejmik» alle öffentlich-rechtlichen Aufgaben übernehmen, die bisher von der Domowina und der Stiftung für das sorbische Volk geleistet wurden.

«Die Sorben werden als Minderheit bezeichnet, aber das ist ein schiefes Bild», sagte Heimrath. «Es gibt keine demokratisch gewählte Vertretung der Sorben, die selbstbewusst und auf gleicher Augenhöhe mit den deutschen Behörden handelt.» Das sei zum Beispiel ein Nachteil, wenn es um die Verteilung der Zuwendungen der Stiftung für das sorbische Volk geht. Über die Stiftung fördern der Bund sowie die Länder Sachsen und Brandenburg die sorbische Kultur jährlich mit fast 17 Millionen Euro.

Die Hauptversammlung der Domowina setzte sich zuletzt im März 2011 dafür ein, eine breit legitimierte und anerkannte Vertretung ihrer politischen Ziele zu erreichen. Dazu gehörte eine Direktwahl der Vertreter der Räte für sorbische Angelegenheiten durch das sorbische Volk. (dpa)

Im Internet: Sorbische Volksvertretung

Homepage der Domowina